Zweiter Prozess um Nizza-Krawalle: Zwei Angeklagte in Köln

Stand: 01.02.2023, 06:22 Uhr

Die juristische Aufarbeitung der Ausschreitungen beim Auswärtsspiel des 1.FC Köln in Nizza im vergangenen Jahr geht weiter. Am Dienstag hat vor dem Kölner Amtsgericht der Prozess gegen zwei Männer begonnen.

Von Markus Schmitz

Am Anfang der Verhandlung und am Ende flossen Tränen. Vor allem der Angeklagte, der seit Oktober vergangen Jahres in Untersuchungshaft sitzt, musste mehrmals zum Taschentuch greifen. Er und sein Mitangeklagter sind wegen Körperverletzung und Landfriedensbruchs angeklagt.

Die Kölner Staatsanwaltschaft hatte nach den Krawallen in Nizza durchgegriffen. Nach einer Razzia kamen die jetzt Angeklagten in Haft. Einer wurde bereits nach einer Woche wieder entlassen, der andere musste wegen Wiederholungsgefahr weiter einsitzen - insgesamt vier Monate. Beim Anblick seiner Lebensgefährtin, Freunden und Familie im Gerichtssaal, kamen ihm die Tränen.

"Kopf setzt aus"

Videos der Ausschreitungen im Stadion zeigen beide Angeklagte beim Blocksturm. Einer wirft eine brennende Fackel auf die gegnerischen Fans, anschließend wirft er noch eine Platte hinterher. Der andere schleudert einen Absperrpfosten durch die Gegend. In einer Szene sieht man, wie er in Richtung eines verfeindeten Fans tritt. Ob er ihn dabei trifft ist unklar.

Einer der beiden Angeklagten im zweiten Prozess um die Nizza-Krawalle | Bildquelle: WDR

Als die Angeklagten das Wort ergreifen wird deutlich, dass sie beide ihre Taten bereuen. Einer sagt, dass ihm die Untersuchungshaft die Augen geöffnet habe. Als bei den Ausschreitungen ein Mann von der Tribüne gefallen war, sei ihm das zu "krass" gewesen. Außerdem habe seine Lebensgefährtin in seiner Zeit in der U-Haft den gemeinsamen Sohn geboren. Er wolle mit Gewalt und Fußball nichts mehr zu tun haben. Als er vom Richter gefragt wurde, warum er denn überhaupt nach Nizza gefahren sei und sich am Blocksturm beteiligt habe, sagte er, dass plötzlich der Kopf "ausgesetzt" habe.

Der andere Angeklagte während der Ausschreitungen im Stadion von Nizza. | Bildquelle: WDR

Der Mitangeklagte sprach davon, dass Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit Fußball am Wochenende für ihn dazu gehört haben. Es habe ihm einen "Kick" gegeben. In der Woche arbeiten und sich dann, rund um Fußballspiele, abreagieren. Auch er will nun lieber seinem kleinen Sohn beim Tore schießen zusehen, und sich so seinen "Kick" holen.

Aus Untersuchungshaft entlassen

Auf Antrag seines Verteidigers entließ das Gericht den 30 Jahre alten Angeklagten aus der Untersuchungshaft. Dieser Moment war wieder sehr emotional. Damit ist der Prozess aber noch nicht vorbei. Beide Angeklagte sollen auch bei einer Prügelei als aktive Kreisligaspieler zwischen Viktoria Buchheim und Jan Wellem 05 im Januar 2022 beteiligt gewesen sein. Um diesen Sachverhalt aufzuklären brauche es noch mindesteins einen Verhandlungstag, so Gericht. Am kommenden Dienstag geht es weiter.