Darum sind Holocaust-Vergleiche absolut unzulässig

Stand: 17.08.2022, 16:12 Uhr

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hat in Berlin den Holocaust relativiert. Warum solche Holocaust-Vergleiche in Deutschland absolut inakzeptabel sind, erklärt Dervis Hizarci von der "Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus".

Immer wieder werden Holocaust-Vergleiche gezogen, immer wieder nutzen verschiedene Strömungen das Schicksal der Juden im Zweiten Weltkrieg, um auf ihre vermeintlich ähnliche Lage hinzuweisen. Und immer wieder entzünden sich daran hitzige Debatten.

Nun hat Palästinenserpräsident Abbas exakt 50 Jahre nach dem Terrorattentat der palästinensischen Terrororganisation "Schwarzer September" auf die israelische Mannschaft bei den Olympischen Spielen 1972 in München auf einer Pressekonferenz mit Bundeskanzler Olaf Scholz eine Holocaust-Relativierung vorgenommen. Ob er seine Äußerungen bewusst tat und provozieren wollte, ist Spekulation. Fakt ist, dass sich gerade in Deutschland solche Vergleiche verbieten.

Sechs Millionen Juden getötet

Blick in die Halle der Namen der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem

Blick in die Halle der Namen der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem

Im Zweiten Weltkrieg installierte das NS-Regime einen bis heute beispiellosen organisierten Massenmord. Etwa sechs Millionen Juden kamen ums Leben, davon rund vier Millionen in Konzentrations- und Vernichtungslagern, zwei weitere Millionen durch Massaker in den von der Wehrmacht eroberten Gebieten, vor allem im Russlandfeldzug.

Das Wort Holocaust stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie "vollständige Verbrennung". Juden sprechen von der Schoah, dem hebräischen Wort für "Katastrophe".

Absolut falsches Signal an palästinensische Community in Berlin

Dervis Hizarci

Dervis Hizarci

"Gerade in Deutschland dürfen solche Äußerungen nicht passieren, aber Abbas sollte sie auch nicht in den Palästinensergebieten machen, denn er relativiert einen nie dagewesenen Massenmord in Vorbereitung, Durchführung und gesellschaftlicher Akzeptanz", sagte Dervis Hizarci, der Vorstandsvorsitzende der "Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus" am Mittwoch im Gespräch mit dem WDR.

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Für Hizarci steckt hinter Abbas Worten Kalkül: "Ihm ist die gewaltige Größe hinter diesem Begriff bewusst. Seinem Anliegen hilft er damit allerdings am allerwenigsten." Außerdem seien seine Worte ein absolut falsches Signal an die große palästinensische Community in Berlin, die teilweise offen ihren Israelhass austrägt. Damit werde auch der Integrationsprozess in Deutschland torpediert. "Weltpolitiker müssen besonnen auftreten, versöhnend sprechen. Abbas hat eine historische Gelegenheit verpasst", so Hizarci, Mitglied im Beraterkreis des Antisemitismus-Beauftragten der Bundesregierung, Felix Klein.

Mahmud Abbas (L), Präsident des Staates Palästina, und Bundeskanzler Olaf Scholz treffen nach einem Gespräch im Kanzleramt am 16. August 2022 in Berlin, Deutschland, ein, um mit den Medien zu sprechen.

Mahmud Abbas (L), Präsident des Staates Palästina, und Bundeskanzler Olaf Scholz

"Wenn wir in die Geschichte blicken, um zu gedenken und um eine Haltung einzunehmen, dann tun wir das auch, weil so etwas nie wieder passieren darf", sagte Hizarci dem WDR.

Corona-Gegner inszenierten sich als Opfer

Die Tötungsmaschinerie der Nazis gilt bis heute als beispielloser Präzedenzfall. Umso unerträglicher waren die Verharmlosungen der Impf-Gegner, die ihre Situation angesichts staatlicher Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie mit der der Juden im Zweiten Weltkrieg verglichen.

Holocaust-Leugnung ist strafbar

Übrigens: Wer den Holocaust verharmlost, kann sich strafbar machen, wenn der Straftatbestand der Volksverhetzung festgestellt wird. Es drohen Geldstrafen und im schlimmsten Fall eine Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren.

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