Welttierschutzag: Forderungen an die Politik
Aktuelle Stunde. 04.10.2023. UT. Verfügbar bis 04.10.2025. WDR. Von Gereon Helmes.
Welttierschutztag: "Kauf von Hund und Katze reiflich überlegen"
Stand: 04.10.2023, 18:07 Uhr
Anlässlich des heutigen Welttierschutztages ein Blick auf die Tierheime: Sie sind restlos überbelegt und klagen über gestiegene Kosten. Was helfen würde.
Katzen, überall. Auch in Käfigen, in denen eigentlich Kaninchen oder Vögel untergebracht werden. Ausgelegt ist das Tierheim in Krefeld auf 80 Katzen - im Moment sind es 230. Bei den Hunden sieht es kaum besser aus, hier sind um die 25 Hunde vorgesehen, doch es sind fast doppelt so viele. Und täglich rufen Menschen an, die ihre Tiere abgeben wollen.
So wie in Krefeld geht es nahezu allen Tierheimen in NRW zu: Sie sind total überbelegt. Einige haben schon einen Aufnahmestopp für Hunden und Katzen verkündet. Was die Mitarbeiter nicht selten in ein Dilemma bringt. Schließlich wollen sie helfen und dafür sorgen, dass es Mimi, Bello und Co. gut geht.
Kommunen sind fürs Tierwohl zuständig
Das Problem: Die Vereine leiden enorm unter den gestiegenen Futter- und Energiekosten – und wissen eben nicht, wohin mit all den Hunden und Katzen.
Ein Tierheim finanziert sich unter anderem durch Mitgliedsbeiträge des jeweiligen Tierschutzvereins sowie aus Spenden und Patenschaften. Zudem erhalten die Tierheime Gebühren, falls sie ein Tier vermittelt haben. Außerdem zahlen die Kommunen Pauschalbeträge, dafür wird zwischen Kommune und Tierheim ein Vertrag abgeschlossen.
Einnahmen von 104 Millionen Euro im Jahr 2022 durch Hundesteuer
Doch unter dem Strich ist es zu wenig. Die Städte und Gemeinden müssten mehr Geld geben, damit Tierheime beispielsweise auch in der Lage sind, angesichts der gestiegenen Nachfrage ihre Kapazitäten zu erweitern, sagt Ralf Unna, Vizepräsident des Landestierschutzverbands NRW, dem WDR.
Von der Hundesteuer, die viele Städte und Gemeinden erheben, können die Tierheime indes nicht profitieren. Ob eine Hundesteuer erhoben wird und wie hoch sie ist, entscheidet jede Kommune für sich. Für einen Hund sind das nach WDR-Recherchen in NRW im Schnitt um die 100 Euro pro Jahr. 104 Millionen Euro flossen in NRW von Januar bis September 2022 so insgesamt in die Kassen der Kommunen, das waren 2,7 Millionen Euro mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Doch wie jede Steuer ist auch die Hundesteuer nicht zweckgebunden. Was bedeutet: Sie fließt allgemein in den jeweiligen Haushalt einer Stadt oder einer Gemeinde.
Landestierschutzbeauftragte befürwortet Katzenkastration
Aber was kann helfen, um die Einrichtungen, in denen auch viele Ehrenamtliche sich aufopferungsvoll um Hunde und Katzen kümmern, zu entlasten? Aus Sicht der Landestierschutzbeauftragten Gerlinde von Dehn ist beispielsweise eine Katzenkastration zu befürworten, um ihre massenhafte Vermehrung zu stoppen. "Denn Katzen sind das Hauptproblem in den Tierheimen“, sagt von Dehn dem WDR.
Anschaffung eines Tieres sollte sich jeder reiflich überlegen
Gerlinde von Dehn
Wichtig ist aus ihrer Sicht außerdem, dass sich Menschen es sich wirklich reiflich überlegen, ob sie sich wirklich ein Tier zulegen möchten und können. Es gehe nicht an, erst ein Tier zu sich zu nehmen und es dann auf kurz oder lang in ein Tierheim zu geben. Vor einem Tierkauf müsse man sich überlegen: Was kostet mich ein Tier - monatlich und bis zum Lebensende? Kosten steigen naturgemäß, weil ein Tier am Ende seines Lebens meistens mehr pflegerische Maßnahmen braucht. Und Tierarztkosten steigen. Zusammen eine große Summe, bei der man sich überlegen muss: Kann oder will ich die überhaupt tragen? Habe ich genügend Zeit, mein Tier zu versorgen, habe ich genügend Energie und habe ich ein Netzwerk, wenn ich selber mal nicht in der Lage bin, mich um mein Tier zu kümmern?
Was Tierheimen kurzfristig helfen könnte: Ein milder Winter. Auf einen solchen setzt das Tierheim in Krefeld. Damit draußen die Sommerzwinger für die Hunde weiter belegt werden können.