Noch sind die Buden auf dem Libori-Berg geschlossen. Sterne-Koch Elmar Simon steht mit seinem Küchen-Chef vor dem Kühlwagen, der vor dem blinkenden Riesenrad parkt. Letzte Absprachen, bevor gleich die Gäste kommen. "Wir machen das jetzt schon seit 19 Jahren, aber es bleibt was Besonderes", sagt er.
Küchenchef Dimitri Schreiner geht in die Behelfsküche, die auf dem Riesenrad aufgebaut ist - Bierzelt-Tische und ein Pavillon. Ein letzter prüfender Blick. "Es ist komplett anders hier als im Restaurant, aber spannend zu managen“, sagt er. Schließlich muss das Essen für die 174 Gäste pünktlich bereit sein. Dann beginnt vorne auch schon der Einlass. Dazu Champagner und Canapés.
Für Stammgäste ist es Tradition
900 Euro lassen sich die Gäste eine Gondel kosten. Getränke und Vier-Gänge-Menü inklusive. "Die Hälfte sind Stammgäste, für die ist das mittlerweile Libori-Tradition", sagt Sterne-Koch Simon und beobachtet das Gewusel vom Rand. Auch Jan und Anja Burck mit ihren Freunden Wilhelm und Britta Schöning sehen das so: "Der Termin steht jedes Jahr im Kalender."
Dann greift Inhaberin Laura Simon zum Mikrofon, um das Einsteigen zu koordinieren: "Schön, dass ihr alle das seid. An dieser Veranstaltung hängt unser Herz." Nach und nach ruft sie Namen auf. Das Service-Personal ist immer schnell mit Gläsern, Wein und Wasser zur Stelle. "Servietten, ihr müsst jetzt ran", ruft sie einer Kellnerin zu. Alles muss schnell gehen.
Viel zu managen
"Wann sind wir denn dran? Meine Frau würde sonst noch einmal zur Toilette gehen", fragt ein Mann. Währenddessen haben einige Gäste Probleme, die richtige Gondel zu finden. "Boah, ist mir warm“, sagt die Inhaberin und fächert sich mit einem Klemmbrett Luft zu.
Alle Gäste sitzen. Zeit für den ersten Gang: Alaska-Wildlachs mit Selleriesalat und Orangensauce. In der Küche stehen die Schälchen schon aufgereiht. "Alles ist leicht zu essen. Suppe im Riesenrad zu reichen, ist schwierig", erklärt Küchenchef Schreiner.
Dekadenz und ganz normale Leute
Dann einige Runden drehen, abräumen. Noch eine Runde fahren und Gang zwei steht bereit: Garnele auf Brotsalat und Hummer-Bisque. Die Stimmung in den Gondeln steigt. Auch Enne, Yvonne, Vera und Andrea in Gondel 24 haben Spaß und singen zur Musik. Für drei von ihnen ist es das erste Mal. Ihre Schulfreundin Enne war schon hier und hat die Gondel einfach gebucht: "Ich wusste, die lassen mich nicht hängen, aber sonst hatte ich auch noch genug Leute in der Hinterhand", sagt sie.
"Ich fand es erst ein bisschen dekadent, aber es sind tatsächlich ganz normale Leute hier. Ich habe schon viele Bekannte getroffen", sagt Vera. Die Paderbornerinnen sind voller Vorfreude auf die kommende Libori. Andrea wohnt gleich um die Ecke und stellt in den nächsten Tagen ihren Garten als Biergarten zur Verfügung.
Lange Vorbereitungszeit
Das Team am Boden hat sich mittlerweile eingespielt. Eine Kellnerin tanzt zu "Über den Wolken". Mit der Vorbereitung von Gang drei hat die Küche schon vor drei Tagen begonnen: Geschmortes Kalbsbäckchen auf Süßkartoffel-Püree mit Kräuterseitlingen und Portwein-Jus.
Burcks und Schönings Kabine mit der Nummer 41 kommt vorbei, wird beladen und fährt schnell weiter. "Boah, wie das auf der Zunge zerfällt." Aus dem 55 Meter hohen Riesenrad überblicken die vier die ganze Stadt. Der Dom strahlt in der Ferne. Noch ein paar Runden, dann wird der Nachtisch gereicht: Tiramisu à la Balthasar. Die Gläser sind leer, die Schüsseln auch - und die Libori kann starten.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporterin vor Ort
Über dieses Thema berichten wir auch im WDR-Fernsehen bei WDR aktuell um 12.45 Uhr am 27.07.2024.