Essener befreit Schwan aus Passauer Stauwerk

Lokalzeit aus Düsseldorf 05.01.2024 02:35 Min. Verfügbar bis 05.01.2026 WDR

Rettung über rund 700 Kilometer: Essener befreit Schwan aus Passauer Stauwerk

Stand: 05.01.2024, 15:15 Uhr

Ein Schwan steckte mehrere Tage lang im Treibgut vor einem Passauer Stauwerk fest. Ein ehrenamtlicher Tierretter aus Essen kam ihm schließlich zu Hilfe.

Von Lara Degen

Die Aktion schlägt jetzt auch in den Sozialen Netzwerken hohe Wellen. Vier Tage lang steckte der Schwan im Wasser vor dem Passauer Kachlet-Kraftwerk fest. Er hatte sich in dem dort aufgestauten Treibgut verfangen und konnte sich nicht mehr selbst befreien.

Auch Rettungskräfte scheiterten. Der ehrenamtliche Tierretter Dustin Tanallari, der eigentlich als Dachdecker arbeitet, lieferte schließlich die Lösung.

Spektakuläre Rettung erforderte Einfallsreichtum

Knifflig war vor allem der Ort, an dem der Schwan gestrandet war. Nicht nur ist das Passauer Stauwerk das größte auf der Donau, der Wasserpegel am Wehr war durch die andauernden Starkregen extrem angestiegen - eine Rettung per Boot lebensgefährlich.

Befreiungsversuche durch Feuerwehr und Wasserschutzpolizei waren erfolglos, es fehlte an spezieller Ausrüstung und Rettungsgerätschaft. Der Schwan befand sich zudem rund 15 Meter vom Ufer entfernt, ein Herankommen von allen Seiten war beinahe unmöglich.

Abschuss kam nicht in Frage

Für Tanallari war klar, dass er helfen musste - trotz weiter Anreise. Die Alternativen zur Rettung des Wildtieres waren klar, so der 26-Jährige: "Da stand dann Abschießen im Raum."

Essener befreit Schwan aus Passauer Stauwerk

Dustin Tanallari

Den Erfolg lieferten schließlich sogenannte "Reach-and-Rescue-Stangen", die der 26-jährige Essener im Gepäck hatte. Mittels dieser besonders langen Teleskopstangen, die auch zur Rettung von über Bord gegangenen Personen zum Einsatz kommen, konnte er den Schwan schließlich zu sich heranziehen und aus dem Wasser befreien.

"Hätte das für jedes Tier getan."

"Ich hätte die ganze Aktion tatsächlich auch gemacht, wenn es eine Kanadagans oder eine Nilgans gewesen wäre - auch für eine Ente wäre ich darunter gefahren. Ich finde jedes Tier, jedes Lebewesen hat seine Daseinsberechtigung und wenn man doch helfen kann, dann - warum nicht?" Dustin Tanallari

Schwan erholt sich in Essen

Auszehrend war das Geschehen für den Wildvogel alle mal: Vier Tage lang musste er im Treibgut gefangen ausharren, dann eine sieben stündige Rückfahrt nach Essen in einem kleinen Transportkäfig überstehen.

Geretteter Schwan in einer Transportbox im Kofferraum

Erschöpft, aber am Leben: Der Schwan in einer Transportbox.

"Es geht ihm erstaunlich gut", verkündet Tanallari erleichtert und auch selbst etwas überrascht. Allerdings wurde bei dem Schwan ein Bakterienbefall festgestellt und auch ein Anflugtrauma durch eine Bruchlandung in das Passauer Stauwerk soll er erlitten haben. In einem Tierheim in Essen, mit dem der Tierretter zusammenarbeitet, soll er jetzt wieder zu Kräften kommen.

Rettung bewegt viele Menschen im Netz

Die Rettungsaktion bewegt und empört User und Userinnen in den sozialen Netzwerken. Denn: die Rettungsaktion trug der 26-Jährige Ehrenamtler auf eigene Kosten. Rund 400€ seien es in Summe, so Tanallari.

Die Rund 170€ Sprit-Kosten hatte er jedoch bereits nach kurzer Zeit wieder drin. Über seine persönliche Facebook-Seite teilte Tanallari ein PayPal-Spendenkonto. Viele Nutzer hatten darüber unmittelbar finanzielle Unterstützung geschickt.

Über dieses Thema berichten wir am 05.01.2024 auch in der WDR Lokalzeit Ruhr und auf WDR 2.

Unsere Quellen

  • WDR-Reporter
  • Interviewpartner