Tag der vermissten Kinder: Die meisten kommen zurück
Stand: 25.05.2023, 20:06 Uhr
Mehr als 15.000 Kinder verschwinden jedes Jahr in Deutschland. Die gute Nachricht: Die allermeisten tauchen wieder auf. Doch von einigen fehlt jede Spur. Für betroffene Eltern ist die Ungewissheit die größte Qual.
Von Nina Magoley
16 Jahre ist es her, dass die kleine Maddie aus Großbritannien aus der Ferienwohnung der Familie in Portugal spurlos verschwand. Medien weltweit berichteten über den Fall, bis nach Deutschland gingen die Ermittlungen. In diesen Tagen gibt es im Süden Portugals eine neue Suchaktion, Beamte aus Deutschland, Portugal und Großbritannien durchkämmen seit Dienstag ein Gebiet am Arade-Stausee. Es gebe Anhaltspunkte, dass im Suchgebiet Beweise gefunden werden könnten, sagte der Braunschweiger Staatsanwalt Hans Christian Wolters dem NDR zufolge.
Immer wieder verschwinden Kinder auch in NRW, die Suche nach ihnen bewegt viele Menschen und Ermittler oft über Jahre. Wie etwa der Fall der achtjährigen Debbie Sassen, die am 13. Februar 1996 in Düsseldorf aus ihrer Schule spurlos verschwand. Bis heute gibt es keinerlei Hinweis zum mysteriösen Verschwinden des Mädchens - die Familie ist darüber zerbrochen.
Dauerbrenner: Aktenzeichen XY ungelöst
Oder die Geschichte des elfjährigen Emin Önen aus Kerpen-Buir, der am 16. Mai 1993 zuletzt gesehen wurde. Die Polizei suchte mit Hubschraubern, Hundestaffeln und Hundertschaften nach dem Kind, Emins Foto wurde auf Milchtüten gedruckt, das THW durchkämmte eine Kiesgrube. Die Eltern setzten 25.000 Mark als Belohnung aus. 2011 berichtete das ZDF noch einmal in einer Sondersendung der Reihe Aktenzeichen XY über den Fall - ohne Erfolg.
Vermisste Bianca Blömeke aus Essen
Mit einer riesigen Suchanzeige an der Gladbecker Straße in Essen wurde noch im vergangenen Jahr nach Bianca Blömke gesucht: Im Jahr 2000 war die damals 19-Jährige aus Essen verschwunden. Ihre Mutter hat die Hoffnung bis heute nicht aufgegeben, die Tochter lebend wiederzusehen - nach mehr als 20 Jahren. "Mit dem Tod kann ich umgehen, mit dieser Ungewissheit nicht", sagte sie dem WDR. Die Ungewissheit lasse sie nicht zur Ruhe kommen.
Vermisstenmeldungen aus Wohngruppen
14 Vermisste listet die Polizei NRW an diesem Donnerstag auf ihrem Fahndungsportal, darunter sieben Kinder oder Jugendliche. Eine 16-Jährige, die aus einer Zentralen Flüchtlingsunterbringung in Ibbenbüren entschwunden ist, eine 14-Jährige aus Kreuztal, die nach einem Streit ihr Zuhause verließ und seitdem nicht übers Handy zu erreichen ist. Ein 14-Jähriger, der von seiner Mutter als cannabisabhängig beschrieben wird; ein anderer Junge, der Anfang Mai gegen Mittag verschwand und als psychisch labil gilt.
Mehrere dieser Jugendlichen wohnen nach Polizeiangaben in Wohngruppen. "Die allermeisten Vermisstenmeldungen kommen aus Wohneinrichtungen für Jugendliche", sagte eine Polizeisprecherin in Unna. Mehrmals wöchentlich schreibe die Polizei Fahndungen nach solchen sogenannten "Dauerabgängern" aus - in den allermeisten Fällen tauchen die Jugendlichen nach einigen Tagen wieder auf.
Polizei: Jeder Fall ist individuell
Wann sollen Eltern eine Vermisstenmeldung bei der Polizei aufgeben? Generelle Verhaltenstipps könne die Polizei nicht geben, jeder Fall sei individuell, sagt die Sprecherin. Geht auf der Wache eine Vermisstenmeldung ein, versuchen die Beamten, möglichst viel über den Hintergrund zu erfragen: Ist es das erste Mal, dass das Kind verschwindet? Gab es einen Streit? Gibt es Probleme mit Drogen? Je nach Lage, die sich aus diesen Infos ergibt, entscheide die Polizei über den nächsten Schritt.
Abzuraten, sagt die Polizistin, sei in jedem Fall davon, eigene Suchanzeigen auf Facebook oder in anderen sozialen Medien zu starten, "das ist nie zielführend". Ganz schnell entstünden daraus "Fakemails", würden falsche Bilder in Umlauf geraten. Öffentliche Fahndungen gingen ausschließlich über die Polizei.