das Auto steht im Wasser unter der Brücke

Stadt verbessert Hochwasserschutz

Stand: 23.07.2015, 17:58 Uhr

Am Dienstag ist das verheerende Unwetter vom 28. Juli ein Jahr her. Zwei Menschen starben und Tausende haben in den Wassermassen ihr Hab und Gut verloren. Straßen glichen reißenden Flüssen, das Wasser drang in Keller und Wohnungen, zerstörte Schulen, Kindertagesstätten und ein Bürgerzentrum. Die Stadt Münster baut nun ihren Hochwasserschutz aus.

Das Foto des Mannes, der auf einer Luftmatratze durch Münster treibt, ging um die Welt. Am 28. Juli 2014 hatten sich Münsters Straßen in reißende Flüsse verwandelt. In vielen Häusern stand das Wasser meterhoch. Fast 4.000 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Technischem Hilfwerk und Hilfsorganisationen waren drei Tage lang im Dauereinsatz. Zwei Menschen kamen bei der Jahrtausendflut ums Leben, eine Frau wurde schwer verletzt, der Sachschaden wird auf 300 Millionen Euro geschätzt.

Enorme Hilfsbereitschaft

Viele Bürgerinnen und Bürger packten ohne zu Zögern mit an, stellten ihre Arbeitskraft zur Verfügung und halfen, wo sie konnten. Tausende Privatpersonen organisierten über soziale Netzwerke bürgerschaftliche Hilfe. Es gab auch viele Spendenaufrufe, unter anderem von der "Lokalzeit". Rund 360.000 Euro haben unsere Zuschauer gespendet. Zusammen mit weiteren Spenden floss alles in einen Topf und wurde durch eine Bürgerstiftung verteilt - insgesamt fast 860.000 Euro.

Schock für alle Münsteraner

Ein Mann mit Glatze und Brille steht mit einer Frau mit blondem Haar und blauem Blazer vor einer Stellwand, auf der eine Karte dargestellt ist.

OB Lewe erläutert, was die Stadt getan hat

Oberbürgermeister Markus Lewe sagt am Jahrestag der Katastrophe: "Es ist so etwas von einem Sicherheitsgefühl angeknabbert worden, was viele Münsteraner über Jahrzehnte hatten, nämlich dieses Gefühl, dass man gesagt hat, Münster ist die Stadt, in der es keine Naturkatastrophen gibt, keine Überschwemmungen, keine Erdbeben, keine schlimmen Stürme, keine Vulkane, und jetzt merken wir auf einmal, dass wir bedingt durch den Klimawandel von einer sehr ungewöhnlichen Regenkatastrophe heimgesucht wurden."

Folgen immer noch spürbar

Jeder in Münster erinnert sich an diese Regenkatastrophe, niemand will sie jemals wieder erleben. "Wir haben Glück gehabt, ich habe eine Elementarversicherung. Das Wasser ist durchgerauscht, bei uns sind alle Schäden behoben, aber es gibt Leute, die ziehen erst jetzt wieder in ihre Häuser ein, die haben ihre Existenz teilweise verloren.", sagt eine Betroffene. Noch Wochen später türmten sich am Rande der Straßen meterhohe Sperrmüll-Berge, die örtlichen Abfallwirtschaftbetriebe mussten fast 10.000 Tonnen zusätzlich abfahren.

Pläne für die Zukunft


Die Stadt hat Konsequenzen gezogen, sie bemüht sich seit einem Jahr, die Entwässerungssysteme zu verbessern. Münster ist durchzogen von vielen kleinen Bachläufen, und die hatten sich beim Unwetter vor einem Jahr in reißende Flüsse verwandelt. Deshalb – sagt Münsters Oberbürgermeister Lewe – müsse dort der Hochwasserschutz verbessert werden. „Wir verbreitern beispielsweise Bachdurchläufe, wir optimieren Schutzgitter, wir gucken uns die Pumpwerke an, ob die noch optimierbar sind und sorgen auch für Rückstauberatung durch unser Tiefbauamt.", so Lewe.

Kein Schutz möglich

Karte der Regenfälle in Münster

So viel Regen gab es in Deutschland noch nie

Und doch ist jedem der Verantwortlichen klar, dass auch in Zukunft bei einem Unwetter solchen Ausmaßes nichts helfen wird. Die Stadt würde wieder in den Fluten versinken, sagt der Leiter des städtischen Tiefbauamtes Grimm: "Wir hatten hier das intensivste, je in Deutschland gemessene Niederschlagsereignis, und das kann man mit technischen Mitteln nicht beherrschen. Wir müssen nur den jetzigen Zustand und jetzige Schwachpunkte verbessern, damit Regenereignisse, die zwischen einem normalen Regen und diesem Extremregen sind, zu weniger Schäden führen."

Immer noch Angst

Aber auch ein gewöhnliches Unwetter macht vielen Menschen ein Jahr nach der großen Regenflut noch immer Angst. Eine Betroffene: "Man hofft, dass jetzt richtig gemessen und untersucht wird, und das eine gute Lösung für alle gefunden wird. Aber ob das letztendlich so ist, ob dann genug Maßnahmen getroffen werden. Man weiß es nicht. - Es heißt immer die Kanalisation reicht aus, aber die schwerwiegenden Punkte wie gerade die überbauten Bäche, wo wir alle selbst dran Schuld sind, das Problem werden wir nicht lösen können."

Bogenmacher Johannes Miething


Johannes Miething ist einer von denen, den das Unwetter fast ruiniert hat. Er ist Bogenmacher in Münster. Am 28 Juli läuft in Minuten seine Werksatt im Souterrain voll. Er flüchtet durchs Fenster, da sich die Tür aufgrund des Wasserdrucks schon nicht mehr öffnen lässt und sieht dann hilflos zu, wie seine Werkstatt voll läuft. Wertvolle Geigenbögen, Werkzeug, Holz und die Einrichtung waren hin. Eine Elementarversicherung hatte Johannes Miething damals nicht, zwischen 40.000 und 50.000 Euro Schaden hatte das Hochwasser verursacht, denn auch sein ganzes Lager stand unter Wasser - Starthilfe dringend benötigt.

Spenden helfen Hochwasser-Opfern

Sechs Menschen sitzen an einem Konferenztisch und studieren Unterlagen

Komunale Stiftungen verteilten Hilfsgelder


Die Kommunalen Stiftungen Münster haben damals die Hilfsgelder verteilt. Paul Claahsen kann sich gut an den Fall von Johannes Miething erinnern, aber auch an viele andere Spendenempfänger. Zwischen 500 und 20.000 Euro wurden an die Betroffenen ausgezahlt. Mit dem Geld bauten sich die Opfer des Hochwassers ihre Existenz wieder auf.