Zehn Jahre Islamlehrer-Ausbildung in Münster

Stand: 20.10.2022, 15:44 Uhr

In Münster startete vor genau zehn Jahren der Studiengang zur Ausbildung von Islamlehrerinnen und –lehrern. Die Universität Münster war damit die erste und einzige in NRW.

Von Heike Zafar

Jahrelang war damals um die Einführung des Bekenntnis-orientierten Islamunterrichts gestritten und gerungen worden. Es gab viele Debatten und Diskussionen, und am Ende war Islamprofessor Mouhanad Khorchide der Pionier.

2011 hatte die damalige Landesregierung entschieden, den Islamunterricht einzuführen, ein Jahr später wurde der Beschluss mit der Ausbildung muslimischer Religionslehrer und –lehrerinnen umgesetzt.

Start mit 13 Studierenden

Ein Mann steht vor einem Rednerpult.

Prof. Khorchide leitet die Islamlehrer-Ausbildung

"Am Anfang hatten wir gerade mal 13 Studierende und drei Mitarbeiter", erinnert sich Mouhanad Khorchide. Heute sind es rund 750 Studierende. "Wir fragen uns nicht mehr, ob wir einen islamischen Religionsunterricht in NRW wollen, sondern wir fragen uns, wie können wir den Unterricht professionalisieren?"

Weiterer Ausbau notwendig

Es geht aber auch um die Frage, wie kann islamischer Religionsunterricht ausgebaut werden an Schulen, die bisher keinen anbieten. Das Problem: Allein in NRW fehlen rund 2.000 ausgebildete Lehrer, so Khorchide.

Rund 450.000 muslimische Schüler gibt es in NRW, nur etwas mehr als fünf Prozent von ihnen haben bereits islamischen Religionsunterricht an der Schule. Die angehenden Lehrerinnen und Lehrer aus Münster werden darum händeringend erwartet.

Alltägliches Leben im Unterricht

Lehrer wie Murat Sensoy -  er ist einer der ersten Absolventen des Studiengangs am münsterischen Zentrum für islamische Theologie. Heute unterrichtet er an der Gesamtschule Ennigerloh/Neubeckum. 

Ein Lehrer unterrichtet Jungs im Klassenraum.

Lehrer wie Murat Sensoy sind gesucht

In der fünften Klasse geht es heute um Sauberkeit: "Wie sieht’s denn in euren Zimmern aus?", will Lehrer Sensoy wissen. Viele Hände gehen hoch: "Gott will, dass wir sauber sind, darum waschen wir uns auch vor dem Beten", sagt ein kleiner Junge.

Zwei Jungs schreiben auf Blättern in einem Klassenraum.

Für die Kinder ist der Unterricht wichtig

Lehrer Sensoy schmunzelt: "Für die Kinder ist der Islamunterricht ganz wichtig, weil hier so viele Dinge aus ihrem täglichen Leben zur Sprache kommen und eingeordnet werden", sagt er. Die katholischen und evangelischen Kinder dieser Schule haben gemeinsam christlichen Religionsunterricht, die muslimischen Kinder den Islamunterricht - früher undenkbar.

Wertschätzung statt Angstpädagogik

"Für die muslimischen Kinder ist es eine große Wertschätzung, dadurch fühlen sie sich mehr beheimatet", sagt Professor Khorchide. Und das im Islamunterricht vermittelte Gottesbild tue den Kindern gut. In vielen muslimischen Familien werde Gott als strafend und furchteinflößend dargestellt. Dieser "Angstpädagogik" werde das Bild eines liebenden, barmherzigen Gottes gegenübergestellt.

Rund 175 muslimische Lehrerinnen und Lehrer haben inzwischen ihren Dienst an den Schulen angetreten. Oberstes Ziel ist es jetzt, noch mehr junge Muslime davon zu überzeugen, als Religions-Lehrerinnen und -Lehrer an die Schulen zu gehen.

Über dieses Thema berichten wir am 20.10.2022 in der Lokalzeit Münsterland auf WDR 2 und im WDR Fernsehen.