Eine Familie schmückt zusammen einen Weihnachtsbaum

Frohes Fest: So klappt Weihnachten als Patchworkfamilie

Stand: 20.12.2023, 06:00 Uhr

Ein Fest wie Weihnachten und insbesondere Heiligabend stellt Patchwork-Familien vor große Herausforderung. Wir haben darüber mit der Familienberaterin Heike vom Heede gesprochen. Diese sieben Tipps können helfen, trotzdem ein frohes Fest zu haben.

Von Sabine Schmitt

Papa ist ausgezogen und hat eine neue Freundin, das Kind lebt bei Mama. Mama hat einen neuen Freund und der hat auch Kinder. Papa und Mama haben beide neue Partner und die haben beide auch Kinder. Und plötzlich ist Weihnachten - und all diese Patchwork-Familien sollen zusammen feiern. Das ist nicht immer einfach, aber auch nicht unmöglich. Wir haben mit der Düsseldorfer Familienberaterin und Diplom-Sozialarbeiterin Heike vom Heede darüber gesprochen, was geht und was nicht, damit es ein frohes Fest wird.

1. Weihnachten gut planen

Wann ein Kind bei Papa ist und wann bei Mama, das steht bei Trennungskindern in der Regel schon lange vor Weihnachten fest. Oft ist es auch gerichtlich geklärt und verbindlich festgeschrieben. Zu wissen, wer wann wo ist, gibt allen Beteiligten Sicherheit. Aber auch für die Weihnachtsfeier selbst ist eine detaillierte Ablaufplanung für Patchwork-Familien hilfreich, sagt vom Heede. Denn in der Regel ist es so. Je mehr geplant ist, desto weniger könne schief gehen.

Ein Wohnzimmer ist weihnachtlich geschmückt und ein geschmückter Weihnachtsbaum steht an der Seite

Die Familienberaterin rät: "Je neuer etwas ist, desto mehr muss ich es planen." Feiert eine Patchwork-Familie ihr erstes gemeinsames Weihnachten, könne sie vorab zum Beispiel Folgendes klären: Wann essen wir? Wann gibt es Geschenke? Wann spielen wir? Darf die neue Partnerin oder der neue Partner dem Kind auch ein Geschenk überreichen? Und was ist mit den neuen Großeltern? Dürfen die auch dabei sein - oder ist das fürs Kind eine Überforderung?

2. Der oder die Neue darf dabei sein, aber …

Familienberaterin Heike vom Heede

Heike vom Heede ist Familienberaterin und Diplom-Sozialarbeiterin

Angenommen Papa hat eine neue Partnerin. Oder Mama hat einen neuen Partner. Wenn das schon länger so ist, werden die Neuen Heiligabend vermutlich auch dabei sein. Wichtig sei dann, sagt die Familienberaterin, dass die Neuen sich nicht einmischen. Das gelte für alle Erziehungfragen und auch dafür, wie ein gutes Weihnachtsfest zu sein hat. Kinder wollen in der Regel nicht, dass sich etwas ändert, Änderungen führen also schnell zu Spannungen. Ein Sonderfall ist es natürlich, wenn in einer Patchwork-Familie beide Partner Kinder haben und dann alle an Heiligabend zusammenkommen. Dann muss in Abstimmung mit den Kindern und in Anlehnung an die jeweiligen Familientraditionen ein Kompromiss gefunden werden. "Patchwork ist nicht einfach, es ist eine Aufgabe für alle. Dem müssen sich alle bewusst sein und gemeinsam daran arbeiten", sagt vom Heede.

Sollte Papa oder Mama erst vor kurzem eine neue Beziehung eingegangen sein, ist das nicht unbedingt eine Konstellation, die für Heiligabend taugt. Zu frisch sei nicht gut, weil man dann selbst noch nicht wisse, ob die Beziehung Zukunft hat, sagt die Familienberaterin. Eine zeitlang sollte eine Partnerschaft daher schon bestehen, bevor man zusammen Weihnachten feiert. Je nach Alter des Kindes könne das Kind bei der Entscheidung auch eingebunden werden. Immer gilt: "Kinder müssen bereit sein dafür, dass Weihnachten jemand Neues dabei ist."

3. Wenn getrennte Eltern zusammen feiern können, ist das ein Geschenk

"Eltern sein ist etwas anderes als ein Paar sein", sagt die Familienberaterin. Wenn die neuen Rollen für alle Beteiligten klar sind, spreche nichts dagegen, zusammen Heiligabend zu feiern. "Das ist für die Kinder das Größte, weil es zeigt: ,Wir sind als Eltern für dich oder euch da.'"

Natürlich funktioniere das nicht immer und überall. "Vor allem kurz nach einer Trennung ist das schwer, weil man sich vielleicht noch verletzt fühlt." Falls das der Fall ist, dann ist das auch in Ordnung. "Dann ist ein Weihnachten ohne Streit wichtiger als ein Weihnachten in der Kernfamilie", sagt vom Heede 

4. Über Papa oder Mama lästern ist tabu

Weihnachten kommen viele Menschen zusammen. Angenommen die Kinder sind beim Papa und Oma und Opa und Papas neue Freundin sind auch da. In so einer Runde passiere es häufig, dass Erwachsene über alles mögliche reden - und nicht selten gehe es dann irgendwann auch um die Mutter, die Ex-Partnerin. Über sie zu lästern ist ein absolutes Tabu. "Wer schlecht über die nicht anwesende Mama oder den nicht anwesenden Papa spricht, verletzt vor allem einen Menschen: das Kind."

5. Kinder nicht ausfragen

Ein Vater hält sein Kind im Schnee auf dem Arm

Wie war's beim Papa? Wie war's bei der Mama? War die Oma auch da? Erwachsene sind neugierig. Wer seinen Kindern etwas Gutes tun möchte, sollte sich Fragen wie diese sparen. "Kinder sollen frei sein dürfen. Die brauchen ein gutes Gefühl", sagt die Familienberaterin. Dazu gehöre es auch, Dinge ohne Fragen hinzunehmen.

6. Weihnachten nicht alleine sein, wenn es sich nicht gut anfühlt

Das erste Weihnachten als Alleinerziehende oder Alleinerziehender kann weh tun - aber auch das erste Weihnachten ohne Kind. Wenn der Schmerz zu groß ist, rät die Familienberaterin zu Weihnachten mit oder bei Freunden. Das sei besser als ein Weihnachten, an dem Mama oder Papa traurig ist. Wichtig: Vorher mit den Kindern über die Situation sprechen.

7. Die eigene Innere Einstellung überdenken

Kinder spüren, was ihre Eltern für eine Einstellung haben und über andere Menschen denken. "Das wirkt mehr als Worte", sagt vom Heede. Kinder profitieren davon, wenn Eltern ihnen Gefühl geben, dass sie sich bei Papa oder Mama wohl fühlen dürfen - dass sich freuen dürfen, dass es in einer Patchwork-Familie zwei Bescherungen gibt. Das Ziel sollte es sein, sagt die Familienberaterin, "dass die Kinder das, was sie als Patchwork-Familie haben, wertschätzen dürfen. Wenn das so ist, dann ist das auch ein Geschenk." 

Über dieses Thema berichten wir auch im WDR-Fernsehen, in der Aktuellen Stunde am 25.12.2023.

Unsere Quellen:

  • Interview mit Familientherapeutin Heike vom Heede

Weitere Themen