Bilal Eter steht auf einem roten Roller zwischen seinen Schülern.

Vom Förderschüler zum Sozialarbeiter – Bilal schafft den Aufstieg

Stand: 22.08.2022, 19:48 Uhr

Er stammt aus einer libanesischen Großfamilie und galt als lernbehindert. Das Bochumer Beispiel von Bilal Eter zeigt: Mit guter Unterstützung haben auch Kinder mit vermeintlich schwierigen Startbedingungen Erfolg.

Von Carmen Krafft-Dahlhoff

Im offenen Ganztag der Cruismann Förderschule in der Bochumer City ist der junge Betreuer mit schwarzem Haar und dem Ball in der Hand immer umringt. "Bilal ist cool, er dribbelt toll", "Er ist streng", "Man kann ihm vertrauen", erzählen die Kinder. Bilal ist ehrenamtlich Schiedsrichter und verdient neben seinem Studium Geld in der OGS. "Ich habe bei den Lehrern hier selbst Unterricht gehabt und weiß, worauf die Wert legen", erzählt er und kickt den Ball ins Feld.

"Er sprengte das System"

Die Kinder spüren offenbar, dass ihr Betreuer weiß, worauf‘s ankommt: Nähe, Lob, klare Ansagen. Bilal schien zunächst ein "Bildungsversager" zu sein: In der Grundschule fühlte er sich abserviert, in der Förderschule fiel er nicht durch Lernen auf, sondern, dass er laut war.

Bilal Eter arbeitet jetzt an seiner ehemaligen Schule und spricht mit seinen Kollegen.

Bilals Kollegen waren früher seine Lehrer

Seine Lehrerin ab der fünften Klasse, Nicole Bayar, war oft genervt von dem Spross der Einwanderer-Familie. "Er sprengte das System, aber da war auch das Hilfsbereite", sagt sie. Ihr Glaube an sein Potenzial half Bilal - und der legte am Ende eine Kehrtwende hin.

Abschluss in Sicht

"Mir war mit 16 klar, worauf es ankommt." Über das Berufskolleg schaffte er es an die Fachhochschule, studiert in Dortmund Sozialwissenschaften. Dort macht er bald seinen Fachhochschul-Abschluss. "Meine Themen sind auch Vorurteile im System", erzählt er. Er nennt Studien, die belegen: Kinder, wie er, bekommen seltener eine Empfehlung für das Gymnasium.

Bilal hat klare Ziele

"Eltern mit Migration wird weniger zugetraut, dass sie Hilfe organisieren können." Er selbst profitierte von Geschwistern, seine Eltern sprachen oft mit Lehrern. Auf dem Schulhof ist Bilal inzwischen mit dem Roller unterwegs - mittendrin, zwischen den Kindern. Er hat ein klares Ziel: Schulsozialarbeiter werden. "Ich möchte auch Kinder erreichen, die überall anecken." Womöglich werden diese Schüler später merken: Der Bilal weiß, wovon er spricht.

Über dieses Thema berichten wir am 24. August in der WDR Lokalzeit Ruhr um 19.30 Uhr.