Kinder werden von Online-Inhalten belastet: Eltern können was tun
02:12 Min.. Verfügbar bis 25.10.2025.
Brutale Bilder: So können Eltern ihre Kinder auf Social Media schützen
Stand: 26.10.2023, 06:00 Uhr
Im Netz werden Kinder und Jugendliche derzeit mit brutalen Bildern aus dem Nahostkonflikt konfrontiert. WDR-Digitalexperte Jörg Schieb erklärt, wie Eltern solche Inhalte blocken können.
Auch auf den Plattformen tobt ein Krieg – ein Desinformationskrieg. Bilder von der Terrorattacke der Hamas und aus dem Gazastreifen fluten die Plattformen derzeit. Es sind brutale und teilweise bestialische Postings, Fotos und vor allem Videos. Auch, um Stimmung zu machen und die Öffentlichkeit gegen Israel aufzubringen.
Doch ob echte Aufnahmen oder Fake: Viele Bilder können bei Betrachtung nicht nur Erwachsene traumatisieren, sondern erst recht Kinder und Jugendliche. Vor allem auf TikTok nehmen die Algorithmen wenig Rücksicht darauf, wer gerade die App bedient – und zeigen das an, was im Netzwerk zu vielen Reaktionen führt.
Algorithmen verbreiten brutale Aufnahmen rasant
Kriegsbilder und Fake News
Eltern sollten deshalb unbedingt aktiv werden. An erster Stelle steht immer das Gespräch mit den Kindern, die darauf vorbereitet werden sollten, dass es solche Inhalte überhaupt und derzeit verstärkt gibt. Die Kinder sollten ihren Eltern davon erzählen, wenn sie brutale Inhalte auf Plattformen sehen.
Eltern sollten aktiv werden
Denn dann haben die Erwachsenen die Chance, diese Inhalte bei den Plattformen zu melden. Neben oder unter jedem Posting – und das auf jeder großen Plattform – gibt es die Möglichkeit, den Inhalt als "unangemessen“ zu melden. Laut Netzwerkdurchsetzungsgesetz und "Digital Services Act“ (DSA) sind alle großen Plattformen verpflichtet, zeitnah zu reagieren und alles, was Hass, Hetze und zur Schau gestellte Brutalität ist, zu löschen. Im Zweifel empfiehlt es sich, das nochmal zu kontrollieren.
TikTok: Zeit beschränken und Filter aktivieren
Noch besser ist, es erst gar nicht darauf ankommen zu lassen. Zum Glück bieten TikTok und Instagram – die beiden beliebtesten Apps bei Kindern und Jugendlichen – mittlerweile einige Einstellungsmöglichkeiten.
Filter bei TikTok möglich
Dazu müssen allerdings auch die Eltern ein TikTok-Konto haben und TikTok muss auf dem Smartphone installiert sein. Hier einige Schritte, die helfen können, dass Kinder keine unangemessenen oder brutalen Inhalte auf TikTok sehen:
- Altersbeschränkung: Laut TikTok müssen Nutzer mindestens 13 Jahre alt sein. Für Nutzer unter 18 Jahren benötigt die App die Zustimmung der Eltern oder Erziehungsberechtigten, unter 13 Jahren darf TikTok nicht benutzt werden.
- Familienzusammenführung: TikTok bietet eine Funktion "Familienzusammenführung". Sie ermöglichen es Eltern, die TikTok-Aktivitäten ihrer Kinder zu überwachen und Einschränkungen bei der Nutzung vorzunehmen, inhaltlich wie zeitlich. Diese Funktion findet sich unter "Einstellungen" und dort "Begleiteter Modus".
- Eingeschränkter Modus: Hier lassen sich für Kinder und Jugendliche unangemessene Inhalte blocken. Dieser Modus verwendet Algorithmen und KI, um potenziell ungeeignete Inhalte für jüngere Nutzer zu filtern. Das funktioniert gut, aber keineswegs 100 Prozent sicher. Denn nur als brutal eingestufte Inhalte werden dadurch geblockt.
- Blockieren und Melden: Eltern sollten ihr Kind ermutigen, unangemessene Inhalte oder Nutzer zu melden oder zu blockieren. TikTok ermöglicht das Blockieren von Nutzern und das Melden von Videos, die gegen die Community-Richtlinien verstoßen.
- Zeitmanagement: TikTok bietet serienmäßig eine "Bildschirmzeit-Verwaltung", mit der Eltern die tägliche Nutzungsdauer begrenzen können. Auch das kann helfen, das Ausgesetzt-Sein gegenüber unerwünschten Inhalten zu reduzieren. Vor allem aber hilft diese Funktion, die Nutzungsdauer von TikTok präzise einzustellen.
Das Zeitmanagement funktioniert präzise und zuverlässig. Die Filter leider nicht. Es ist trotz entsprechender Einstellungen jederzeit möglich, dass unangemessene Inhalte durch die Sicherheitsmaßnahmen rutschen. Aber immerhin ist das Risiko deutlich reduziert.
Instagram: Zeit managen und Filter aktivieren
Sicherheitseinstellungen bei Instagram
Auch Instagram bietet verschiedene Sicherheitseinstellungen, um junge Nutzer zu schützen. Hier sind einige Schritte, die dabei helfen, dass Kinder keine oder wenigstens deutlich weniger unangemessene Inhalte auf Instagram sehen:
- Altersbeschränkung: Wie bei TikTok sollten Nutzer auch bei Instagram mindestens 13 Jahre alt sein, um ein eigenes Instagram-Konto zu erstellen.
- Blockieren und Melden: Erklären Sie dem Kind, wie es unangemessene Nutzer oder Inhalte selbst blockieren oder melden kann. Durch das Blockieren kann ein Nutzer nicht mehr auf das Profil des Kindes zugreifen oder ihm Nachrichten senden.
- Nutzungszeit beschränken: Leider bietet Instagram selbst keine Funktion, die es Eltern erlaubt, die Nutzungszeit zu begrenzen. In den "Einstellungen“ gibt es lediglich die Möglichkeit, nach einer bestimmten Zeit einen Warnton abzuspielen – und/oder sich die Nutzungszeit anzuschauen.
- Sensible Inhalte: In der Instagram-App gibt es eine Funktion namens "Sensible Inhalte", mit der Nutzer die Art der Inhalte steuern können, die sie sehen. Diese Funktion ist für alle Nutzer verfügbar, aber sie ist besonders wichtig für Eltern, die ihre Kinder vor unangemessenen Inhalten schützen möchten. Es gibt drei verschiedene Auswahlmöglichkeiten:
"Standard": Diese Einstellung ist die Standardeinstellung. Sie zeigt alle Inhalte an, die Instagram für angemessen hält.
"Weniger": Diese Einstellung zeigt weniger sensible Inhalte an. Dazu gehören zum Beispiel Gewaltdarstellungen, sexuelle Inhalte und Inhalte, die Gewalt gegen Kinder verherrlichen. Diese Einstellung sollten Eltern bei ihren Kindern verwenden.
"Mehr": Diese Einstellung zeigt mehr sensible Inhalte an. Dazu gehören zum Beispiel Inhalte, die Gewalt, Sex oder andere sensible Themen explizit darstellen.
YouTube Kids einrichten
Wenn die Kinder Youtube benutzen, empfiehlt es sich, auf den Handys der Kinder nur "YouTube Kids" zu verwenden. Hier ist sichergestellt, dass keine brutalen und für Kinder unangemessene Inhalte auftauchen.
Zeitmanagement einrichten
Ganz generell sollten Eltern dafür sorgen, dass ihre Kinder nicht zu viel Zeit am Handy oder Smartphone verbringen. Eltern können die Nutzungszeit ihrer Kinder sowohl mit den eingebauten Funktionen von iOS und Android als auch mit zusätzlichen Apps überwachen und beschränken.
Unter iOS (Apple-Geräte)
Eingebaute Funktion - Bildschirmzeit
1. Öffnen Sie "Einstellungen" und wählen Sie "Bildschirmzeit".
2. Aktivieren Sie "Bildschirmzeit".
3. Tippen Sie auf "Mit Family Sharing teilen", um die Einstellungen für das Gerät Ihres Kindes von Ihrem eigenen Apple-Gerät aus zu steuern.
4. Legen Sie "Nutzungslimits" für bestimmte Apps oder App-Kategorien fest.
5. Nutzen Sie den "Bildschirmzeit-Passcode", um unerwünschte Änderungen zu verhindern.
6. Überwachen Sie den täglichen und wöchentlichen Bericht zur Bildschirmzeit, um die Aktivitäten Ihres Kindes zu sehen.
Unter Android:
Eingebaute Funktion - Digital Wellbeing & Elternkontrolle
1. Öffnen Sie "Einstellungen" und suchen Sie nach "Digital Wellbeing & Elternkontrolle".
2. Hier können Sie "Dashboard" und "App-Timer" verwenden, um die Nutzungszeit für bestimmte Apps zu überwachen und zu beschränken.
3. "Nicht stören" und "Focus-Modus" können helfen, Benachrichtigungen und bestimmte Apps zu bestimmten Zeiten zu deaktivieren.
Mit Google Family Link
1. Laden Sie "Family Link für Eltern" auf Ihr Gerät und "Family Link für Kinder & Teenager" auf das Gerät Ihres Kindes herunter.
2. Verknüpfen Sie die Geräte und überwachen Sie die App-Aktivitäten Ihres Kindes.
3. Legen Sie tägliche Limits und Schlafenszeiten fest.
4. Genehmigen oder blockieren Sie App-Downloads und -Installationen.
Kontrolle und Management mit zusätzlichen Apps
Wer sich mehr Möglichkeiten erhofft oder detailliertere Kontrollen und Einstellmöglichkeiten wünscht, braucht oft eine App von Dritt-Herstellern. Folgende Apps gelten dafür als besonders geeignet.
- Qustodio: Eine umfassende Überwachungs- und Kontrollapp, die Webfilterung, Zeitbeschränkungen und Überwachung sozialer Netzwerke bietet.
- OurPact: Ermöglicht es Eltern, den Bildschirmzugriff zu bestimmten Zeiten zu blockieren, tägliche Bildschirmzeitlimits festzulegen und bestimmte Apps zu blockieren.
- Net Nanny: Bietet Webfilterung, Überwachung sozialer Netzwerke und Zeitmanagement-Funktionen.
- Norton Family: Bietet Webfilterung, Zeitüberwachung und Standortverfolgung.
Über den Autor
WDR-Digitalexperte Jörg Schieb
Jörg Schieb, Jahrgang 1964, ist WDR-Digitalexperte und Autor von 130 Fachbüchern und Ratgebern. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Digitalisierung und deren Auswirkungen auf unseren Alltag.