Personalmangel zwingt Traditionsgasthaus zur Sonntagsschließung
Stand: 02.06.2023, 18:18 Uhr
Qualifizierte Fachkräfte für die Gastronomie zu finden, ist quasi unmöglich geworden. Selbst Traditionsgasthäuser reduzieren mittlerweile Öffnungszeiten - wie das münstersche Traditionshaus "Stuhlmacher".
Von Andrea Hansen
Anderthalb Jahre haben sie das Problem vor sich her geschoben, sagt Inhaber Franz-Ludwig Feldhaus: "Alle haben über Monate mitgezogen, es ist ein tolles Team." Doch jetzt ging es so nicht mehr weiter.
Weder Beschäftigte noch Familie hatten Luft für mehr Schichten. Und Verstärkung fänden sie auch keine, so der 37-Jährige: "Ob man eine kleine oder große Anzeige schaltet, ist egal - es kommt einfach nichts."
Oberkellner verzweifelt gesucht
Neue Leute hat er zuletzt nur über Initiativbewerbungen oder Empfehlungen aus dem Team gefunden. Rund 50 Personen arbeiten bei "Stuhlmacher", die wenigsten davon sind Aushilfen.
Franz-Ludwig Feldhaus führt das Haus in vierter Generation. Was ihm fehlt, sind Fachkräfte. Immer weniger Menschen erlernen einen gastronomischen Beruf. Dafür gibt es aus seiner Sicht viele Gründe.
Juniorchef und Servicekraft arbeiten beim Mittagstisch Hand in Hand.
Am Geld alleine läge es nicht, Häuser wie seines zahlen mehr als Mindestlohn oder Tarif. Denn keiner, der das Geschäft wirklich beherrsche, käme dafür. Und flexible Arbeitszeiten hätte ein Siebentagebetrieb von ganz allein.
Dienstleistung hat ein Imageproblem
"Zu Zeiten meines Großvaters war Oberkellner eines Gasthauses zu sein, eine geschätzte Position," sagt der Gastronom. Das sähe jetzt anders aus – zu viele Betriebe hätten auf Aushilfen gesetzt und so den Beruf entwertet.
"Früher begegnete man sich auf gleicher Augenhöhe", sagt der Gastronom. Heute würden manche Gäste das Personal eher als Diener denn als Gastgeber begreifen: "Da hat sich die Stimmung nicht zum Besseren gewandelt."
Lieber Umsatz - als Mitarbeiterverlust
Immer weniger Menschen erlernen einen gastronomischen Beruf.
Mit der Stammkundschaft ist es laut Feldhaus anders. Darum sei die Wahl auf den Sonntag als am ehesten verzichtbar gefallen: "Da haben wir die wenigsten Stammtische." Und auch Geschäftskunden aus Wirtschaft und Verwaltung kommen unter der Woche.
Nie wieder sonntags?
Knappe zehn Prozent Umsatzverlust bedeutet dieser Tag weniger die Woche. Aber es hilft nichts, so sehr es sich der junge Gastronom anders wünschen würde – auch für eine lebendige Innenstadt.
Was er sich außerdem wünscht? Endlich wieder ein besseres Image für Gastro-Berufe. Gastgeber sein, sei ein toller Job, findet Franz-Ludwig Feldhaus: "Was ist denn schöner, als wenn Menschen sich bei dir für den gelungenen Abend bedanken?" Ihm fällt wenig ein.
Über dieses Thema berichten wir in unseren Hörfunkwellen WDR 2, WDR 4 und WDR 5, sowie in der Aktuellen Stunde und der Lokalzeit Münsterland.