Das stillgelegte Kraftwerk Westfalen im Nebel

Hamm soll Deutschlands Speicherhauptstadt werden

Stand: 18.03.2025, 06:54 Uhr

RWE plant eine gigantische Batteriespeicheranlage in Hamm. Die ist nötig, damit die Energiewende gelingen kann. Das Projekt kostet hunderte Millionen.

Von Michael Westerhoff

Manchmal sagen Zahlen mehr als Worte. 316 Übersee-Container mit 25.000 Batterien will RWE auf einem Gelände errichten, das viermal so groß wie der Petersdom ist. 23.000 Elektroautos könnten theoretisch gleichzeitig geladen werden. Ein gigantisches Projekt. Nach jetzigem Stand errichtet RWE in Hamm die größte Speicheranlage Deutschlands.

Erst vor vier Wochen hat das Energieunternehmen Speicher auf dem Gelände in Betrieb genommen. Nun folgt ein noch größeres Projekt. "Durch den massiven Ausbau unserer Speicherkapazität am Kraftwerk Westfalen wird Hamm zur Speicherhauptstadt Deutschland", sagt der Vorstandvorsitzende der Betreiberfirma RWE Generation SE, Nikolaus Valerius.

Speicher für Energiewende notwendig

Windrad

Wind- und Sonnenenergie soll in den Batteriespeichern "gelagert" werden

Batteriespeicher sind notwendig, damit die Energiewende gelingen kann. Sie sollen für Netzstabilität sorgen, wenn der Wind nicht weht und Solarzellen ebenfalls keine Energie produzieren.

Bisher sind Kraftwerke dafür notwendig, um Stabilität zu garantieren. Ursprünglich waren dafür in Deutschland Gaskraftwerke vorgesehen. Seit dem Ukraine-Krieg und dem Stopp russischer Gaslieferungen werden Kohlekraftwerke dafür genutzt.

"Hamm bleibt wichtigster Energiestandort in der Region.", freut sich Hamms Oberbürgermeister Marc Herter (SPD) über die Investitionen von RWE. Die Bergbaugeschichte der Stadt endete 2010 nach über 100 Jahren. Der Bau der Großspeicher bedeutet für Hamm also eine eigene kleine Energiewende: "Wir werden wichtiger Standort für die sichere Versorgung mit grüner Energie.", sagt Herter stolz.

Von Kohle über Kernkraft zu Erneuerbarer Energie

Strommasten und Windräder rund um das Kohlekraftwerk Neurath des Stromkonzerns RWE.

Bisher sind Kraftwerke notwendig, um für Netzstabilität zu sorgen

Kohle, Kernkraft, erneuerbare Energien: Der Kraftwerksstandort in Hamm hat in sechs Jahrzehnten große Teile westdeutscher Energiegeschichte erlebt. In den 1960ern entstand das erste Kohlekraftwerk, später ein Kernkraftwerk, das aber gerade mal 400 Tage lief.

Inzwischen nutzt RWE das Gelände für erneuerbare Energien. Mitte Februar 2025 ging der erste Batteriespeicher in Betrieb. Ein Schwester-Speicher steht auf dem Gelände des Braunkohlekraftwerks Neurath im Rheinland.

Wie viel das Batterie-Kraftwerk kostet, will RWE nicht verraten. Der Konzern spricht von "einem mittleren dreistelligen Millionenbetrag", also ungefähr 500 Millionen Euro. Die Vorbereitungen für den Bau laufen bereits. Die Batteriespeicher sollen schrittweise zwischen 2026 und 2028 in Betrieb gehen.

Hamm soll Deutschlands Speicherhauptstadt werden

WDR Studios NRW 18.03.2025 00:28 Min. Verfügbar bis 18.03.2027 WDR Online


Unsere Quellen:

  • Rheinisch-Westfälisches Elektrizitätswerk (RWE)
  • Marc Herter, Oberbürgermeister Hamm