Street View: Google zeigt neue Bilder aus Deutschland
Stand: 27.07.2023, 11:18 Uhr
Google Street View hat neue virtuelle Ansichten aus Deutschland veröffentlicht. In manchen Gegenden wurden Bilder nur erneuert - andere Städte und Regionen kamen dazu. WDR-Digitalexperte Jörg Schieb erklärt, die Hintergründe.
Google Maps kann deutlich mehr als nur Online-Karten anzeigen: Wer mag, kann sich auch virtuelle 3D-Ansichten von wichtigen Gebäuden anschauen oder wechselt (etwa durch Anklicken des gelben Männchens in der App) in den sogenannten "Street View"-Modus. Hier werden keine Karten, sondern Straßenansichten geboten.
Mit dem Finger kann man Perspektive und Zoom verändern
Im Street-View-Modus kann sich der Benutzer im wahrsten Sinne des Wortes umschauen, wie es irgendwo auf der Welt aussieht - ganz so, als wäre man vor Ort. Google präsentiert dazu Panoramafotos, die durch Tippen oder Klicken 360-Grad-Rundumansichten erlauben. Es ist möglich, den Blick in jede Himmelsrichtung zu wenden, aber auch, sich vor oder zurück zu bewegen.
Nach jahrelanger Pause neue Aufnahmen
Nach jahrelanger Pause zeigt Google jetzt neue Fotos und macht weitere: Seit Juni und bis Oktober fahren Google-Autos mit auf dem Dach montierten Spezialkameras durch deutsche Straßen, um neue Aufnahmen von Straßen, Plätzen und Gebäuden zu machen. Google informiert auf einer speziellen Webseite, wann die Spezialfahrzeuge in den Bundesländern und Städten unterwegs sind (zumindest grob). In NRW sind die Kamera-Autos laut Google-Website aktuell noch in Köln unterwegs.
Autokennzeichen automatisch verpixelt
Google betreibt eine eigene Fahrzeugflotte mit speziell ausgerüsteten Autos
Die Algorithmen von Google entfernen automatisch Autokennzeichen und verpixeln Gesichter von zufällig aufgenommenen Passanten. Trotzdem hatte der Dienst in Deutschland bisher viele Gegner. Anders als im Rest der Welt wurden die Aufnahmen deutscher Städte und Orte seit 15 Jahren deshalb kaum mehr aktualisiert.
Deutschland ist das einzige Land auf der Welt, in dem es breitflächig Widerstand gegen die Rundumansichten gegeben hat. Viele Menschen fühlten sich damals gestört, dass ihre Wohnungen oder Häuser abfotografiert und für jeden sichtbar gemacht wurden. Aufgrund strenger Datenschutzbestimmungen haben Menschen in Deutschland die Möglichkeit, Widerspruch einzulegen. Die Folge: Google – aber auch andere vergleichbare Dienste von Microsoft und Apple - müssen bei Widerspruch Häuser oder entsprechende Bereiche einer Fassade verpixeln.
Viele Widersprüche in Deutschland
Nirgendwo auf der Welt wurden nach dem Start von Google Streetview mehr Widersprüche eingereicht als in Deutschland. Das ist der Grund, wieso Google sich damals entschlossen hat, die Aufnahmen für Street View hierzulande nicht mehr zu aktualisieren. Wer sich bisher deutsche Städte bei Google Street View anschaute, sah deshalb nicht das aktuelle Straßenbild, sondern eins, das in der Regel mehr als 10 Jahre alt war.
Viele Hotels, Restaurants und Geschäftstreibenden dagegen waren seit Längerem für neue Aufnahmen. Sie profitieren davon, wenn sich potenzielle Gäste oder Kunden in aller Ruhe bei Google Street View virtuell umsehen können – was allerdings nicht gut funktioniert, wenn viele Flächen verpixelt und auf Aufnahmen alt sind.
Trotz der Proteste der Gewerbebetriebe hatte Google jahrelang keine relevanten Updates mehr eingestellt. Der Aufwand und damit auch die Kosten waren dem Onlinekonzern zu hoch. Im Rest der Welt hingegen wurden regelmäßig neue Aufnahmen gemacht und so die Straßenansichten aktuell gehalten.
Google geht davon aus, dass sich die Stimmung geändert hat: Möglicherweise sind heute mehr Menschen damit einverstanden, wenn Bilder bei Google Street View erscheinen.
Street View: Wie kann ich mein Haus oder Auto verpixeln lassen?
Wer möchte, dass sein Haus, seine Wohnung oder sein Auto in Google Street View nicht zu erkennen ist, muss Widerspruch einlegen. Ein Widerspruch aus der Vergangenheit galt nur für die alten Aufnahmen - der Widerspruch muss also neu gestellt werden. Wer etwas verpixeln lassen möchte, kann das per E-Mail unter streetview_deutschland@google.com machen oder ein entsprechendes Webformular ausfüllen.
Um auf bereits veröffentlichten Bildern Street View etwas unkenntlich machen zu lassen, ist laut Verbraucherzentrale außerdem dieser Weg möglich:
- Google Maps öffnen
- In die Street View-Ansicht wechseln und das Foto suchen, das gegen die Richtlinien zur Bildfreigabe und zum Datenschutz bei Google Maps verstößt
- Im Bild auf "Problem melden" klicken
- Formular ausfüllen
- Formular senden
Der Widerspruch für Apple läuft vergleichbar ab. Weitere Informationen dazu gibt die Verbraucherzentrale auf ihrer Website:
Google Street View gibt es bereits seit 2007
Google Street View ist im Jahr 2007 gestartet - anfangs nur in ausgewählten Städten in den USA - heute praktisch aus jeder Stadt der Welt. Microsoft hat auch mal einen ähnlichen Dienst namens "Bing Streetside" eingeführt, sie wurde in Deutschland aber aufgrund von Beschwerden komplett deaktiviert. Ebenso bietet Apple seit einigen Jahren eine vergleichbare Funktion an: "Apple Lookaround". Für diesen Dienst schickt Apple ebenfalls vergleichbar ausgerüstete Fahrzeuge durchs Land.
Über den Autor
WDR-Digitalexperte Jörg Schieb
Jörg Schieb, Jahrgang 1964, ist WDR-Digitalexperte und Autor von 130 Fachbüchern und Ratgebern. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Digitalisierung und deren Auswirkungen auf unseren Alltag.