Produkte im Praxistest: in der Behindertenwerkstatt

Stand: 04.07.2023, 16:34 Uhr

Produkte direkt dort testen, wo sie gebraucht werden: Ein Designstudent aus Essen arbeitet mit einer Behindertenwerkstatt zusammen - und kann sofort sehen, ob seine Ideen funktionieren.

Von Anke Strotmann/ Fabienne Elaine Strohmer

Vorsichtig kippt ein Mitarbeiter der Behindertenwerkstatt Gottessegen in Dortmund Schrauben auf eine Schütthilfe. Die meisten Schrauben fallen daneben. "Liegt es daran, dass der Gebrauch noch erlernt werden muss - oder liegt das an der Schütthilfe?" - fragt sich Leon Remmert, der das Produkt entworfen hat.

Die Konstruktion soll eigentlich den Mitarbeitern helfen, Schrauben einfacher zu verpacken. Als der Designstudent entdeckt, dass sich am unteren Ende die Schrauben stauen, findet er: "Da ist noch Luft nach oben."

Das Ziel ist "Design für alle"

Leon Remmert

Leon Remmert testet seine Designs auf ihre Funktion

Remmert studiert "Digital Fabrication Design", einen Studiengang an der Hochschule der Bildenden Künste in Essen. Im Rahmen des Kurses "Design für alle" hat Remmert die Möglichkeit, Produkte für die Behindertenwerkstatt zu entwickeln.
Mit jedem Besuch in der Werkstatt lernt er etwas Neues. Oft tauchen Probleme auf, die er in der Uni gar nicht vorhersehen konnte.

Studierende werden sensibilisiert

Prof. Aleksandra Konopek

Prof. Aleksandra Konopek hat die Erfahrung gemacht, dass sich der Blick der Studierenden weitet

Mit dieser Herangehensweise ist der Studiengang Digital Fabrication Design einzigartig in Deutschland. Es ist der Versuch, Produkte sehr nah am Menschen zu entwickeln. "Die Studierenden lernen dort, einen breit gefächerten Blick zu bekommen und auch Produkte auf ihre vielfältige Nutzbarkeit zu betrachten", sagt seine Dozentin Aleksandra Konopek über das Projekt. In höheren Semestern mache sich diese Erfahrung bemerkbar, weil die Studierenden die Inklusion mitdenken würden.

Produkte am Menschen entwickeln

Modell Seitenschläferkissen

Remmerts Modell des Seitenschläferkissens

Neben der Schütthilfe hat Leon Remmert ein Seitenschläferkissen designt, das in der Werkstatt genäht und verkauft werden soll. Es kann unter anderem von Menschen genutzt werden, die gepflegt werden und nachts in einer bestimmten Position liegen müssen.
Bei dem Kissen müssen noch Details verändert werden, wie die Länge und der Stoff. Auch die Schütthilfe probieren die Beschäftigten weiter aus – damit sie am Ende wirklich eine Hilfe ist.

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