U-Boot U17 fährt über den Rhein: Hier macht U17 in NRW Halt | sv

00:57 Min. Verfügbar bis 12.05.2024

Liebe zum Tauchgang: Ein ehemaliger Kapitän begleitet das U-Boot U17

Stand: 12.05.2023, 17:16 Uhr

Ein U-Boot über Meer, Flüsse und Land transportieren: Jürgen Weber ist mit dabei - er berät als U-Boot-Fachmann nicht nur die Serienmacher von "Das Boot", sondern hat auch eine besondere Beziehung zur U17. Eine Reportage auf dem Rhein.

Von Ildiko Holderer

Die Titelmusik des 1980er-Jahre-Klassikers "Das Boot" ertönt aus den Lautsprechern eines kleinen Schnellboots. Es jagt dem 500 Tonnen schweren U-Boot U17 hinterher. Das bewegt sich nicht unsichtbar in den Tiefen des Flusses Waal bei Nijmegen - sondern wird über Wasser auf einem Ponton transportiert.

Jürgen Weber, Fregattenkapitän a.D., verfolgt die Koordinaten der Transport-Mission auf seinem Smartphone. Als das U-Boot in Sicht kommt, steht er von seiner Sitzbank im Schnellboot auf - und lächelt zufrieden.

Das U17, ein ehemaliges Marine-U-Boot, ist auf seinem Weg zum Technikmuseum Sinsheim. Dort soll es für alle Interessierten ausgestellt werden. Die Etappe am Freitag führt das U17 nun auch zum ersten Mal durch NRW bis nach Duisburg - über den Rhein.

Jürgen Weber hat sich gemeinsam mit anderen U17-Kennern für den Transport von der Ostsee bis nach Speyer jahrelang eingesetzt. Er ist Geschäftsführer des Verbands Deutscher U-Bootfahrer. Knapp zwei Millionen Euro kostet der Transport und soll durch Spenden finanziert werden. Das Boot ist Dauerleihgabe der Wehrtechnischen Studiensammlung der Bundeswehr in Koblenz.

Leidenschaft für das U-Boot

Ex-Kapitän Jürgen Weber auf dem Schiff, das neben dem U17-Transport fährt

Jürgen Weber hat besondere Erinnerungen an die U17

"Dass ich das hier sehen kann, dass ich das begleiten kann, bedeutet mir sehr viel", erzählt Weber. Doch woher kommt die Passion für das U-Boot bei ihm? Mit dem U17 habe er eine besondere Beziehung, sagt Weber: "Das war das Boot, auf dem ich 1984 meinen Komandantenlehrgang gemacht habe" - auch seinen ersten Torpedo habe er hier geschossen. Später sei er bei einer Übung auf dem U-Boot eingesetzt worden. "So bin ich zumindest mal zehn Tage offiziell Kommandant für die U17 gewesen", sagt Weber. Bei den anderen beiden Museums-U-Booten U9 und U10 sei er einmal seinen letzten eigenen Einsatz als Kommandant und einmal den letzten Einsatz des U-Bootes gefahren. So schließe sich für ihn ein Kreis, sagt Weber.

Was die U17 gesehen hat

Die U17 hat eine bewegte Geschichte. Sie war zusammen mit der U26 das erste deutsche U-Boot, das nach dem Zweiten Weltkrieg in amerikanischen Hoheitsgewässern unterwegs war. Hauptsächlich war sie in ihren 40 Dienstjahren in der Nord- und Ostsee eingesetzt, später auch im Mittelmeer. Bei solchen Einsätzen geht es um Überwachungs- und Aufklärungsaufgaben, aber zum Beispiel auch die Zusammenarbeit mit NATO-Partnern, etwa bei Jagdübungen, sagt Weber.

Der Transport des U-Boots U17 in Bildern

Nach einem ausgiebigen Besuch in NRW über den Rhein ist das U-Boot U17 in Speyer angekommen und setzt seine Reise auf dem Land fort. Ziel ist das Technik-Museum Sinsheim.

U-Boot U17

Ein echter Hingucker: die U17 auf dem Weg ins Technik-Museum nach Speyer

Ein echter Hingucker: die U17 auf dem Weg ins Technik-Museum nach Speyer

In Höhe von Bimmen passierte das U-Boot die deutsche Grenze.

Anschließend ging es über den Niederrhein weiter bis nach Kleve.

Im Hintergrund ist die Rheinbrücke Emmerich zu sehen.

Bei Emmerich schauten Schaulustige vom Rheinufer aus zu.

In Duisburg lockte das U-Boot Hunderte Zuschauer an den Rhein - an den besonders guten Aussichtsplätzen wurde es richtig voll.

Nach einem nächtlichen Stopp im Duisburger Hafen ging es weiter.

Das U17 auf der Höhe von Krefeld-Uerdingen.

Auch die Besucher des Japan-Tags in Düsseldorf konnten den Transport von der Promenade aus beobachten.

Am Mittag wurde dann Köln erreicht.

In Köln blieb das U-Boot über Nacht.

In den frühen Morgenstunden hieß es dann wieder: Leinen los!

Um die Mittagszeit passierte der Transport dann Bonn.

Viele Schaulustige wollten vom Ufer aus den U-Boot-Transport sehen.

Der Transport ist ein Fest für Hobbyfotografen.

Nach NRW ging es durch Rheinland-Pfalz und am Drachenfels vorbei.

Auch in Mainz war das U-Boot ein Publikumsmagnet.

Zwischenstopp im Mannheimer Hafen.

Ankunft in Speyer. Im Hintergrund die Türme des Speyrer Doms.

Vier Tage später ging es auf dem Landweg weiter ins Technik-Museum-Speyer.

Mitunter schwierige oder sogar gefährliche Einsätze, arbeiten auf sehr beengtem Raum - was hat den Diplompädagogen Weber dazu bewegt, auf einem U-Boot zu dienen? Ihn habe vor allem die unbedingte Zusammenarbeit als Team fasziniert, sagt Weber - gerade auch wegen seines Pädagogik-Studiums: "Was ich in der Praxis im Studium gelernt hatte, auch in der Realität wiederzufinden, das hat mich schon gefreut: Kooperation, Teamwork, Kameradschaft." Das Besondere am U-Boot-Fahren, sagt er scherzhaft, sei, "dass man seinen Nachbarn erkennt, ohne die Augen auf zu haben" - an seinem Geruch. Tolerant müsse das Team sein, einen guten Kommandanten haben und - ganz wichtig - auch einen fähigen Schiffskoch.

Berater für die Serie "Das Boot"

Jürgen Weber auf dem Schiff, das das U-Boot U17 transportiert.

Jürgen Weber ist Berater der Serie "Das Boot"

Weber kennt sich aus mit den Gruppendynamiken auf Tauchfahrten, aber auch mit den technischen Details. Als Berater für die Sky-Serie "Das Boot" erklärt er der Regie und den Schauspielern bei den Dreharbeiten, was sie beachten müssen, um sich auch vor geschulten Augen nicht zu blamieren. Das klappe meistens sehr gut, sagt Weber. Nur ganz selten komme es vor, dass fachliche Richtigkeit der künstlerischen Freiheit zum Opfer falle. Mit einigen der Schauspieler treffe er sich auch privat - gerade erst auf ein Bier mit Franz Dinda auf dem Alexanderplatz zum Beispiel. Der habe es leider wegen Dreharbeiten bislang nicht zur großen letzten Fahrt der U17 geschafft.

Herausforderungen für die Transportaktion

Die U-Boot-Transport-Crew fährt zunächst den Rhein weiter herunter - bis nach Speyer. Dort müssen für den weiteren Transport nach Sinsheim Batterien ausgebaut werden, damit das U-Boot nicht zu schwer ist.

Eine besondere Herausforderung liege schließlich darin, das Boot auf der Straße zu transportieren, sagt Weber. Der Transport auf dem Rhein sei im Vergleich dazu einfach. Die niederländische Firma, die für den Transport verantwortlich sei, habe vor 30 Jahren auch das U-Boot U9 schon ins Technikmuseum nach Speyer gefahren, so Weber. "Für die ist es, glaube ich, ein Job wie jeder andere, für uns ist es etwas total Spannendes und was total Schönes." Abschied nehmen von der U17 muss er auch nach dem Transport nicht. Die aus ehemaligen Besatzungsmitgliedern bestehende "U-Boot-Kameradschaft U17", der auch Weber angehört, wird sich in Zukunft um den Erhalt des U-Boots als Exponat kümmern.

Publikum begleitet die letzte Fahrt

Das ausgemusterte U-Boot U17 sorgt für Aufmerksamkeit: Entlang der Strecke schauen viele Menschen dem Transport zu und teilen ihre Bilder und Videos über den Facebook-Kanal von @wdraktuell:

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