"Aus, das Spiel ist aus": Das sagen die Menschen im Westen
Aktuelle Stunde . 07.11.2024. 31:19 Min.. UT. Verfügbar bis 07.11.2026. WDR. Von Nils Rode.
Erschlagen von Nachrichten: Tipps gegen die Hilflosigkeit
Stand: 07.11.2024, 18:05 Uhr
Ein lügender Egomane wird US-Präsident, kurz drauf zerbricht die Ampel. Das kann ganz schön runterziehen. Sechs Tipps gegen den Blues.
Von Nina Magoley
Die Zeiten sind ohnehin aufgewühlt - diese Woche aber kam es besonders dicke: Erst der für Viele schockierende Ausgang der US-Wahl, dann das Chaos in der Ampel-Koalition.
Der Mittwoch begann für viele auch in NRW mit einem Schock. Da stand fest, dass Donald Trump die US-Wahlen eindeutig gewonnen hat. Viele Menschen verbrachten den Tag mit beklommenen Gefühlen: Was heißt das jetzt für uns?
In das Gefühl der Hilflosigkeit brach eine Kaskade von Eilmeldungen aus Berlin: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat Finanzminister Christian Lindner (FDP) entlassen, die Ampelkoalition sei damit aufgelöst, Scholz kündigt eine Neuwahl an.
"Doppelschlag": Beunruhigende Nachrichten aus Washington und Berlin
"Im Gespräch bleiben": Psychologe Stephan Grünewald
Von einem "Doppelschlag" spricht der Psychologe Stephan Grünewald vom Kölner Markt- und Medienforschungsinstitut Rheingold: "Erst die Schreckensszenarien in den USA, die auch hier bei vielen Menschen ein Gefühl von Verstörung und Hilflosigkeit ausgelöst haben". Hilflosigkeit auch deshalb, weil man angesichts der Entwicklungen in den USA als Zuschauer wenig tun kann. Dass sich dann bei uns auch noch die Ampel zerlegt, erschüttere zusätzlich das Gefühl der inneren Sicherheit.
Psychologe Grünewald hat aber einige gute Tipps, wie man sich gegen den Blues wappnen kann:
- Wichtig sei, "im Gespräch zu bleiben": Zum Telefon greifen, "rauf und runter erzählen, was einem durch den Kopf geht". Über Gespräche die eigene Fassung wiederfinden, "soziale Vergewisserung bekommen", wie Grünwald es nennt: "Wenn ich merke, dass andere mir zuhören, mich bestätigen, vermittelt das zumindest eine Restgeborgenheit."
- Kontakte zu Freunden und Familie pflegen - für das Gefühl "ich bin nicht allein".
- An Orten eintauchen, "die noch funktionieren". Spaziergänge in der Natur zum Beispiel könnten sehr beruhigend wirken: Bäume betrachten und den Vögeln lauschen. Im Gegensatz zum gegenwärtigen Chaos und Umbruch allerorten finde man in der Natur "verlässliche Rhythmen und ewige Ordnung, die mich tragen können", so Grünewald.
"Verlässliche Rythmen" im Wald
- Aktiv werden! Kleine Projekte starten und dabei die "Selbstwirksamkeit" spüren, rät der Psychologe. Das könne Kuchenbacken sein oder ein Stück Garten umgraben. "Das holt einen aus der Ohnmacht heraus", sagt Grünewald. Und erinnert an die Coronazeit, als viele anfingen, ihre Wohnung zu renovieren - einfach, um das Gefühl zu haben, wieder ein bisschen Kontrolle zurückzugewinnen.
- Auch ehrenamtliches Engagement könne helfen, um das Gefühl zurück zu bekommen, etwas Sinnvolles zu tun: "Man hat schnelle Erfolgserlebnisse, fühlt sich mit anderen Menschen verbunden - und der Blick auf deren Notlage relativiert vielleicht die Empfindung der eigenen Not."
- Und nicht zuletzt: Sich in den Arm nehmen. "Um sich auch so zu vergewissern: Ich bin nicht allein."
Quelle:
- WDR-Gespräch mit Psychologen Stephan Grünewald