Abiturausfall in NRW: Ein großes Durcheinander für alle

Stand: 19.04.2023, 12:45 Uhr

Wegen eines Serverproblems sind am Mittwoch die Abiprüfungen ausgefallen. Das ärgert die Betroffenen: Schüler hatten schon gelernt, Mitarbeiter müssen alles neu organisieren. Ein Besuch bei einer Schule in Bielefeld.

Von Veronika Vielrose

Stille Gänge, auf dem Schulhof hört man nur die Vögel den Morgen begrüßen. Normalerweise lägen hier Anspannung und auch Hektik in der Luft. Rauchende Köpfe würden sich zum letzten Mal ihre Unterlagen durchlesen, andere wären voll konzentriert und noch andere würden sich vielleicht wünschen, "es" einfach hinter sich zu haben.

Das Abitur kostet viele Jugendliche ihre Nerven. Dieses Jahr tritt aber genau der Fall ein, den man normalerweise nicht erwartet: Das Abi fällt aus – zumindest für heute.

Auch das Schulpersonal steht vor einer Herausforderung

Schuld ist ein Serverproblem des Schulministeriums. Alles scheiterte bereits beim Einloggen. Das ist nicht nur für die Schüler und Schülerinnen aufregend, sondern auch für die restlichen Beteiligten, wie Tina Oberhaus, die in Heepen versucht hat, die Prüfungen gestern Abend herunterzuladen: "Zu Anfang hat man noch gedacht, dass einfach alle gleichzeitig versuchen runterzuladen. Wir haben uns noch ein bisschen darüber lustig gemacht: "Der Server ist überlastet." Und als es dann nach einer Viertelstunde immer noch nicht funktionierte, da wurden wir dann doch geschockt," sagt die Schulverwaltungsassistentin am Gymnasium Heepen.

Zehn Lehrer und Lehrerinnen wären heute im Einsatz gewesen, um dabei zu helfen, die ersten Prüfungen über die Bühne zu bringen. Das für den Ersatztermin, kommenden Freitag, neu zu organisieren, bringt natürlich auch Schwierigkeiten mit sich. Überschneidungen, Stress und der reguläre Stundenplan. Alles nicht so leicht unter einen Hut zu bekommen für die Koordination der Schule.

Abiturienten geraten in zusätzlichen Stress

Leere Tische und Stüle, im Hintergrund eine Bühne

Hier hätten die Prüfungen heute stattfinden sollen

Am meisten betroffen sind und bleiben letztlich diejenigen, die über Wochen und Monate in der Vorbereitungszeit ihre Köpfe angestrengt haben und versuchten, jegliches relevantes Wissen hineinzupressen – die Abiturientinnen und Abiturienten.

Die Stimmung ist angespannt. Die Prüfung von Mittwoch auf Freitag zu verschieben, bedeutet nämlich auch, dass zwischen den drei schriftlichen und der mündlichen Prüfung jetzt ein deutlich kürzerer zeitlicher Abstand liegt. Das freut nicht jeden, wie Ryan Smith erklärt. Der hätte am Mittwoch eigentlich seine Klausur in Biologie abgelegt:

"Ich bin ein bisschen durcheinander. Wir haben uns eigentlich alle mental und von der Lernstrategie darauf eingestellt, dass wir heute schreiben. Das kam gestern alles sehr überraschend." Ryan Smith, Abiturient auf dem Gymnasium in Heepen, Bielefeld

Natürlich haben die Schülerinnen und Schüler noch mal einen kleinen Lernpuffer bekommen, ob sich über den allerdings alle freuen, ist zu bezweifeln.