Pflegenotstand: Ungewöhnlicher Protest an der A40 in Moers

Lokalzeit aus Duisburg 10.06.2024 02:39 Min. Verfügbar bis 10.06.2026 WDR Von Lars Zamhöfer

Pflegenotstand: Ungewöhnlicher Protest an der A40 in Moers

Stand: 10.06.2024, 18:32 Uhr

In Moers haben Pflegekräfte und Heimbewohner an einer Autobahnauffahrt der A40 demonstriert. Im strömenden Regen forderten sie eine solidarische Pflege und wollten auf ihre Situation aufmerksam machen.

Von Lars Zamhöfer

Zwei leere Pflegebetten stehen am Montag an der Autobahnauffahrt der A40 in Moers. An einem ist ein Banner angebracht: "Trotz Grün, Gelb, Rot: Pflege bleibt in Not" steht auf ihm geschrieben. Drumherum außerdem: Rund 30 Pflegekräfte und Heimbewohner, viele halten Regenschirme in den Händen, einige ein weiteres Plakat mit der Aufschrift: "Laut werden für solidarische Pflege".

Autos können nur langsam auf die Auffahrt abbiegen. "Die Menschen werden am Ende ihres Lebens zu Taschengeldempfängern und das ist würdelos", sagt Hajo Schneider von der Arbeiterwohlfahrt Moers.

Aufgerufen zu dem Protest hat die Gewerkschaft Verdi. Der Ort ist bewusst gewählt. Schneider weiß: Wer gehört werden will, muss auffallen. Man wollte ähnliche Aufmerksamkeit erzielen, wie es die Bauern mit ihren Traktoren vor einigen Monaten getan haben. Die Polizei sorgte am Montag allerdings dafür, dass die Auffahrt zur A40 offen bleibt.

Tausende Pflegekräfte fehlen in NRW

Hajo Schneider ist seit vielen Jahren Gesamtbetriebsratsvorsitzender der AWO Seniorendienste am Niederrhein. Er weiß, wo der Schuh drückt: Zu wenig Geld, zu wenig Personal, zu wenig politische Unterstützung. Dabei ist der Ärger der Beschäftigten groß, sagt er.

Vier Menschen, unter anderem ein Mann in einem Rollstuhl, stehen neben einer Autobahnauffahrt. Der Mann ganz rechts trägt ein Schild mit der Aufschrift "Trotz grün gelb rot: Pflege bleibt in Not." Dies ist an ein Bett ohne Matratze festgebunden.

Pflegekräfte und Heimbewohner neben einem leeren Pflegebett an der A40-Auffahrt in Moers.

Der Fachkräftemangel in der Pflege ist riesig. Mehr als 7.300 Stellen sind zur Zeit nicht besetzt. Ganze Stationen mussten deshalb bereits geschlossen werden. 2.100 Pflegeplätze fielen dadurch weg. 50 Heimbetreiber haben 2023 Insolvenz angemeldet. Alarmierende Zahlen, die in den nächsten Jahren noch steigen könnten.

Demonstranten fordern Solidarpakt

Wenn die Pflege nicht kollabieren soll, muss sich die Finanzierung verändern. Die Demonstranten fordern deshalb einen Pflegesolidarpakt. In den müssen alle einzahlen, egal ob Arbeitnehmer, Beamte oder Freiberufler. Damit im Alter niemand im Regen stehen muss.

Unsere Quellen:

  • Reporter vor Ort
  • AWO Moers
  • Verdi Niederrhein

Pflegenotstand: Ungewöhnlicher Protest an der A40 in Moers

WDR Studios NRW 10.06.2024 00:43 Min. Verfügbar bis 10.06.2026 WDR Online