Neue Stolpersteine und Zeitzeugengespräch in Iserlohn

Lokalzeit Südwestfalen 27.10.2023 Verfügbar bis 27.10.2025 WDR Von Claudia Roelvinck

Iserlohn: Neue Stolpersteine zur Erinnerung an Opfer der Nazis

Stand: 27.10.2023, 20:59 Uhr

Iserlohn hat zehn weitere Stolpersteine zur Erinnerung an Opfer der Nazis. Den Anstoß gab ein Nachfahre aus den USA, der die Stadt nun erstmals besucht.

Von Claudia Roelvinck

"Es ist wie ein Kreis, der sich schließt. Meine Großtante hat nun endlich eine Ruhestätte und ist nicht nur in einem Haufen Asche in Auschwitz." James Schultz, aus den USA, Großneffe von Martha Giebe

James Schultz aus New York hat seine Großtante nie kennengelernt. Aber seine Tante hat immer wieder von den schönen Besuchen in Iserlohn erzählt. Das war vor dem Zweiten Weltkrieg. Damals durfte die Tante hier immer ins Kino - kostenlos.

Ein Bild des Ehepaars Willy Giebe und Martha Giebe

Das Kino - die Schauburg - gehörte Martha Griebe (links) und ihrem Mann Willy (rechts)

Das Kino - die Schauburg - gehörte nämlich Martha Griebe und ihrem Mann Willy, der auch als "Kinokönig des Sauerlands" bekannt war. Martha war Jüdin. Zuerst verstecke Willy seine Frau in Einbeck in Niedersachsen. Doch sie wurde verraten, von den Nazis ins Konzentrationslager Auschwitz gebracht und dort ermordet.

Sie war nicht die Einzige in der Familie. Auch in Berlin und Bremen lebten Verwandte, die Opfer der Nazis wurden. Dort sind schon länger Stolpersteine für sie verlegt. Also die kleinen, messingfarbenen "Pflastersteine" im Boden, die an dem letzten freiwillig gewählten Wohnort an die Vertriebenen und Ermordeten erinnern.

James Schultz, ein Nachfahre eines Opfers, ist bei der Verlegung der Stolpersteine dabei

James Schultz ist aus New York angereist, um bei der Verlegung der Stolpersteine dabei zu sein

James Schultz fragte über die Stolperstein-Initiative schließlich auch in Iserlohn nach, was dort über seine Großtante bekannt ist und warum es noch keinen Stolperstein gibt. Im Stadtarchiv begann eine aufwändige Recherche. Dabei kamen auch die Schicksale von acht weiteren Nazi-Opfern aus Iserlohn ans Licht. 2016 gab es hier die letzte Stolperstein-Verlegung. Nun kommen zu den bisher 20 Steinen noch einmal zehn hinzu.

Patenschaft für die Stolpersteine

Zwei davon erzählen vom Schicksal zweier Jugendlicher, erst 12 und 16 Jahre alt. Mit diesem Thema beschäftigen sich Schülerinnen und Schüler in Iserlohn. Sie haben die Patenschaft für diese Stolpersteine übernommen.

Und wollen mit dem "Zweit"-zeugen James Schultz ins Gespräch kommen. Und erfahren, wie die Vernichtungs-Maschinerie der Nazis bis heute Auswirkungen auf das Leben der Hinterbliebenen hat.

Über dieses Thema berichten wir am 27.10. auch im Fernsehen in der WDR Lokalzeit Südwestfalen und im Radio auf WDR 2.

Iserlohn: Neue Stolpersteine zur Erinnerung an Opfer der Nazis

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