Die Straßen sind inzwischen gut gestreut - und die Temperaturen in NRW überall leicht im Plus. Weitere durch Glätte verursachte Unfälle wurden in der Nacht nicht gemeldet. Eher problematisch für die Autofahrer waren die schlechten Sichtverhältnisse durch Nebel und Sprühregen. Für die A4 Köln - Olpe gab es zwischenzeitlich Meldungen über eine Sichtweite von nur 30 Metern.
Die Straßenverhältnisse bleiben tagsüber lediglich im Bergland schwierig - hier ist weiterhin teils mit Glätte durch gefrierenden Sprühregen zu rechnen.
Hunderte Unfälle und ein Toter auf eisglatten Straßen in NRW
Gefrorene Böden und Nieselregen hatten dagegen von Donnerstagabend bis Freitagmorgen viele Straßen in Nordrhein-Westfalen in Eispisten verwandelt. Laut Polizei passierten mehrere hundert Unfälle im Land. In den meisten Fällen blieb es bei Blechschäden, es wurden aber auch Dutzende Autofahrer und Radfahrer verletzt. Streudienste und Rettungskräfte waren im Dauereinsatz. In Bochum rückte die Feuerwehr mit ihren Löschfahrzeugen aus, um Verletzten zu helfen - die Rettungsdienste kamen bei den vielen Einsätzen allein nicht mehr hinterher.
Ärzte können gestürztem Radfahrer nicht helfen
Den schlimmsten Glätte-Unfall gab es in Dortmund: Dort stürzte ein 55-jähriger Radfahrer am Freitagmorgen, nachdem sich durch Nieselregen und gefrorene Böden eine spiegelglatte Eisschicht auf der Straße gebildet hatte. Rettungskräfte versuchten laut Polizei noch, ihn wiederzubeleben - trotzdem starb er wenig später im Krankenhaus.
Weitere Unfälle mit Radfahrern gab es in Münster - laut Polizei gab es bei drei dieser Unfälle Leichtverletzte und bei einem einen Schwerverletzen.
In Beelen im Kreis Warendorf rutschte ein Kind aus und wurde von einem Bus angefahren. Es sei ansprechbar gewesen, meldete die Polizei. In Münster stürzte eine 20-jährige Fußgängerin, rutschte auf die Fahrbahn und wurde am Bein von einem Bus überrollt.
In Lünen stürzte ein 52 Jahre alter Fußgänger so unglücklich, dass er vor Ort wiederbelebt werden musste. Im ganzen Land hatten es die Retter außerdem mit Knochenbrüchen und Platzwunden zu tun.
Rettungskräfte kämpfen selbst mit der Glätte
In Dülmen, im Norden des Ruhrgebiets, schlitterten auf einer Bundesstraße sechs Fahrzeuge ineinander - die Insassen wurden nur leicht verletzt. Als die Polizei den Unfall aufnehmen wollte, geriet ein weiterer Autofahrer ins Schlingern und prallte in den Streifenwagen. In Bad Oeynhausen bekam die Polizei selbst Glätte-Probleme: Als die Beamten an einer Unfallstelle ankamen, war es dort so glatt, dass der Streifenwagen nicht rechtzeitig zum Stehen kam und selbst auch noch eines der Unfallfahrzeuge rammte.
In Reichshof bei Gummersbach kam es zu einem Unfall, weil bei einem Lastwagen das Wasser auf der Abdeckplane gefroren war. In einer Kurve fielen große Eisplatten in den Gegenverkehr und krachten in die Windschutzscheibe eines Autos.
Erste Bilanz für NRW: Hunderte Unfälle
Mehr als 100 Glätte-Einsätze gab es allein in Dortmund, mehr als 80 in Bochum, jeweils mehr als 70 waren es in den Kreisen Recklinghausen und Wesel, 60 im Kreis Borken, 50 in Bochum, jeweils rund 40 im Kreis Coesfeld, in Hamm und Münster. In Essen kam die Müllabfuhr teilweise nicht in hügelige Wohngebiete, weil die Straßen zu glatt waren. In der Stadt Oberhausen gab es bis Freitagmittag 25 Verkehrsunfälle.
"Auffällig war", sagt eine Sprecherin der Dortmunder Polizei, "dass es sehr viele Fälle von Unfallflucht gab - also Beschädigungen an Fahrzeugen, bei denen sich die Verursacher entfernt haben.“ Die Polizei bittet Zeugen, sich zu melden, wenn sie heute Unfälle beobachtet haben.
Für den Kreis Soest sagte ein Sprecher der Polizei dem WDR am Morgen, es seien minütlich neue Unfälle gemeldet worden. Die Zahl der Unfälle stieg am Morgen auf mehr als 40 und fünf Verletzte. Zeitweise wurde der Busbetrieb im Kreis Soest weitestgehend eingestellt. In Iserlohn-Letmathe überschlug sich ein Auto und landete auf dem Dach. Der Fahrer wurde leicht verletzt.
Winterdienstfahrzeug kippt durch ein Überholmanöver um
Auch in Teilen des Märkischen Kreises kam es zu Unfällen. Bis zum Mittag waren es zehn. Die Polizei musste bis zur Ankunft des Streudienstes kurzzeitig immer wieder glatte Straßen sperren. Ein Winterdienstfahrzeug stürzte durch ein Überholmanöver um. Verletzt wurde niemand.
Die Kombination aus Nieselregen und Bodenfrost hat auch in Ostwestfalen-Lippe zahlreiche Straßen spiegelglatt werden lassen. 165 glättebedingte Unfälle zählten die Leitstellen in den Kreisen und in Bielefeld. Zeitweise war sogar die A2-Abfahrt Herford/Bad Salzuflen in Richtung Hannover wegen Glätte gesperrt.
Im Kreis Höxter musste ein Streifenwagen auf eisglatter Straße von einem Streufahrzeug abgeschleppt werden. Bei den Unfällen blieb es bei Blechschäden oder leichten Verletzungen. Die Glätte im Kreisgebiet dauert an.
In Moers berichteten Feuerwehrleute, dass sie teilweise nicht an Unfallstellen herangekommen seien, weil die Anfahrt durch andere Unfälle behindert worden sei. Krankenwagen hätten Verletzte nur in Schrittgeschwindigkeit in die Kliniken fahren können.
In Hamm konnten Schüler zu Hause bleiben
In Hamm gab es mehr als 40 Unfälle. Die Feuerwehr musste dutzende Male wegen gestürzter Menschen ausrücken. Die Stadt konnte zudem nicht alle Bürgersteige und Radwege streuen. Deshalb durften Schülerinnen und Schüler, wenn sie befürchten nicht unfallfrei zur Schule kommen zu können, am Freitag zu Hause bleiben.
Warnung vor Betreten der Eisflächen
Der Wupperverband warnt vor dem Betreten der Eisflächen auf Talsperren. Die Gefahr, dass die Eisfläche bricht, sei bei Talsperren größer als bei natürlichen Seen, da mit einem schwankenden Wasserstand zu rechnen sei. Durch die unter der Eisfläche entstehenden Hohlräume sei die Gefahr groß, in das Eis einzubrechen.
Unsere Quellen:
- eigene Recherchen
- Feuerwehr Münster
- Kreispolizeibehörde Borken
- Kreispolizeibehörde Wesel
- Mitteilung Feuerwehr Moers
- Polizei Düsseldorf
- Informationen der Nachrichtenagentur WDR
- WDR-Wetterunit