Schlangen

Schlangenarten in Deutschland

Stand: 03.12.2021, 10:56 Uhr

In Deutschland gibt es noch sechs Schlangenarten, die meisten von ihnen sind allerdings in ihrem Bestand bedroht. Flurbereinigungen, aufgeforstete Wälder und verschmutzte Gewässer beschränken den Lebensraum der Schlangen auf wenige Gebiete.

Von Pia Prasch

Die Kreuzotter (Vipera berus)

Kreuzottern sind giftig. Auch wenn ihr Biss für uns Menschen nur äußerst selten tödlich ist, sollte man es vermeiden, eine Kreuzotter anzufassen. Sie gehören zur Familie der Vipern und produzieren wie alle Vipern ein Gift, das Verdauungsenzymen ähnelt. Es schädigt Organe und Gewebe und bringt das Blut des Opfers zum Gerinnen.

Kreuzottern sind lebend gebärend, das heißt, ihre Jungen schlüpfen schon während des Geburtsvorgangs aus dem Ei und werden danach sich selbst überlassen. Sie werden 50 bis 80 Zentimeter lang.

Die Giftschlangen sind in weiten Teilen Süddeutschlands verbreitet, kommen aber auch in Norddeutschland vor. Man erkennt sie leicht an der schwarzen oder braunen Zickzackmusterung auf dem Rücken, in feuchten Biotopen gibt es allerdings auch vollständig schwarze Exemplare.

Eingerollt liegt eine Kreuzotter im Sand

Kreuzottern sind sehr scheue Tiere

Die Aspisviper (Vipera aspis)

Das Gift der Aspisviper ist etwas stärker als das der Kreuzotter, aber auch ihr Biss ist für einen gesunden Menschen nicht tödlich. Die Aspisviper ist äußerst wärmeliebend und kommt in Deutschland nur noch vereinzelt im Südschwarzwald vor.

Wie alle anderen Schlangen ist sie auf sonnige Lichtungen angewiesen, um ihren Körper aufzuwärmen. Einen geeigneten Lebensraum zu finden, wird aber immer schwieriger, denn die ökologisch bewirtschafteten Wälder, aus denen nur vereinzelt Bäume entfernt werden, sind kein geeigneter Lebensraum für Schlangen.

Die stark bedrohten Reptilien können mehr als 20 Jahre alt werden und eine Körperlänge von etwa 70 Zentimetern erreichen. Sie sind leicht an ihrem dreieckigen Kopf und der charakteristisch nach oben aufgeworfenen Schnauze zu erkennen. Auch die Aspisviper ist lebendgebärend. Jedes Jahr im Spätsommer bringt sie bis zu 18 Junge zur Welt.

Nahaufnahme einer Aspisviper

Nur noch selten anzutreffen: die Aspisviper

Die Äskulapnatter (Elaphe longissima)

Die ungiftige Äskulapnatter ist das Wappentier der Ärzte und Apotheker. Der altgriechische Gott der Heilkunst, Asklepios, hielt in seiner linken Hand einen Stab, um dessen Schaft sich eine Schlange wand. Der Äskulapstab galt als Symbol für Wohlstand, Wohlergehen und Fruchtbarkeit.

Später wurden die griechischen Götter romanisiert, und im 3. Jahrhundert vor Christus wurde aus Asklepios der römische Gott Äskulap, der als gekrönte Schlange gekommen war, um den Pestepidemien in Rom ein Ende zu setzen.

Männliche Äskulapnattern werden bis zu 1,6 Meter lang, die Weibchen bleiben etwas kleiner. Auf der Jagd nach Beute erklimmt die grünlich oder in anderen Farbschattierungen schillernde Würgeschlange sogar Bäume.

Das Weibchen legt im Juni oder Juli fünf bis acht Eier, aus denen nach 60 Tagen die jungen Nattern schlüpfen. Äskulapnattern können bis zu 30 Jahre alt werden.

Auf einer Hand schlängeln sich zwei kürzlich geschlüpfte Äskulapnattern

Zwei junge Äskulapnattern kurz nach dem Schlüpfen

Die Würfelnatter (Natrix tessellata)

Würfelnattern sind Wasserschlangen. Durch die zunehmende Verschmutzung von Flüssen und Seen sind sie in Deutschland vom Aussterben bedroht. In Rheinland-Pfalz gibt es nur noch drei Restpopulationen an der Mosel, der Nahe und der Lahn.

Zur Eiablage sind die ungiftigen Nattern auf Schwemmgut und eine intakte Uferböschung angewiesen – Lebensräume, die an den begradigten Flüssen immer seltener werden. Würfelnattern sind flinke Schwimmer und gute Taucher. Ihre Beutetiere, Fische und Amphibien, erjagen sie meist unter Wasser.

Aber auch an Land lassen sie sich einen Frosch, eine Kröte oder einen Salamander nicht entgehen. Ihren Namen verdankt die gräulich oder bräunlich-schwarze Schlange dem charakteristischen Würfelmuster auf ihrem Rücken.

Eine Würfelnatter schwimmt in einem Fluss

Würfelnattern lieben das nasse Element

Die Ringelnatter (Natrix natrix)

Ringelnattern sind semiaquatisch, das heißt, sie leben sowohl im Wasser als auch an Land. Bei Gefahr flüchten die scheuen Reptilien meist ins Wasser und tauchen ab. Gelingt es der ungiftigen Schlange nicht, vor dem Feind zu fliehen, versprüht sie eine übel riechende Flüssigkeit oder stellt sich tot, indem sie sich auf den Rücken dreht und die Zunge aus dem Maul hängen lässt.

Zum Jagen kriechen die guten Schwimmer aber meistens an Land. Hat eine Ringelnatter eine Kröte, einen Salamander, einen Molch oder einen Fisch erbeutet, frisst sie das wehrlose Tier bei lebendigem Leibe auf, ohne es vorher zu ersticken.

Weibliche Ringelnattern sind größer als ihre männlichen Artgenossen, in seltenen Fällen werden sie bis zu zwei Meter lang. Obwohl die Ringelnatter noch immer eine der häufigsten heimischen Schlangenarten ist, hat sich auch ihr Bestand bedenklich verringert.

Der Kopf einer Ringelnatter

Bei Bedrohung stellt sich die Ringelnatter tot

Die Glatt- oder Schlingnatter (Coronella austriaca)

Die Schlingnatter ist deutlich seltener und gefährdeter als die Ringelnatter. Sie wird selten mehr als 70 Zentimeter lang und ist damit die kleinste heimische Schlangenart. Mit ihrem gefleckten grauen Rücken könnten besonders die Weibchen von Laien mit der Kreuzotter verwechselt werden. Die runden Pupillen sind jedoch ein eindeutiges Merkmal der ungiftigen Natter.

Im Gegensatz zu den übrigen heimischen Natternarten ist die Schlingnatter lebendgebärend und bringt jedes Jahr bis zu 15 Junge zur Welt, die sich vom ersten Tag an selbst versorgen. Schlingnattern ernähren sich von Eidechsen und Blindschleichen, zuweilen fressen sie auch andere junge Schlangen. Ihre Beutetiere töten sie vor dem Verzehr durch Erdrosseln.

Eine Schlingnatter schlängelt sich dem Betrachter entgegen

Die kleinste heimische Schlange: die Schlingnatter

Quelle: SWR