Palästina-Protestcamp startet an Dortmunder Campus

Lokalzeit aus Dortmund 27.05.2024 01:46 Min. Verfügbar bis 27.05.2026 WDR Von Julian Lang

Palästina-Protestcamp startet an Dortmunder Campus

Stand: 27.05.2024, 19:22 Uhr

Am Montag hat am Gelände des Dortmunder Campus ein einwöchiges Protestcamp begonnen. Die Teilnehmer solidarisieren sich mit der palästinensischen Bevölkerung und fordern ein Ende des Konflikts im Nahen Osten.

Am Anfang des Protestcamps steht erstmal große Verwirrung. Man hat sich auf der falschen Wiese eingefunden. Mit ein bisschen Hilfe der Polizei kann aber doch noch der richtige Standort aufgesucht werden. Eine ungemähte Wiese mit hohem Gras. Abgelegen am Rande des Campus.

Hier wollen die Organisatoren des Protestcamps eine Woche ihre Forderungen an die Öffentlichkeit bringen - inklusive Übernachtungen.

Einer der Organisatoren des Camps ist Abdul. Er studiert an der Fachhochschule Dortmund. Seinen vollen Namen möchte er nicht in der Öffentlichkeit sehen - ebenso sein Gesicht. Er habe in der Vergangenheit Drohungen in sozialen Netzwerken erhalten, begründet er das.

"Wir wollen hier für Menschenrechte einstehen", erzählt Abdul. Die Gewalt im Nahen Osten gehe ihm aktuell zu weit. Als Beispiel nennt er Angriffe der israelischen Luftwaffe im Gaza-Streifen. "Dieser Krieg muss gestoppt werden."

Der Auslöser der Angriffe war der Terror-Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023. "Natürlich distanzieren wir uns davon. Aber wir finden es schade, dass man uns jedes Mal damit konfrontieren muss. Es ist langsam ärgerlich", findet Abdul. Man wolle dafür eintreten, dass keine Menschen mehr getötet werden. Dazu müssten die israelischen Angriffe aufhören, aber auch die Angriffe der Hamas, so Abdul.

SEMI!: Pro Palästina-Camp an der FH Dortmund

WDR Studios NRW 27.05.2024 00:45 Min. Verfügbar bis 27.05.2026 WDR Online


Viele palästinensische Flaggen sind im Camp zu sehen. Israelische übrigens nicht.

Demonstranten misstrauen Journalisten

Organisator Abdul ist einer der wenigen Menschen beim Protestcamp, die überhaupt mit Journalisten sprechen. Viele der 70 Demonstrierenden sagen, dass "die Medien" eh verdrehen würden, was man sage. Andere verweisen auf den Pressesprecher des Camps. Auch Fotos und Videoaufnahmen vom Camp würden einige Demonstranten am liebsten gar nicht sehen - außer die, die sie selbst machen.

Die 24-jährige Nur studiert ebenfalls an der Fachhochschule Dortmund. Wie Abdul möchte auch sie ihren vollen Namen nicht sagen. Sie lässt sich aber fotografieren. Von der Seite.

Die 24-jährige Nur von der Seite, im Hintergrund sieht man Plakate und andere Studierende

Die 24-jährige Nur

Sie sei beim Protestcamp, weil sie für Frieden und Gerechtigkeit sei. "Jeder Mensch hat das Recht zu leben", erzählt Nur. Dies sei aber nur in Freiheit möglich. Das sei in den palästinensischen Autonomiegebieten aktuell nicht so, findet die Studentin.

Während des Gesprächs kommt eine Frau dazu und erklärt Nur, dass sie keine Interviews geben müsse. Davon lässt sich die Studentin aber nicht beirren. Auch Jasmine (Name auf Wunsch geändert) ist beim Protestcamp und erklärt sich bereit, mit dem WDR zu sprechen. Sie wollte sich das Camp erstmal selbst anschauen. Sie wünscht sich eine Feuerpause im Nahen Osten: "Wir wollen, dass die Menschen ihre Eltern wieder sehen, in die Schule gehen und ganz normal leben können."

Protest ohne antisemitische Äußerungen

Das Protestcamp in Dortmund ist friedlich. Auf Plakaten sind vor allem Forderungen nach Frieden zu lesen. Antisemitische Äußerungen oder Ausschreitungen, wie bei anderen Protesten im Bundesgebiet, gibt es nicht. Das beobachtet auch Micha Neumann von der Antisemitismusberatungsstelle ADIRA.

Eine Gruppe von Studierenden zwischen Pavillions, man sieht Plakate und eine Fahne

Die Demonstrierenden im Protestcamp

Eine Ausnahme bildet die Abbildung des Staatsgebiets Israels und der palästinensischen Autonomiegebiete, die gemeinsam unter einer palästinensischen Flagge stehen. Damit wird das Existenzrecht Israels negiert.

"Gerade im Ruhrgebiet haben wir gesehen, dass es da auch Beteiligungen von Gruppen gab, die sich im Spektrum des israelfeindlichen Aktivismus bewegen", erklärt Neumann. Dabei ginge es unter anderem um die Glorifizierung des Hamas-Angriffs am 7. Oktober oder darum, dem Staat Israel das Existenzrecht abzusprechen.

Solche Äußerungen führten unter anderem zum Verbot der Gruppierung "Palästina Solidarität Duisburg" Mitte Mai durch NRWs Innenminister Herbert Reul (CDU).

Unsere Quellen:

  • Reporter vor Ort
  • Gespräche mit Demonstranten
  • Gespräch mit ADIRA
  • Mitteilung NRW-Innenministerium