Manganknollen werden am Meeresboden in einer Tiefe von mehreren tausend Metern im Pazifik untersucht

Tiefseebergbau: Manganknollen für Handys und E-Autos?

Stand: 31.07.2024, 13:16 Uhr

In Ozeanen wachsen wertvolle Rohstoffe - zum Beispiel Manganknollen. Der Abbau bedeutet einen Eingriff ins Ökosystem, findet nicht nur Meeresbiologin Antje Boetius. Die Bundesregierung fordert gerade zusammen mit anderen Staaten eine Aussetzung für die Zulassung.

Von Katja Goebel

In Jamaika findet gerade eine Generalversammlung der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) statt. Es geht um Tiefseebergbau-Projekte, denn manche Konzerne wollen sich den Abbau von seltenen Rohstoffen sichern. Doch der Tiefseeboden ist kein einfacher Acker, sondern ein riesiges Ökosystem. Und somit wird es in der jamaikanischen Hauptstadt Kingston auch um Regeln gehen, die den Schutz der Meeresumwelt gewährleisten.

Kostbarkeit auf dem Meeresgrund

Manganknolle aus der Tiefsee des Atlantiks

Schatz aus dem Ozean: Manganknolle

Abgesehen haben es Unternehmen zum Beispiel auf Manganknollen. Das sind Klumpen aus Metall, die am Meeresgrund liegen. Sie enthalten die Rohstoffe Mangan, Eisen, Kupfer, Nickel und Kobalt - Rohstoffe, die die Menschheit gut für Auto-Batterien oder Solaranlagen gebrauchen kann. Ein wahrer Schatz also, der da in internationalen Gewässern schlummert. Kein Wunder, dass das Thema Tiefseebergbau immer mehr in den Fokus rückt. Eine neue Studie hat nun festgestellt, dass Manganknollen sogar Sauerstoff produzieren können. 

Knollen-Ernte mit "Staubsaugern"

Abgebaut werden könnten die Knollen mit riesigen Fahrzeugen, die an Staubsauger erinnern. Dabei werden aber nicht nur die Knollen eingesaugt, sondern auch der Sandboden drumherum und viele Mikroorganismen. Die Folgen für das Ökosystem sind noch gar nicht absehbar.

Meeresbiologin zu Tiefseebergbau: "Umweltzerstörung"

WDR 5 Morgenecho - Interview 31.07.2024 05:47 Min. Verfügbar bis 31.07.2025 WDR 5


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Antje Boetius, Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts, steht  im September 2023 neben dem Eisbrecher «Polarstern».

Meeresbiologin Antje Boetius

Das weiß auch Meeresbiologin Antje Boetius. Sie ist Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts und hat eine Studie zum Tiefseebergbau erstellt. Darin hat sich die Wissenschaftlerin auch mit Manganknollen beschäftigt. "Unsere Studien zeigen, dass sie auch Lebensraum sind für Tiefsee-Lebewesen. Sie wachsen unendlich langsam", erklärt die Wissenschaftlerin im Gespräch mit dem WDR.

"Eine Manganknolle ist oft über eine Million Jahre alt" Meeresbiologin Antje Boetius

Jetzt stehe die Menschheit vor der Frage, ob nun der nächste Lebensraum bedroht werden müsse oder ob es nicht auch andere Lösungen an Land gebe. Dort gelte aber auch: "Das Ernten von seltenen Metallen hat oft mit Umweltzerstörung zu tun. Wir haben uns daran gewöhnt, gar nicht mehr zu fragen, woher das ganze Metall in unseren Autos und Handys kommt. Ich frag mich immer: Muss es so sein oder könnten wir nicht einfach auf Materialien setzen, die es im Überfluss gibt", so Boetius.

"Es wird ein bisschen übererzählt, dass wir Tiefseebergbau für die grüne Revolution brauchen" Antje Boetius, Leiterin des Alfred-Wegener-Instituts

Deutschland fordert vorläufiges Verbot

Draufsicht auf die grüne Meeresschildkröte, die in der Tiefsee über dem Sandboden schwimmt

Die Tiefsee - ein riesiges Ökosystem

Deutschland und andere Staaten fordern nun, Tiefseebergbau erst dann zuzulassen, wenn die Forschung weiter ist. Auch darum wird es bei der Versammlung in Jamaika gehen. Die Bundesrepublik hat sich für ein Moratorium beziehungsweise eine vorsorgliche Pause beim Tiefseebergbau ausgesprochen.

Bei der vorherigen jährlichen Generalversammlung verhinderten China und andere Mitgliedstaaten, die den Tiefseebergbau befürworten, den Programmpunkt. Sie zögerten die Verabschiedung der Tagesordnung bis zum letzten Moment hinaus. Ein kanadischer Konzern will noch in diesem Jahr den ersten Antrag zum Bergbau auf dem Meeresboden einreichen.

Unsere Quellen:

  • WDR-Interview mit Meeresbiologin Antje Boetius
  • Agentur dpa