Nach A1-Unfall: So gefährlich ist Salzsäure

Stand: 31.10.2022, 15:31 Uhr

Vor fünf Wochen war es die A3, am Montag war die A1 gesperrt. Der Grund: Ein LKW verliert Salzsäure. Wie gefährlich ist Salzsäure? Wofür wird sie überhaupt gebraucht? Die Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Auf einer Autobahn-Raststätte an der A1 bei Köln-Hürth verliert ein Lastwagen Salzsäure. Die Feuerwehr rückt mit einem großen Aufgebot aus. Das Gebiet wird weiträumig gesperrt. Diese Nachricht von Montagfrüh gleicht fast 1:1 der Meldung vom 24.9.22 von der Autobahn 3.

Damals brauchten die Einsatzkräfte 30 Stunden, ehe die Feuerwehr die A3 bei Köln wieder für den Verkehr freigeben konnte. Auch da der Grund: Aus einem LKW trat Salzsäure aus.

Was ist Salzsäure?

Salzsäure ist eigentlich ein Gas, das in Wasser gelöst ist. Das Gas heißt Chlorwasserstoff, je nach Menge, unterscheidet man drei Arten von Salzsäure: Wenn nur wenig Chlorwasserstoff im Wasser gelöst ist, haben wir verdünnte Salzsäure. Ist es mehr, ist es konzentrierte Salzsäure. Und wenn man über der Flüssigkeit eine "Wolke" oder "Nebel" sieht, wie das heute auf der A1 der Fall war, dann haben wir es mit sogenannter "rauchender Salzsäure“ zu tun.

Verdünnte Salzsäure mit maximal einem Prozent Chlorwasserstoff tragen wir alle mit uns rum, nämlich als Magensäure. Sie sorgt dafür, dass Eiweiße zerlegt und unerwünschte Mikroorganismen, Bakterien etc. gekillt werden. Dass Magensäure auch ätzend sein kann, wissen alle, die ständig Sodbrennen haben, denn irgendwann greift das die Speiseröhre an.

Wofür wird Salzsäure gebraucht?

Salzsäure kommt zum Beispiel in industriell hergestellten Lebensmitteln zum Einsatz, natürlich verdünnt. Zu erkennen ist das einfach an der Bezeichnung "E 507". Auch darüber hinaus wird Salzsäure in vielen Bereichen gebraucht. Zum Beispiel in der Metall- und Chemieindustrie und beim Bau.

Im Fachhandel ist Salzsäure in verschiedenen Konzentrationen erhältlich. Etwa als Reinigungsmittel, zum Beispiel für die Reinigung von Kristallen oder als Entkalker. Salzsäure ist auch sehr gut geeignet, um Stahl schnell zu entrosten, weil Metalloxide mit Salzsäure zu Chloriden und Wasser reagieren.

Wie gefährlich ist Salzsäure?

Salzsäure ist sehr aggressiv. Bei der "rauchenden Salzsäure“ entweicht der Chlorwasserstoff in die Luft und bildet dort mit der Feuchtigkeit in der Luft schwebende Salzsäuretröpfchen. Wenn man die einatmet, verätzt das das Gewebe, das damit in Kontakt kommt - angefangen von den Schleimhäuten in Mund und Nase über die Luftröhre bis zur Lunge, außerdem die Augen und natürlich auch die Haut.

Aus diesem Grund ist es absolut notwendig, dass die Feuerwehr das Gebiet des Unfalls absperrt. Die Feuerwehrleute direkt an der Einsatzstelle auf der A1 sind unter Atemschutz im Einsatz, so ein Sprecher der Feuerwehr Hürth:

"Es gibt durch das Verdampfen eine erhebliche Geruchsbelästigung. Das ist deshalb gefährlich, weil Salzsäure beim Verdampfen die Geruchsnerven angreift und zerstören kann." Sprecher der Feuerwehr Hürth

Salzsäure sollte auch nicht in die Kanalisation gelangen. Trotzdem ist dieser Fall vom Umweltbundesamt nur in die Wassergefährdungsklasse 1 eingestuft worden, als "schwach wassergefährdend“. Denn es würde zwar die Lebewesen, dort wo es z.B. im Boden einsickert, töten, aber wenn es regnet, würde die Säure verdünnt und wäre dann nicht mehr giftig.