Thyssenkrupp bereitet sich auf Gasstopp vor

Stand: 23.06.2022, 08:12 Uhr

Sollte Russland die Gaslieferungen nach Deutschland einstellen, müsste Thyssenkrupp Steel wohl Teile der Produktion stilllegen. Der größte deutsche Stahlkonzern bereitet sich für den Fall der Fälle vor.

Die Diskussion in Deutschland um einen möglichen Gasstopp aus Russland ist mittlerweile auch bei Thyssenkrupp Steel in Duisburg angekommen. Für den Konzern steht viel auf dem Spiel: Ein Umstieg auf andere Energieträger sei nicht möglich, heißt es.

Thyssenkrupp: "Mindestbezug ist unverzichtbar"

Thyssenkrupp betreibt in Duisburg den größten Stahlstandort in Europa und bereitet sich nun in verschiedenen Szenarien auf eine Unterbrechung oder eine Einschränkung der Erdgasversorgung vor. Damit die Produktion weiter läuft, sei aber ein Mindestbezug unverzichtbar. Andernfalls drohen Stilllegungen, auch technische Schäden an den Geräten seien dann nicht auszuschließen, heißt es auf WDR-Anfrage.

Doch nicht nur die Stahlindustrie wäre von einem solchen Szenario stark betroffen. Auch für andere Industriezweige wären die Auswirkungen spürbar, erklärt WDR-Wirtschaftsexperte Michael Heussen. So ist Stahl ein Grundstoff für viele weitere Produkte. Eine Stilllegung oder Einschränkung der Produktion wirkt sich somit auf die gesamte Lieferkette aus.

Chempark in Krefeld bereitet sich ebenfalls vor

Der Chempark in Krefeld beispielsweise bereitet sich ebenfalls auf die zunehmende Energieknappheit wegen des Ukraine-Kriegs vor. Ein Krisenstab spielt Szenarien durch, die ein Gasmangel bei den Unternehmen im Chemie-Park hervorrufen könnte.

Chempark-Chef Lars Friedrich erwartet Einschränkungen in der Produktion: "Klar ist für uns, dass ohne Energie auch keine Produktion möglich ist. Chemie ist eine Grundlage für fast alle Branchen. Wir bereiten uns schon seit mehreren Monaten auf eine solche Situation vor. Die Energiereduktion, die wir hier mit unseren Partnern planen, folgt verschiedenen Szenarien. Wir werden es zum Beispiel schaffen, im Sommer unabhängig von russischer Kohlelieferung zu sein." Laut Friedrich könnte man mit Einsparungen und alternativen Energieversorgungen, wie zum Beispiel Wasserstoff, auf einen möglichen Gasmangel reagieren.

Stahlarbeiter: "Politik muss handeln"

Für die Stahlarbeiter von Thyssenkrupp steht fest: Die Politik muss jetzt handeln und dafür sorgen, dass die Gasspeicher gefüllt werden. Andernfalls wären die Konsequenzen dramatisch.

Über dieses Thema haben wir am 22. Juni 2022 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Duisburg, 19:30 Uhr.