Goldmedaille mit Spenderherz

Stand: 07.03.2023, 18:34 Uhr

Brigitte Grotmann aus Kirchhundem hat seit neun Jahren ein Spenderherz. Im Interview erzählt sie über ihre sportlichen Erfolge in der deutschen Transplantations- und Dialyse-Nationalmannschaft.

WDR: Frau Grotmann, wie war das damals, 2014, als sie ein neues Herz bekommen haben?

Speerwurf auf dem Ascheplatz des Maria-Königin-Gymnasiums

Das Warten auf ein neues Herz - eine intensive Leidenszeit

Brigitte Grotmann: Das Schlimmste war das Warten auf das neues Herz. Zuerst hieß es, in sechs Wochen bist du dran, dann geht’s los. Daraus wurden aber zehn, dann zwölf Wochen und am Ende waren es neun Monate. Das hat schon sehr an den Nerven gezehrt. Ich war monatelang mehr tot als lebendig.

WDR: Trotzdem lachen sie viel und wirken sehr fröhlich. Ist das immer so?

Grotmann: Klar, nur rumheulen bringt nichts, und wenn ich damals nicht schon die Einstellung gehabt hätte, dass irgendwie alles wieder gut wird, hätte das auch nicht geklappt mit der Transplantation, da bin ich mir sicher.

Protagonistin lacht in die Kamera und hält dabei ihren Speer

Auch positives Denken spielt für sie eine wichtige Rolle

Der Kopf macht einen Großteil des Heilungsprozesses aus und wenn der Kopf nicht mitspielt, können die Ärzte auch nur bedingt helfen.

WDR: Sie kamen schon als Frühchen auf die Welt, hatten in der Kindheit und Jugend auch schon gesundheitliche Probleme. Was waren die prägendsten Momente?

Grotmann: Jedes Mal, wenn der Defibrilator angeschlagen hat, weil mal wieder Herzstillstand war. Dann hatte ich eine Lungenembolie, die nicht erkannt wurde. Außerdem einen Schlaganfall mit Hirnstammbeteiligung. Zum Glück konnte ich mir große Teile der Hirnschäden wieder antrainieren.

WDR: Worauf müssen sie beim Sport aufpassen?

wird geändert

Brigitte Grotmann hat schon reichlich nationale und internationale Titel gewonnen

Grotmann: Ich hab keine konkreten Grenzen, ich bin da aber immer in Absprache mit meinen Ärzten und treibe so lange Sport, wie ich es im vernünftigen Rahmen machen kann.

Dass ich Teil der Transplantations- und Dialyse-Nationalmannschaft bin und schon so einige Medaillen bei Welt- und Europameisterschaften gewinnen konnte, motiviert mich natürlich noch mehr, regelmäßig Sport zu treiben.

Ausdauersportarten wie Schwimmen waren nicht gut für mich, heute betreibe ich Speerwurf, Kugelstoßen, Boule und Darts.

WDR: Was treibt sie an?

Kugelstoßen in der Halle

Ihr neues Organ hält sie fit mit viel, aber gut dosiertem Sport

Grotmann: Ich will fit bleiben. Man bekommt so ein Herz ja zwar quasi geschenkt, aber nicht ohne Bedingungen. Wenn man da lange was von haben möchte, muss man gut darauf aufpassen.

Da gehört Sport natürlich mit dazu, damit das neue Organ, in meinem Fall das Herz, möglichst lange lebt und ich damit meinen Spender, den ich nicht kenne, ehren kann.

WDR: Setzen Sie sich auch sportliche Ziele?

Speerwerferin beim Aufwärmen

Ihre Sportarten: Kugelstoßen, Speerwurf, Boule und Darts

Grotmann: Sportliche auf jeden Fall. In diesem Jahr ist die Trans-Dia-Weltmeisterschaft im australischen Perth. Da würde ich gern hinfliegen, allerdings ist das mit hohen Kosten verbunden. Dieses Abenteuer steht für mich also noch etwas in den Sternen.

Aber in zwei Jahren steht eine Weltmeisterschaft in Deutschland an. 2025 in Dresden, da will ich auf jeden Fall mit dabei sein, denn es ist die erste Trans-Dia-WM in Deutschland.

Das Interview führte Denis Stephan.

Über dieses Thema berichtet der WDR am 03.03.2023 im Fernsehen in der WDR Lokalzeit Südwestfalen.