Unwetter in Slowenien: Einsatzleiter Thorsten Maier berichtet aus Prevalje

Aktuelle Stunde 08.08.2023 36:26 Min. Verfügbar bis 08.08.2025 WDR

Überschwemmungen in Slowenien: Auch Helfer aus NRW

Stand: 07.08.2023, 19:00 Uhr

In Slowenien kämpfen Rettungskräfte weiter gegen die Folgen der schlimmsten Naturkatastrophe seit Jahrzehnten. Schwere Überschwemmungen und Erdrutsche soll es in zwei Dritteln des Landes geben. Slowenien hat um Hilfe gebeten, unter anderem sollen THW-Helfer aus NRW zum Einsatz kommen.

Die Bundesregierung hat sich angesichts der Bilder aus Slowenien bestürzt gezeigt und schickt Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks in die Region. Diese sind ausgestattet mit Baggern und zwei mobilen Brücken und sollen damit die Bergungs- und Räumungsarbeiten in den besonders betroffenen Regionen unterstützen.

Experten - auch aus NRW- sollen die Lage erkunden

Die deutsche Bundesregierung hat bereits ein Vorab-Team des Technischen Hilfswerks - auch mit Experten aus NRW - nach Slowenien geschickt, um die Lage zu erkunden. Es soll heute dort eintreffen. Einer von zwei sogenannten Schreitbaggern des THW ist in Remscheid stationiert und könnte noch nachgefordert werden. Der Bagger kann auch an Hängen stehen und arbeiten, ohne umzukippen.

Besonders kritisch war die Lage in der Region Koroska in unmittelbarer Nachbarschaft zu Österreich. Von einer "Apokalypse wahrhaft biblischen Ausmaßes" sprach der Bürgermeister eines betroffenen Ortes. Slowenien hatte die EU und die NATO offiziell um Hilfe gebeten.

Gesamtschaden mehr als 500 Millionen Euro?

Katastrophenschützer versorgten die Menschen in vom Wasser abgeschnittenen Orten mit Nahrungsmitteln. Tankwagen mussten Trinkwasser in viele Ortschaften liefern, weil Wasserleitungen durch die Überschwemmungen beschädigt worden waren.

Seit Freitag haben schwere Regenfälle in Slowenien zu vielen Überschwemmungen geführt. Große Teile des Landes sind von enormen Schäden betroffen. Der slowenische Ministerpräsident Robert Golob schätzt den Gesamtschaden auf mehr als 500 Millionen Euro.

Zwei Drittel des Landes betroffen

Wegen eines Dammbruchs am Fluss Mur waren in Slowenien mehrere Ortschaften gefährdet, so der Katastrophenschutz. Das Leck ist mit tonnenschweren Betonblöcken abgedichtet worden, transportiert mit Hubschraubern. Lastwagen waren auf dem durchweichten Boden nicht durchgekommen. Bis jetzt hat der Damm gehalten. Auch in anderen Landesteilen Sloweniens dauerten die Rettungsarbeiten an.

Der Katastrophenschutz meldete am Samstag innerhalb von 36 Stunden landesweit mehr als 3.700 Einsätze. In der Nacht zum Montag verzeichneten die Feuerwehren 57 Einsätze, vor allem in der Umgebung der Städte Murska Sobota und Slovenj Gradec im Norden des Landes. Nach Angaben von Ministerpräsident Robert Golob sind zwei Drittel des Landes vom Hochwasser betroffen. Es seien die größten Schäden einer Naturkatastrophe seit mehr als drei Jahrzehnten im Adria-Land. 

Die Behörden sprechen mittlerweile von sechs Todesopfern im Zusammenhang mit den Unwettern und Überschwemmungen. Unter ihnen sind auch zwei niederländische Staatsbürger.

Schlamm und Hochwasser auch in Österreich

Auch Österreich ist von den Unwettern schwer betroffen: Die starken Niederschläge führten zu Murenabgängen - Schlammlawinen mit Sand, Geröll und Hölzern - sowie zu Hochwasser im südlichsten Bundesland Kärnten und in der Steiermark. Campingplätze wurden geräumt, Häuser evakuiert, Menschen mit Booten aus Häusern geholt. Mehr als 2.500 Feuerwehrleute waren in jedem der Bundesländer im Einsatz, dazu Dutzende Soldaten.

Überschwemmungen und Erdrutsche: Slowenien und Österreich kämpfen gegen Wassermassen

Starkregen und Überschwemmungen haben in Slowenien und in Österreich schwere Schäden angerichtet.

Unwetter in Slowenien: Auto schwimmt in den Fluten von Medvode

Land unter in Teilen von Slowenien. Nach heftigen Regenfällen wurden die Menschen von Wassermassen überrascht - wie hier in Medvode.

Land unter in Teilen von Slowenien. Nach heftigen Regenfällen wurden die Menschen von Wassermassen überrascht - wie hier in Medvode.

Der slowenische Ministerpräsident Robert Golob sagte, es sei "die größte Naturkatastrophe" in der Geschichte des jungen Landes. Zwei Drittel des Landes seien betroffen. Er bezifferte den Sachschaden auf "mehr als 500 Millionen Euro". EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sicherte Slowenien Hilfe zu.

In Medvode aber auch andernorts standen zahlreiche Straßen und Autobahn-Abschnitte unter Wasser, Brücken stürzten ein. In Slowenien starben mindestens drei Menschen während des Unwetters. Im Gebirge bei Kranj in Slowenien kamen zwei niederländische Bergsteiger wahrscheinlich durch Blitzschlag ums Leben. In der Stadt Kamnik, 20 Kilometer nördlich der Hauptstadt Ljubljana, starb nach Polizeiangaben eine Frau vermutlich bei Überschwemmungen.

Hier hatten die Wassermassen Mauern umgeworfen und nur Geröll hinterlassen.

Heftige Unwetter mit weitreichenden Folgen auch in Österreich. Hier der Blick auf das überschwemmte Gebiet um das Freibad in Leibnitz in der Steiermark.

Überflutungen in Viktring bei Klagenfurt in Kärnten. In Österreich mussten auch Campingplätze geräumt werden. Einwohner und Urlauber standen im Stau, weil Autobahnen und Ausweichstraßen teils gesperrt waren.

Nach den verheerenden Überschwemmungen in Slowenien bereitet sich auch das Nachbarland Kroatien auf Hochwasser vor. In Teilen des Landes kam ebenfalls zu Starkregen. Es wird erwartet, dass der aus Slowenien kommende Fluss Save und dessen Nebenflüsse auf kroatischem Territorium anschwellen, berichtete das kroatische Nachrichtenportal index.hr. Mit dem Höhepunkt dieser Flut sei Samstagabend zu rechnen.

Auswirkungen auf Urlauber

Auch im benachbarten Slowenien sind zahlreiche Touristen in Sicherheit gebracht worden. 400 Niederländer mussten nach schweren Überschwemmungen einen Campingplatz verlassen. Die slowenische A1 war wegen der Überschwemmungen abschnittweise gesperrt. Die Straßen gehören zu den wichtigsten Transitrouten für Kroatien-Urlauber. Den Behörden zufolge sollten Fahrten nach oder durch den Norden Sloweniens verschoben werden.

Der österreichische Automobilclub appellierte an Urlaubsreisende, bei Staus auf den Autobahnen zu bleiben, da besonders im Süden Österreichs viele Straßen immer noch nicht befahrbar seien.

Ausnahmezustand auch in Kroatien

In Kroatien, das südlich von Slowenien liegt, verzeichneten die Behörden am Montag Rekordwasserstände an den Flüssen Save, Drau und Mur. Die Überschwemmungen ergossen sich auf Straßen, Felder und Siedlungen, wie das kroatische Fernsehen HRT berichtete.

In Rugvica an der Save nahe Zagreb, in Botovo an der Drau und Mursko Sredisce und Gorican an der Mur galt der Ausnahmezustand. Durch die Errichtung von Dämmen aus Sandsäcken konnten größere Schäden an Wohngebäuden verhindert werden. Am Montag sanken die Pegelstände der Hochwasser führenden Flüsse.

Slowenien: Aufräumen nach Überflutungen

WDR Studios NRW 07.08.2023 01:55 Min. Verfügbar bis 14.08.2025 WDR Online