Baustelle

Streit um "Hagedorn-Ranch" in Bielefeld

Stand: 07.09.2022, 11:52 Uhr

Eine Unternehmerin errichtet in Bielefeld eine Reitanlage, obwohl ein Gericht den Bau gestoppt hatte. Trotz Zwangsgeldern ging der Bau vorerst weiter. Nun die Kehrtwende: vorläufiger Stopp der Baustelle.

Die sogenannte "SL Riding Ranch" soll im Bielefelder Süden gebaut werden - in einem Naturschutzgebiet. Die Stadt Bielefeld hatte dafür eine Baugenehmigung erteilt. Dagegen hatte der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) geklagt. Im Dezember verhängte deshalb das Verwaltungsgericht Minden einen Baustopp.

Zwangsgeld angedroht

Nach Aussage der Stadt Bielefeld liefen die Bauarbeiten aber weiter, obwohl sie die Bauherrin mehrmals aufgefordert hatte, die Tätigkeiten einzustellen. Die Stadt hat daraufhin ein Zwangsgeld verhängt und wenig später noch ein weiteres. Im Raum stand deshalb, die Baustelle zu versiegeln und den Bau auf diese Weise stillzulegen.

Am Mittwochvormittag dann die Kehrtwende der Unternehmerin. In einer Presseerklärung schreibt sie: "Ich habe heute gegen 9.00 Uhr der Stadt Bielefeld mitteilen lassen, dass ich die Bauarbeiten an der SL Riding Ranch auf dem Grundstück Brockhagener Straße 285 noch vor dem Tagesende vorerst einstellen werde."

Zuvor berief sich die Bauherrin darauf, dass das Gericht noch keine Entscheidung getroffen habe. Zwar gebe es eine Einschätzung des Gerichts, aber keine Entscheidung. Deshalb sei weitergebaut worden.

Befürchtung, es würden Fakten geschaffen

BUND-Sprecher

BUND: Baustopp gilt

Der Sprecher des Bielefelder BUND, Adalbert Niemeyer-Lüllwitz, befürchtete dagegen, dass mit dem Weiterbau Fakten geschaffen werden sollten, damit ein Rückbau unwahrscheinlicher werde. Außerdem widersprach der Sprecher der Bielefelder Gruppe der Unternehmerin: "Wir haben einen gültigen Baustopp-Beschluss des Gerichts. Das Gericht hat den ausdrücklich bestätigt."

Die Unternehmerin begründet ihren heutigen Schritt, die Arbeiten auf der Baustelle nun vorerst ruhen zu lassen damit, dass sie sich "nun schützend vor das Bauunternehmen und vor allem vor seine Mitarbeiter" stellen müsse. Sie beschuldigt den BUND, immer wieder das Privatgrundstück betreten und unerlaubte Aufnahmen gemacht zu haben. Zuletzt seien sogar die Bauarbeiter beschimpft worden.

In der Presseerklärung schreibt die Unternehmerin: "Höchst ungern beuge ich mich diesem Verhalten, das ich als rechtswidrig und als Nötigung empfinde – als den Versuch, das Recht des Lauteren durchzusetzen." Sie vetraue nun auf die Gerichte und werde einen Sichtschutz um das Gelände errichten.

Gebiet nur für Landwirtschaft ausgewiesen

Kritik kommt auch von Landwirten in der Nachbarschaft. Dort dürften nur landwirtschaftliche Betriebe angesiedelt werden, die Ranch sei aber nur eine Reitsportanlage. Auch diese Kritik weist die Unternehmerin von sich.