
Keine konkrete Gefährdung durch Anschlagspläne für Karneval in Köln
Stand: 27.02.2025, 12:06 Uhr
Nach den Terrordrohungen des IS für die Karnevalstage sieht das Bundeskriminalamt keine Hinweise auf konkrete Anschlägspläne. Karneval bleibt aber ein Sicherheitsrisiko. Die Anschläge der Vergangenheit führen dazu, dass heute 1.400 Polizistinnen und Polizisten zusätzlich im Einsatz sind.
Unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen ist um 11.11 Uhr der Straßenkarneval gestartet. Nach den Anschlägen in München und an anderen Orten könnte dem einen oder anderen dabei auch etwas mulmig zumute sein. In sozialen Netzwerken haben Islamisten zu Anschlägen unter anderem im Kölner Karneval aufgerufen. Das Bundeskriminalamt und die Polizei sehen jedoch derzeit keine konkrete Gefährdung.
Zwar sei die allgemeine Bedrohung durch den islamistischen Terrorismus unverändert hoch, konkrete Hinweise gebe es jedoch nicht, heißt es in der noch gültigen Stellungnahme des Bundeskriminalamt. Die Behörde glaubt, dass mehr Fake News und falsche Informationen verbreitet werden könnten, um die Menschen zu verunsichern und ihnen ihr Sicherheitsgefühl zu nehmen.
Die Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) hatte zuletzt in sozialen Netzwerken potentielle Angriffsziele wie Weiberfastnacht auf dem Alter Markt oder dem Festival Green Komm am Karnevalssonntag auf den Ringen genannt. Dazu ging es um eine Rosenmontagsfeier in Nürnberg. Die wurde am Mittwochnachmittag sogar abgesagt.
Ist es gefährlich, Karneval zu feiern? Lage wird ständig neu bewertet
Die Drohungen sind der Kölner Polizei nach eigenen Angaben seit Anfang der Woche bekannt. "Die Lage bewerten wir ständig", sagt Einsatzleiter Martin Lotz. Er sagt aber nicht, dass sie neu bewertet werden muss. Ein wichtiger Unterschied.
Die Drohungen, sagt es Lotz, würden auch darauf abzielen, die Bevölkerung zu verunsichern. Der erfahrene Einsatzleiter warnte davor, sich einschüchtern zu lassen. Er forderte die Menschen auf, fröhlich und friedlich Karneval zu feiern. Seine Beamten würden für ein größtmögliches Sicherheitsgefühl sorgen - vor allem durch Präsenz.
Terrorismus-Experte: "Achtsam sein"
Der Terrorismus-Experte Peter Neumann sagte nach den IS-Drohungen für den Straßenkarneval in Köln im WDR-Interview: Natürlich haben wir eine erhöhte Gefahrenlage. Er verweist auf Anschläge der vergangenen Wochen und Monate sowie darauf, dass man in Westeuropa in den letzten 15 Monaten eine Erhöhung des Volumens dschihadistischer Aktivität um 400 Prozent festgestellt habe. Es gehe ganz deutlich nach oben.
"Attentäter warten auf Signal"
"Viele der potentiellen Attentäter im Internet warten jetzt quasi auf ein Signal", so Neumann. Das bedeute nicht, dass man sich dadurch sein Leben kaputtmachen lassen solle. Aber: Achtsam solle man sein.
Ein Notfalltherapeut gab Empfehlungen für verunsicherte Menschen im Straßenkarneval. Karnevalisten sollten sich auf sicheren Webseiten etwa von Ministerien über die Lage informieren, sagte der Psychologe Christian Lüdke dem WDR. Im Zweifel sollten sich auch innerhalb der Familie oder mit Freunden austauschen - also mit Menschen, die sie gut kennen, "weil dadurch das Sicherheitsgefühl dann wieder gestärkt wird".
Psychologe: "Auf das Bauchgefühl hören"
Lüdke gehörte dem Krisenstab nach dem Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg an, bei dem sechs Menschen getötet wurden. Der Psychologe riet auch dazu, den Sicherheitsbehörden zu vertrauen, "weil sie wirklich alles tun, damit wir ganz unbeschwert feiern können". Oft werde die Gefahr größer wahrgenommen, als sie tatsächlich sei. Das habe auch etwas mit der Medienberichterstattung zu tun. Bilder kämen heute quasi in Echtzeit, dadurch kämen die Ereignisse emotional viel näher. Im Zweifel empfiehlt Lüdke, auch auf das eigene Bauchgefühl zu hören
Sicherheitskonferenz von Bund und Land
Am Dienstagnachmittag hatte es eine große Sicherheitskonferenz bei der Kölner Polizei gegeben. Sicherheitsbehörden von Bund und Land waren offenbar zugeschaltet.
Jeden Tag 1.400 zusätzliche Polizisten in Köln im Einsatz
Schon in der vergangenen Woche hatten die Behörden in Köln ihr Sicherheitskonzept vorgestellt. Demnach sind alleine hier täglich 1.400 zusätzliche Polizeibeamtinnen und Beamte im Einsatz. Das Ordnungsamt kommt mit privaten Sicherheitsdiensten auf rund 1.000 Mitarbeitende. Das Festkomitee Kölner Karneval hat für den Rosenmontagszug 400 zusätzliche Sicherheitskräfte verpflichtet. Mehr Personal wäre kurzfristig gar nicht zu beschaffen, sagen Experten, da im ganzen Land Karneval gefeiert werde.
Ralf Mayer, Leiter des Kölner Ordnungsamtes sagt zu den bevorstehenden Einsätzen, dass die Abstimmung zwischen den verschiedenen Partnern, Feuerwehr, Rettungsdienste, Polizei und Ordnungsamt reibungslos verliefe. Auch wegen jahrelanger Praxis bei Großereignissen.
Unsere Quellen:
- Polizei Köln
- Sicherheitskreise
- Deutsche Presse Agentur
- Bundeskriminalamt
- WDR-Interview mit Terrorismus-Experten Peter Neumann
- WDR-Interview mit Psychologe Christian Lüdke