Der Dom Sankt Liborius in Paderborn

Erzbistum Paderborn: Gemeinden sollen Immobilien verkaufen

Stand: 14.09.2022, 11:56 Uhr

20 bis 30 Prozent der etwa 3.000 Immobilien, die sich im Besitz der Gemeinden befinden, sollen - wenn es nach Plänen des Erzbistums Paderborn geht - abgestoßen werden.

Während andere deutsche Bistümer schon längst gezwungen waren, ihren Immobilienbestand zu reduzieren, schien das im Erzbistum Paderborn dank voller Kassen kein Thema zu sein. Doch auch hier haben sich inzwischen die Zeiten geändert.

Sinkende Mitgliedszahlen und damit einhergehend der Rückgang von Kirchensteuermitteln, veränderte Nutzungsansprüche an Kirchengebäude sowie steigende Betriebskosten machen es notwendig: Die Gemeinden sollen langfristig ihren Immobilienbestand deutlich reduzieren. Um 20 oder sogar 30 Prozent.

Gemeinden sollen sich an Bedarf anpassen

Etwa 3.000 Immobilien befinden sich im Bestand der mehr als 600 Gemeinden. Rund 1.250 davon sind Kirchen und Kapellen und etwa 750 Pfarr- oder Gemeindehäuser. Um all diese geht es bei der Immobilienstrategie, deren Startschuss Anfang Juli fiel.

Auf der Bistumshomepage ist zu lesen: "Der Immobilienbestand soll so reduziert werden, dass man an den künftigen Bedarf angepasst ist. Das bedeutet, dass Geld einerseits bei Gemeinden eingespart werden kann, um es andererseits für Sanierung und größere Visionen ausgeben zu können."

Keine Reduktion, weniger Förderung

Kurzum: Gemeinden müssen Teile ihres Immobilienbestands abstoßen, wenn sie weiterhin ausreichend Gelder für Sanierungszwecke der anderen Gebäude erhalten wollen. Entscheiden die Gemeindegremien, dass sie keine Gebäude veräußern wollen, bekommen sie zukünftig nur noch Fördergelder zur Substanzerhaltung.

Das Erzbistum schreibt dazu zur Erklärung: "Es werden ausschließlich bestandserhaltende und sicherungstechnische Maßnahmen gefördert. Renovierungen und Modernisierungen können nicht mehr gefördert werden."

Kritik an den Plänen

Aus der Pressestelle des Erzbistums Paderborn ist zu hören, dass dieser Schritt den Gemeinden helfen soll, sich frühzeitig mit der Fage zu beschäftigen, welche Gebäude sie wirklich noch brauchen. Doch als Hilfe werden die Pläne nicht überall wahrgenommen. Manch einer spricht davon, dass "Paderborn den Gemeinden die Pistole auf die Brust" setzt.

Auch Pfarrer Stefan Schiller, Leiter des Pastoralen Raums Südlippe-Pyrmont, merkt an, dass man unter Zugzwang kommt. Den Grundgedanken trägt der Hauptamtliche aber zweifelsohne mit. Denn ein "Weiter so" kann es seiner Auffassung nach nicht geben:

"Die Frage ist nach der Alternative. Natürlich kann man das so empfinden. 'Wir müssen das ja tun. Was bleibt uns anderes übrig?' Aber einfach zu sagen, wir machen so weiter wie bisher - bis tatsächlich irgendwann nur noch möglich bleibt, den Bauzaun drumzusetzen und zu sagen 'wegen Baufälligkeit geschlossen' - damit ist, denke ich, keinem gedient."

Schon frühzeitig mit der Reduktion begonnen

Pfarrer öffnet eine mobile Wand in einer Kirche

Pfarrer Schiller öffnet die Glaswand zwischen Kirchenraum und Gemeinderaum

Für Pfarrer Schiller ist klar: Das alte Prinzip von einer Kirche, einem Gemeindehaus und einem Pfarrhaus in jedem Dorf ist längst überholt. Seine Gemeinden haben daher schon - ohne die Ankündigung aus Paderborn - begonnen, ihre Gebäude an den Bedarf anzupassen.

So wurde in der Gemeinde Heilig Kreuz in Horn bereits 2009 das Gemeindehaus neben der Kirche an privat verkauft und dafür schuf man im Kirchenraum selbst einen Gemeinschaftsraum - abgetrennt durch eine mobile Glaswand. Pfarrer Stefan Schiller: "Es war eben schon weit bevor man sich über große Immobilienstrategien Gedanken gemacht hat, in der Gemeinde die Erkenntnis gewachsen: 'Wir haben eigentlich zu viel. Wir müssen reduzieren.'"

Pfarrer Schiller will weiter reduzieren

Der Pastorale Raum Südlippe-Pyrmont hat sich für weitere Reduzierungen des Gebäudebestands entschieden und ist damit voll auf Linie des Erzbistums. Nun werden sich die Gremien und Gemeindemitglieder überlegen müssen, welche Gebäude sie langfristig in ihrem Besitz behalten wollen und welche nicht.

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WDR 5 Morgenecho - Kommentar 20.07.2019 02:32 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR 5 Von Udo Feist


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