Prozessbeginn: Mutmaßlicher Mord an Ehefrau

Lokalzeit OWL 01.02.2024 02:36 Min. Verfügbar bis 01.02.2026 WDR Von Oliver Köhler

Prozessauftakt im Mordfall Marion S.: Musste die Frau sterben, weil sie die Scheidung wollte?

Stand: 01.02.2024, 20:53 Uhr

Das Landgericht Bielefeld will ab heute die Hintergründe eines Mordes an einer 68-Jährigen Frau aus Steinhagen im Kreis Gütersloh aufklären. Die Staatsanwaltschaft ist überzeugt, dass Marion S. von ihrem Ehemann getötet und dann im vergangenen Sommer in einem Waldstück verscharrt wurde.

Von Oliver Köhler

Der Andrang am Landgericht Bielefeld ist an diesem Morgen groß. Sämtliche Zuschauerplätze im Saal 1 sind schon eine Viertelstunde vor Verhandlungsbeginn belegt. Nachbarn und Bekannte sind gekommen. Sie erhoffen sich Hintergründe zu dem Gewaltverbrechen im Juli 2023 in ihrem Ort.

Auf der Anklagebank sitzt Hans-Heinrich S.. Der 73-jährige Schafzüchter aus Halle ist stadtbekannt. Er soll seine Ehefrau erdrosselt haben. Motiv: Hass.

Ehemann droht lebenslang

Habgier, niedere Beweggründe, Heimtücke - gleich drei Mordmerkmale sieht die Staatsanwaltschaft als erfüllt an. Sie hat Hans-Heinrich S. wegen Mordes an seiner Ehefrau angeklagt.

Nach 45 Jahren Ehe wollte Marion S. die Scheidung. Außerdem verlangte sie Trennungsgeld. Der Angeklagte soll mit beidem nicht einverstanden gewesen sein. Komme es zur Scheidung, werde er ein Killerkommando beauftragen, soll der 73-jährige Zeugen gegenüber gesagt haben. Aktenkundig ist auch ein Fall häuslicher Gewalt an seiner Ehefrau, wenige Wochen nachdem Marion S. im Oktober 2020 aus der gemeinsamen Wohnung in Halle ausgezogen war.

Leiche im Wald vergraben

Am 06. Juni 2023 sollte die Ehe von Marion und Hans-Heinrich S. geschieden werden. Es gab einen entsprechenden Termin am Amtsgericht Halle. Doch dazu kam es nicht. Hans-Heinrich S. hatte sich krank gemeldet. Vier Wochen später verschwand Marion S. dann spurlos. Tage später fanden Spaziergänger ihre Leiche in einem Waldstück. Nicht weit entfernt vom Bauernhof des Angeklagten. Todesursache: Erdrosseln.

Die Staatsanwaltschaft will beweisen, dass es ihr Ehemann war. Er soll sie in ihrem Elternhaus überrascht und überwältigt haben. Vorher soll er in dem Wald ein Grab für sie ausgehoben haben. Ermittler sicherten DNA-Spuren seiner Frau im Kofferraum seines Autos. Außerdem soll der Angeklagte kein Alibi für die Tatzeit haben.

Reiner Indizienprozess

Hans-Heinrich S. hat im Ermittlungsverfahren die Vorwürfe bestritten. Beim Prozessauftakt machte er nur Angaben zu seinem Lebenslauf. Zur Sache wolle er sich später äußern, so sein Verteidiger Sascha Haring. Im Gespräch mit dem WDR fügte er zu, dass sich die DNA-Spuren im Kofferraum schlüssig erklären ließen. Nach einem Geständnis sieht es also nicht aus.

Im Prozess kommt es nun unter anderem auf die Experten des Landeskriminalamtes NRW an. Sie haben Mikrospuren analysiert. Sie stammen nicht nur aus dem Kofferraum. Was genau dahintersteckt erfährt die Öffentlichkeit erst am 14. Februar. Dann sollen die Experten zu Wort kommen. Vermutlich werden Nachbarn und Bekannte dann wieder in Saal 1 des Landgerichts Bielefeld kommen.

Über dieses Thema berichten wir am 01. Februar 2024 auch im Fernsehen: Lokalzeit OWL.

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort