Nicht nur in der Großstadt: Wie erhöhte Parkgebühren die Warburger umtreiben
Stand: 01.10.2024, 19:18 Uhr
Anwohnerparken in Köln ist jetzt deutlich teurer als früher. Das gilt auch für andere NRW-Städte - etwa Warburg. Ein Ortsbesuch in der Kleinstadt, in der selbst jene über fehlende Parkplätze und erhöhte Parkgebühren stöhnen, die kein Auto fahren.
Von Jörn Seidel
Tsiori Rabemanantsoa könnte die Parkplatz-Situation in Warburg herzlich egal sein. Der gebürtige Madagasse fährt kein Auto. Zur Arbeit fährt er mit dem Fahrrad. Gerade eben war der 28-jährige Heilerziehungspraktiker mit seiner Schwägerin frühstücken gegangen. Nun steht der Warburger lächelnd vor der Tür im Regen, blickt über die Automassen auf dem Parkplatz neben dem Schützenplatz und sinniert über Parkplatz-Probleme:
Die Parkplatz-Probleme in der Warburger Innenstadt erlebe er zwar nicht selbst, sagt Rabemanantsoa. "Aber das erlebe ich, wenn ich Gäste zu Besuch habe, die mit dem Auto kommen." Und er beobachte immer wieder, wie das Thema Parkplätze und Parkgebühren viele Warburger aufwühle.
Im Rahmen der diesjährigen WDR aktuell Tour waren wir heute, am 1. Oktober 2024, in Warburg. Auch in der gemeinsamen Redaktionskonferenz am Morgen wurde klar: Die erhöhten Parkgebühren beschäftigen viele Warburger.
Parkgebühren deutlich erhöht
Kein Wunder. Seit Anfang des Jahres müssen Autofahrer in der Warburger Innenstadt ein Vielfaches mehr fürs Parken bezahlen. Ein Stadtgespräch, auch jetzt noch.
Kostete ein Parkschein-Ticket für eine Stunde vorher 50 Cent, sind es nun zwei Euro. Zugleich wurden die Gebühren fürs Anwohnerparken erhöht. Statt vorher 30 Euro im Jahr sind es nun 84 Euro. Ähnliches erleben zurzeit die Kölnerinnen und Kölner: Kostete der Bewohnerparkausweis dort vorher 30 Euro im Jahr, sind es seit Dienstag 100 Euro.
Wolfgang Voss, Leiter des Warburger Ordnungsamtes, verteidigt die erhöhten Parkgebühren für Anwohner und Besucher der Innenstadt:
"Es geht der Stadt nicht darum, sich zu bereichern", sagt Voss dem WDR. Das sei mit den Parkgebühren auch gar nicht möglich. Die laufenden Kosten für die Kontrolleure des Ordnungsamtes oder auch für die Wartung des Parkschein-Automaten würden die meisten Einnahmen gleich wieder verschlingen. Stattdessen gehe es darum, "ein bisschen Ordnung in der ganzen Parkerei zu erhalten".
Das bedeute, so Voss: Man müsse mit der begrenzten Anzahl an Parkplätzen in der Innenstadt so umgehen, dass möglichst viele Autofahrer dort mal parken können, um Erledigungen zu machen, und nicht nur wenige den ganzen Tag. Das gelte eben nicht nur für Großstädte wie Köln, sondern auch für eine Kleinstadt Warburg mit ihrer engen historischen Altstadt.
Bürgermeister Scherf: "ein Spagat"
Warburgs Bürgermeister Tobias Scherf bezeichnet es als auf Nachfrage des WDR als "Spagat": Einerseits wolle die Stadt, dass auch Kunden mit dem Auto die Innenstadt-Geschäfte besuchen. Andererseits dürften diese eben nicht allzu lange die Parkplätze belegen, damit auch andere Kunden diese Möglichkeit haben.
Von links: Friseur Gano vom Lifestyle Barber Shop in Warburg und sein Stammkunde Nick
Einer, der die Parkplatz-Probleme in der Innenstadt sehr gut kennt, ist Friseur Gano vom Lifestyle Barber Shop in der Hauptstraße. Gerade ist sein Stammkunde Nick aus dem nahe gelegenen Peckelsheim da, lässt sich am Kopf gerad noch die Seiten ausrasieren, bevor er wieder sein Cappy aufsetzt und vor dem Salon mit anderen eine raucht.
Alles sind sich einig: Die Parkgebühren sind zu hoch
Weitere Kunden kommen hinzu: Freunde und Familienmitglieder, junge Erwachsene, auch Kinder. Nicht alle fahren Auto. Aber alle sinde derselben Meinung: Die Parkgebühren in Warburg seien viel zu drastisch erhöht worden - auch die Gebühren für das Anwohnerparken, sagt Friseur Gano.
Für seine Dreiviertelstunde beim Friseur müsse er nun 1,50 in den Parkautomaten stecken, beklagt der 23-jährige Nick. Damit sei der Friseurbesuch nun deutlich teurer. Und gerade am Nachmittag sei es trotzdem schwierig, einen Parkplatz zu finden.
Dann drückt er die Zigarette aus und geht zu seinem Wagen. "Allerdings", das müsse man doch sagen, so Nick, "gibt es am Rande der Innenstadt viele kostenfreie Parkplätze". Und auf einigen weiteren direkt in der Innenstadt könne man eine Weile lang kostenfrei mit Parkscheibe parken.
So ist es auch am Rande der Graf-Dodiko-Schule in der Innenstadt. Da darf man auf einigen Parkplätzen mit Parkscheibe für ein bis zwei Stunden sein Auto abstellen. Ansonsten sind diese Plätze für Anwohnerinnen und Anwohner reserviert.
Parkscheiben-Parker auf Anwohnerparkplätzen
Das Problem: Durch die Regelung mit den Parkscheiben sei es nicht immer leicht, einen Parkplatz zu finden, sagt eine ältere Anwohnerin mit Bewohnerparkausweis. An diesem Tag hat sie Glück: Ihr Auto steht direkt vor der Tür.
Autofahrer Thomas Becker in Warburg
Für Thomas Becker ist hundert Meter weiter trotzdem noch Platz. Zwar wohne er nicht weit weg, wie er sagt. Aber wegen des Regens hole er seine Tochter ausnahmsweise mit dem Auto von der Schule ab. Sein Parkplatz: ein Anwohnerparkplatz, den er mit Parkscheibe nutzen darf.
Ausnahmesituation Oktoberwoche
Tsiori Rabemanantsoa steht längst nicht mehr am großen Parkplatz neben dem Schützenplatz. Würde er jetzt auf die vielen Autos schauen, würde das seinen Eindruck von der deutlichen Parkplatz-Problematik in Warburg wohl noch verstärken. Denn von Stunde zu Stunde scheint sich dort die Zahl der Parkplatz suchenden Autofahrer deutlich zu erhöhen.
Verständlich: Gleich nebenan läuft auf dem Schützenplatz die Warburger Oktoberwoche mit Riesenrad, Autoscooter und Fischbrötchenbude. Eine Ausnahmesituation für den Autoverkehr in Warburg.
Eine junge Familie in einem Kleinbus fährt wieder und wieder eine Runde auf dem Parkplatz. Vergeblich. Manche Wagen stehen schon am Rande des mittleren Parkplatz-Weges - dort, wo man eigentlich nicht parken darf. Der Kleinbus biegt ab, kommt ganz nah an die falsch parkenden Autos. Zwischendrin ein Fußgänger. Eine brenzlige Situation.
Ordnungsamt-Chef Voss kennt die Parkplatz-Situation zur Oktoberwoche sehr genau. Gerade abends seien viele Autofahrer auf Suche, sagt Voss. Falschparker sollten aufpassen, denn gerade dann werde verstärkt kontrolliert.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter: Beobachtungen vor Ort in Warburg
- Warburger Tsiori Rabemanantsoa
- WDR-Gespräch mit Warburgs Ordnungsamtsleiter Wolfgang Voss
- WDR-Gespräch mit Warburgs Bürgermeister Tobias Scherf
- Friseur Gano in Warburg
- Anwohnerin mit Bewohnerparkausweis
- Autofahrer Thomas Becker
Über dieses Thema berichten wir im WDR am 01.10.2024 auch im Fernsehen: Lokalzeit Köln, ab 19.30 Uhr.