UN-Klimakonferenzen: Es ist nicht alles schlecht | Aktuelle Stunde
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UN-Klimakonferenzen: Es ist nicht alles schlecht
Stand: 23.11.2024, 18:19 Uhr
Kaum Fortschritt, kein Geld: Klimakonferenzen produzieren häufig schlechte Nachrichten, aber es gibt auch gute Veränderungen.
Von Daniel Schwingenheuer
Auch bei der 29. UN-Klimakonferenz haben es die rund 200 Staaten nicht geschafft, sich innerhalb der geplanten Zeit auf ein Ergebnis zu einigen. Die Stimmung ist aufgeheizt. Aus Protest haben sogar Vertreter der Inselstaaten und der ärmsten Länder der Welt eine wichtige Verhandlungsrunde verlassen. Es geht um die finanzielle Unterstützung. "Kein Deal ist besser als ein schlechter Deal", riefen Aktivisten.
Häufig gibt es Kritik daran, dass die Ergebnisse nicht weitreichend genug sind. Was also haben Klimakonferenzen in den vergangenen Jahren bewirkt?
Kleine Schritte und große Kompromisse
Rein formal müssen Abkommen bei den UN-Klimakonferenzen einstimmig beschlossen werden. Nur wenn alle Staaten zustimmen, sind sie gültig. Naturgemäß hat jedes Land, das bei der Klimakonferenz teilnimmt, eigene Interessen und Ziele. Damit alle ein Abkommen unterschreiben, braucht es viele kleine Schritte und große Kompromisse.
Klimaforscher: Konferenzen bewirken auch etwas
Prof. Dr. Niklas Höhne vom New Climate Institute war selbst bei der UN-Klimakonferenz in Baku dabei. "Bei jeder einzelnen Konferenz sieht es so aus, als würde man nicht vorankommen", sagt er, "wenn man sich aber einen längeren Zeitraum anschaut, dann hat der Prozess viel bewirkt."
Bei der 21. Klimakonferenz in Paris haben sich die Staaten 2015 darauf verständigt, die Erderwärmung auf maximal 2 Grad zu begrenzen. Damals gab es Prognosen, wonach die Erwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts bei 3,5 Grad liegen könnte, erzählt Höhne. "Neun Jahre später sind wir bei jetzt bei 2,7 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts."
Gleichzeitig hätten sich viele Staaten das Ziel gesetzt, klimaneutral zu werden. Würde man dieses Ziel mit einberechnen, dann sei man bei 1,9 Grad Erwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts, rechnet der Klimaforscher.
"Emissionen werden runter gehen"
Laut eines Berichts des UN-Umweltprogramms (UNEP) war der weltweite Ausstoß an Treibhausgasen im Jahr 2023 auf einem Rekordhoch. Insgesamt 57,1 Gigatonnen Kohlendioxid wurden in die Atmosphäre abgegeben. Für Klimaforscher Höhne kein Widerspruch.
Gestützt werden seine Aussagen auch durch die Analysen von der Internationalen Energieagentur (IEA). Der größte Teil der Emissionen entsteht im Energiesektor. Nach den Analysen der IEA wird sich die Kapazität der Erneuerbaren Energien bis 2030 weltweit verdreifachen. Die dafür nötigen Anlagen müssten aber zunächst produziert, transportiert und installiert werden, bevor sie zur CO2-Reduktion beitragen könnten.
Auch das Ziel, die Ökostrom-Kapazitäten bis 2030 zu verdreifachen, ist übrigens auf einer Klimakonferenz definiert worden – bei der 28. Klimakonferenz in Dubai.
Schutz vor Klimafolgen: NRW mit guten Ansätzen
Neben der Frage, wie in Zukunft der Ausstoß von Treibhausgasen vermieden werden kann, sind Anpassungen zum Schutz vor Auswirkungen des Klimawandels nötig. Wie das gehen kann, zeigt ein Blick nach Nordrhein-Westfalen.
Constanze Schmidt, Referentin für Klimaanpassung am Wuppertaler Institut für Klima, Umwelt, Energie sagt, dass Nordrhein-Westfalen schon sehr weit in seinen Bemühungen sei.
Außerdem würden in vielen kleinen Städten und Kommunen Flächen entsiegelt, damit Wasser besser ablaufen und Hitze absorbiert werden kann. Alles gute Ansätze - aber auch nur Anfänge. "Mir ist es wichtig, positive Beispiele hervorzuheben, aber das bedeutet nicht, dass wir optimal vorbereitet sind."
Subventionen einfach umschichten?
Auch eine unabhängige UN-Expertengruppe kommt zu dem Schluss, dass der Bedarf an externer Hilfe bei rund einer Billion US-Dollar pro Jahr bis 2030 liegt – und sogar 1,3 Billionen bis 2035. Die reichen Länder sind lediglich bereit, einen Bruchteil davon zu geben.
Nach Informationen von Klimaforscher Höhne werden weltweit aktuell 1,3 Billionen Dollar im Jahr in die Subvention von fossilen Energieträgern gesteckt. Theoretisch wäre also genug Geld vorhanden, würde man die Mittel für diese Subventionen umschichten.
2025 findet die nächste UN-Klimakonferenz in Brasilien statt - die nächste Chance, sich mit kleinen Schritten anzunähern.
Unsere Quellen:
- dpa
- Interview mit Prof. Dr. Niklas Höhne - New Climate Institute
- Interview mit Constanze Schmidt, Referentin für Klimaanpassung am Wuppertaler Institut für Klima, Umwelt, Energie
- Umweltbundesamt
- UNEP
- IEA
Über dieses Thema berichtete der WDR am 23.11.2024 auch im Fernsehen: WDR aktuell, 16.00 Uhr.