Polizisten steht vor einer Regenbogenflagge

Queerfeindlichkeit: Deutlich mehr Straftaten gemeldet

Stand: 16.12.2024, 12:38 Uhr

In Deutschland werden immer häufiger Straftaten gegen queere Menschen gemeldet. Das Bundesinnenministerium zählte 2023 fast 1.800 Fälle, ein Anstieg von 30 Prozent. Diese Anlaufstellen gibt es für Betroffene in NRW.

"Einen besorgniserregenden Anstieg queerfeindlicher Straftaten über die vergangenen Jahre" haben Bundesinnenministerium und Bundeskriminalamt festgestellt. In ihrem jüngsten Lagebericht zur kriminalitätsbezogenen Sicherheit erfasste die Polizei 2023 insgesamt bundesweit 17.007 Fälle von Hasskriminalität.

Jeder zehnte Fall von Hasskriminalität geht gegen Queere

Mehr als jeder Zehnte dieser Fälle - 1.785 Straftaten - richtete sich im vergangenen Jahr laut BKA gegen lesbische, schwule, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche sowie queere Menschen (LSBTIQ+). Im Jahr 2022 lag die Opferzahl bereits bei 1.188.

BKA rechnet mit hoher Dunkelziffer

Stiefel mit Regenbogensocken

Beleidigungen, Gewalttaten, Volksverhetzungen, Nötigungen und Bedrohungen - das sind die häufigsten Straftaten. Gewalt wurde gegen 212 Opfer (nach 197 in 2022) angewendet. Im Bereich „Sexuelle Orientierung“ und „Geschlechtsbezogene Diversität“ haben sich die Straftaten seit 2010 nahezu verzehnfacht. Trotz des Anstiegs gemeldeter Fälle legen Erhebungen nahe, dass die Dunkelziffer weiterhin hoch ist.

Bundesinnenministerin Faeser fordert mehr Unterstützung

"Wir müssen all diejenigen schützen und unterstützen, die wegen ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität Hass, Diskriminierung und Gewalt erleben", so Bundesinnenministerin Nancy Faeser. Die SPD-Politikerin sagte, dass viele Betroffene Straftaten nicht anzeigen. Daher müsse es mehr Sensibilität und Unterstützung für sie geben.

Hilfsangebote und Diskretion für Betroffene von Gewalt

Nun hat das Programm Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes eine Landkarte zu polizeilichen und kommunalen Angeboten zur Bekämpfung homophober und transfeindlicher Gewalt gegen LSBTIQ+ erstellt. Dort kann man sich Hilfe und Beratung holen.

Die LSBTIQ+-Beauftragten bei der Polizei

Einige Städte in NRW haben auch eigene Queerbeauftragte in ihren Polizeipräsidien. In Köln ist seit Anfang Juni 2023 Thorsten Helmers Ansprechpartner für Fragen zum Umgang der queeren Community mit der Polizei. Er versteht sich als wichtiges Bindeglied für Mitarbeitende der Polizei Köln und den Menschen der Community, die mit der Polizei zu tun haben und möchte "Brücken bauen":

Es beginnt in der Regel damit, die Wahrnehmung des eigenen Handelns zu reflektieren. Beispielsweise, indem man sich selbst fragt „Was könnte mein Handeln bei Menschen auslösen und könnte dieses verletzend sein?" Thorsten Helmers, Queerbeauftragter der Polizei Köln

Die Reflektion des eigenen Handelns sei der erste Schritt, um einen respektvollen und wertschätzenden Umgang untereinander zu gewähren, so Helmers.

Nach dem gewaltsamen Übergriff am Rande des CSD in Münster im August 2022 hatte die dortige Polizeipräsidentin Alexandra Dorndorf die queeren Verbände ins Polizeipräsidium Münster eingeladen. Seitdem hat sich der Austausch fortgesetzt. Seit August 2024 sind Barbara Winkler und Rebecca Nockemann die Ansprechpersonen für queere Menschen bei der Polizei Münster. Sie helfen, queerfeindliche Straftaten bei der Polizei anzuzeigen und strafrechtlich verfolgen zu lassen. "Ein gemeinsames Netzwerk beginnt zu wachsen", erklärt Dorndorf stolz.

Auch in Bielefeld gibt es inzwischen einen LSBTIQ*-Beauftragten der Polizei. Wie seine Kollegen setzt auch der dortige Beauftragte Frank Walther auf Zusammenarbeit, Vertrauen und Respekt im Netzwerk.

Queerfeindliche Angriffe

WDR Studios NRW 13.12.2024 00:20 Min. Verfügbar bis 16.12.2026 WDR Online


Studie: Hohe Queerfeindlichkeit an Kölner Schulen

Jeder zweite Jugendliche gab in diesem Jahr in einer Befragung der Kölner Jugendeinrichtung anyway an, wegen seiner sexuellen Orientierung schon mal beschimpft, beleidigt und lächerlich gemacht worden zu sein. Bei jedem zehnten Jugendlichen kam es sogar zu körperlichen Angriffen. Auch hier wünschen sich viele der Befragten mehr Aufklärungsworkshops und geschulte Ansprechpersonen für queere Themen in der Schule.

Unsere Quellen:

  • Bundesministerium des Innern und für Heimat
  • Bundeskriminalamt (BKA)
  • dpa
  • Polizei Münster
  • Polizei Köln
  • Verein "anyway Köln"

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