Missbrauchsvorwürfe gegen Ex-Kirchenmitarbeiter in Siegen
Stand: 15.11.2023, 08:44 Uhr
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen einen ehemaligen Beschäftigten des Evangelischen Kirchenkreises Siegen-Wittgenstein. Ihm wird sexualisierte Gewalt vorgeworfen. Die Präses der evangelischen Kirche in Westfalen bestreitet, davon gewusst zu haben.
Von Gaby Rosenkranz
Es wird der Vorwurf erhoben, er habe seinen Ruf und seine Stellung in der Musikszene ausgenutzt, um sich Musikschülern sexuell zu nähern. Das teilte die Staatsanwaltschaft mit. Der Mann ist mittlerweile in Rente, bestätigte ein Sprecher der Evangelischen Kirche von Westfalen jetzt auf Anfrage des WDR.
Die Präses der evangelischen Kirsche bestreitet, davon gewusst zu haben
In der Siegener Zeitung hatte ein Zeuge behauptet, die Präses der evangelischen Kirche in Westfalen, Anette Kurschus, hätte von den Vorwürfen gewusst. Das weist die Präses zurück. Kurschus sagte auf einer Synode in Ulm, es sei bekannt, dass sie sich mit Nachdruck für die Bekämpfung sexualisierter Gewalt einsetze.
Sie habe lediglich die sexuelle Orientierung des Mitarbeiters gekannt. Hinweise auf sexualisierte Gewalt habe es in dieser Zeit nicht gegeben. Sie sei schockiert darüber, was den Betroffenen wohl angetan worden ist. Kurschus war zur fraglichen Zeit Gemeindepfarrerin in Siegen.
Mutmaßliche Opfer waren volljährig
Nach Angaben der Evangelischen Kirche von Westfalen und der Siegener Staatsanwaltschaft sind es bis zu acht erwachsene Männer, die dem Beschuldigten sexuellen Missbrauch vorwerfen. Das berichtete die Siegener Zeitung zuerst. Die Männer waren zum Zeitpunkt der Taten volljährig, bestätigte der zuständige Staatsanwalt. Ob sich mittlerweile auch jüngere Betroffene gemeldet haben, dazu konnte er nichts sagen.
Die Ermittlungen dauern an. Dabei werde eine strafrechtliche Relevanz der mutmaßlichen Missbrauchsfälle geprüft.
Evangelische Kirche will Vorfälle aufklären
Die Männer hatten sich Anfang des Jahres mit den Missbrauchsvorwürfen an den Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein gewandt. Der schaltete daraufhin sofort die Ermittlungsbehörden ein. Die Evangelische Kirche von Westfalen verurteilt die mutmaßlichen Missbrauchsfälle auf das Schärfste. Man wisse, dass es in der Vergangenheit bereits solche Fälle gegeben hat, sagte ein Kirchensprecher. Deshalb gebe es in den Kirchenkreisen und Gemeinden seit geraumer Zeit enorme Anstrengungen so etwas künftig zu verhindern.
Jede Gemeinde und jede Einrichtung ist verpflichtet ein Schutzkonzept zu erarbeiten. Alle Mitarbeitenden durchliefen Präventionsschulungen und müssten ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen. Die Evangelische Kirche will so zu einem sicheren Ort werden.
In jedem Fall werde der Verdachtsfall nach Abschluss der behördlichen Ermittlungen intern und extern aufgeklärt und aufgearbeitet, sagte ein Sprecher der Kirche dem WDR.
Über dieses Thema berichtet der WDR auch im Radio auf WDR 2.