Nach 80 Jahren: Krefelder erfahren von KZ-Häftling in ihrer Familie

00:43 Min. Verfügbar bis 26.02.2026

Nach 80 Jahren: Krefelder erfahren von KZ-Häftling in ihrer Familie

Stand: 26.02.2024, 19:24 Uhr

Nach über 80 Jahren hat eine Krefelder Familie erfahren, dass einer ihrer Vorfahren in der Nazizeit in einem Konzentrationslager inhaftiert war. Die Familie hatte von ihm noch nie gehört. 

Von Moritz Börner

Der Krefelder Robert Genenger wurde 1871 als Sohn eines Dachdeckers in Krefeld geboren. Anfang der 1940er Jahre inhaftierten die Nazis ihn wegen angeblicher Arbeitsverweigerung. "Er ist irgendwie auffällig geworden, gegen das NS-Regime", sagt Anke Münster, die für die Arolsen Archive die Lebensgeschichte von KZ-Häftlingen recherchiert, "wir wissen nicht genau, was es damit auf sich hat, aber er ist jemand gewesen, der nicht stromlinienförmig mit dem Regime war"

Die Suche nach den Angehörigen dauerte acht Jahrzehnte

Robert Genenger blieb vier Jahre lang fast durchgehend in Haft, unter anderem im Konzentrationslager Buchenwald. Bei Kriegsende war er in Dachau inhaftiert. Dort fanden die Amerikaner bei der Befreiung des Konzentrationslagers seine persönlichen Dokumente, unter anderem ein Arbeitsbuch, das zeigt, dass Genenger bis zu seiner Inhaftierung durchaus regelmäßig gearbeitet hat. 

Stadtarchiv zeigt Verwandtschaftsverhältnis

Acht Jahrzehnte später konnte das NS-Dokumentationszentrum mit Hilfe dieser Dokumente dem mittlerweile Verstorbenen Angehörige in Krefeld zuordnen. Im Rahmen einer Ausstellung wurde in Krefeld im vergangenen Jahr auch über das Schicksal Robert Genengers berichtet. Der Krefelder August Genenger hörte davon und meldete sich beim NS -Dokumentationszentrum. Ein Blick in das Stadtarchiv zeigte nun, dass es ein Verwandtschaftsverhältnis gibt. 

Der Kontakt brach nach dem Krieg ab

Teile der Familie leben weiterhin in Krefeld, es gibt sogar noch einen Dackdeckerbetrieb der Familie. Doch der Kontakt zu Robert Genenger brach damals ab, nach dem Krieg blieb er in Ostdeutschland und kehrte nicht zurück.

"Wir haben ein neues Familienmitglied"

Die Geschwister Martha Stang und August Genenger sind seine Großnichte und sein Großneffe. Beide haben bis vor kurzem noch nie etwas von ihm gehört. "Es ist sehr spannend, dass wir erfahren haben, ein neues Familienmitglied zu haben, beziehungsweise gehabt zu haben", sagt Martha Stang, "und ich werde das mit Sicherheit auch weitergeben und wir werden darüber berichten, dass es da jemanden gab, den die Familie immer verschwiegen hat."

Unsere Quellen:

  • Interview mit Angehörigen
  • NS-Dokumentationszentrum Krefeld
  • Arolsen Archive

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