Wenige Sekunden vor der Entscheidung: Die Heimbewohner haben schon eine Stuhlreihe vor dem Hühnerstall gebildet und schauen gebannt auf die Hühner. Gleich werden die die flauschigen Seidenhühner Curry, Coco, Piupiu, Hella und Chicka das Ergebnis des EM-Spiels orakeln.
Zwei mit Fahnen geschmückte Futterschalen stehen für die hungrigen Hühner bereit, doch die Deutschland-Schale ist als letze leer – kein gutes Omen. Der zwölfjährige Fabian Then hält trotzdem zu seinen Hühnern, die er als Hühnerpfleger einmal in der Woche liebevoll umsorgt.
Lebenstraum Huhn
"Ich wollte schon immer mal Hühner haben. Es ging aber nicht, weil wir sonst immer die Nachbarn stören würden", erzählt Fabian. Doch dann sah seine Mutter auf Facebook, dass das örtliche Seniorenheim Hühner hat. Kurzerhand fragte Fabian nach, ob er mithelfen könne - und seitdem steht er einmal die Woche pünktlich im Hühnerstall.
Mit Hingabe säubert er den Stall, versorgt die Hühner mit Futter und Wasser und sammelt Eier ein. "Der kommt doch immer bei Wind und Wetter, ob es hagelt, das stört ihn nicht", lobt Pia Maurer vom Seniorenzentrum Johannesstift Brühl Fabians Einsatz.
Hühner wecken Erinnerungen bei Senioren
Die Idee, Hühner im Seniorenheim zu halten, kam nicht von ungefähr. "Viele sind ja auf dem Land aufgewachsen, auf Bauernhöfen, sind mit Hühnern groß geworden. Und das weckt natürlich auch entsprechend Erinnerungen", erklärt Marion Steinhardt vom Sozialen Dienst des Seniorenzentrums.
Studien legten nahe, dass der Kontakt zu Tieren positive Auswirkungen auf das Wohlbefinden besonders von Demenzkranken habe. Und tatsächlich: Die Senioren haben ihre Freude an den Tieren. "Ich finde das sehr entspannt, hier unten zu sitzen und die Hühner zu betrachten oder zu beobachten", sagt eine Bewohnerin.
"Ich liebe Tiere, egal welche es sind", pflichtet ihr eine andere bei. Die Hühner seien ein Blickfang und sorgten für Gesprächsstoff, bestätigen auch die Pflegerinnen und Pfleger.
Clevere Futterklappe gegen ungebetene Gäste
Aktuell tüfteln Fabian und seine Mitstreiter an einer cleveren Futterklappe. Denn auch andere Tiere haben Interesse am Hühnerfutter. Die Idee: Betritt ein Huhn die Klappe, öffnet sich der Deckel und gibt den Weg zum Futter frei. Verlässt es die Klappe wieder, schließt sich der Deckel und verhindert, dass sich andere Tiere am Hühnerfutter bedienen.
Noch trauen sich die Hühner nicht so recht an die Klappe heran. Doch Fabian hat Geduld und Durchhaltevermögen. Wie lange er sich um die Hühner kümmern wird? "Bis ich keine Lust mehr habe", sagt er. Doch dass das passieren wird, kann er sich im Moment noch nicht vorstellen.
Unsere Quellen:
WDR Reporter vor Ort