Die Liste der Vorwürfe, die die Staatsanwaltschaft Hagen dem Ennepetaler macht, lässt nur erahnen, welches Martyrium die pflegebedürftigen und schwer dementen Frauen über sich ergehen lassen mussten: Torben S. soll sie ausgenutzt, missbraucht und vergewaltigt haben. Wegen ihrer Krankheiten sollen die bettlägerigen Frauen nicht in der Lage gewesen sein, sich dagegen zu wehren oder Hilfe zu holen. Seine Taten soll er zudem gefilmt und fotografiert haben.
Zuständig für Pflege und Versorgung der Frauen
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass sich die Taten zwischen April 2021 und Juni 2023 zugetragen haben. In der Zeit hatte der 51-Jährige in der Pflege- und Betreuungseinrichtung in Ennepetal-Voerde gearbeitet. Dabei soll er auch für die Pflege und die Versorgung der Frauen zuständig gewesen sein, die ihm dann während seiner Schichten zum Opfer gefallen sein sollen.
Kollege erwischt Angeklagten auf frischer Tat
Das Pflegeheim in Ennepetal
Aufgeflogen war der Familienvater, weil ihn ein Arbeitskollege im Juni 2023 offenbar dabei erwischt hatte, als sich Torben S. im Nachtdienst nackt über eine hilflose Frau gebeugt haben soll. Etwa zu dieser Zeit soll auch ein anonymer Brief bei der Polizei eingegangen sein, in dem Torben S. schwer belastet wurde. Als die Vorwürfe bekannt wurden, zog die Korian GmbH aus München, die das Pflegeheim in Ennepetal betreibt, sofort die Reißlinie und entließ den Pfleger umgehend.
15 schwere sexuelle Übergriffe
Anfang Juli vergangenen Jahres klickten dann bei Torben S. die Handschellen – die Staatsanwaltschaft hatte Untersuchungshaft beantragt. Bei mehreren Durchsuchungen fanden die Ermittler belastendes Bild- und Videomaterial, das der verheiratete Pfleger von seinen Taten angefertigt haben soll. In der Anklage werden dem Pfleger 15 schwerwiegende sexuelle Übergriffe vorgeworfen. Ob noch mehr vermeintliche Straftaten vorliegen, muss der Prozess zeigen, für den bis Ende Februar zunächst zehn Verhandlungstage angesetzt sind.
Angehörige machen sich Sorgen
In Ennepetal-Voerde, wo das Pflegeheim mitten in einem ruhigen Wohngebiet liegt, wird das Verfahren mit Spannung erwartet. Viele Menschen, deren Angehörige in der Einrichtung leben und gepflegt werden, hatten verunsichert auf die Vorwürfe reagiert und sich Sorgen gemacht, dass auch ihre Verwandten oder Bekannten zu den Opfern von Torben S. gehören könnten. Antworten soll nun der Prozess vor dem Hagener Landgericht liefern. Bisher hat der Angeklagte zu den Vorwürfen geschwiegen.
Über dieses Thema berichtet der WDR am 04.01.2024 auch im Fernsehen in der WDR Lokalzeit aus Dortmund und im Radio auf WDR 2.