Es sollte ein Fußballfest werden, doch die Krawalle am 8. September 2022 im "Stade de Nice" überschatten das Auswärtsspiel des 1. FC Köln in diesem Wettbewerb. Weil sich unter anderem auf den Rängen des Stadions Jagdszenen zwischen Anhängern beider Mannschaften abspielen, wird das Spiel später angepfiffen. Die Vorkommnisse sorgen europaweit für Schlagzeilen.
Zu Beginn der Verhandlung hat der stämmige, 36-jährige Mann die Vorwürfe eingeräumt. Es habe Schläge und Tritte gegen Anhänger der anderen Mannschaft gegeben. Gleichzeitig spielte er das Geschehen aber auch herunter. Er habe gar nicht vorgehabt zu prügeln. Als es aber dann die Informationen von Angriffen auf FC-Fans von Seiten der Nizza-Anhänger gab, habe er sich dazu entschieden "mit nach vorne zu gehen".
Vorbestrafter "Alt-Hool"
Der 36 Jahre alte Angeklagte gilt in der Szene gilt er als sogenannter "Alt-Hool". Er ist aktenkundig wegen diverser Gewaltdelikte rund um FC-Spiele bereits im Jahr 2008. Wegen seines Vorstrafenregisters sitzt er zudem seit Herbst vergangenen Jahres in Untersuchungshaft. Insgesamt listet das Gericht in der Verhandlung sieben Eintragungen auf. Dabei geht es um Taten, die der Angeklagte in Zusammenhang mit Fußballspielen, verübt hat. Landfriedensbruch in Kaiserslautern, Pyrotechnik-Einsatz in Nürnberg, Verurteilung vom Amtsgericht Berlin Tiergarten, Übergriffe in einer Sportsbar beim Spiel Deutschland gegen die Türkei.
Video-und Filmaufnahmen konnten die brutalen Angriffe im Stadion von Nizza vor dem Conference-League-Spielauf gegnerische Fans eindeutig belegen. Als einer der wenigen war der 36-Jährige nicht maskiert. Er trug einen schwarzen Hut.
"Reputation des FC und Stadt Köln leidet"
Der Oberstaatsanwalt in diesem Verfahren sagte in seinem Plädoyer, dass das Verhalten des Angeklagten durch nichts zu rechtfertigen war. Es gab tausende friedliche FC-Fans, die sich nicht provozieren ließen. Ausgerechnet in Frankreich hätten der Angeklagte und andere randaliert, dort, wo im Jahr 1998 ein französischer Polizist durch deutsche, angebliche Fans so schwer verletzt wurde, dass er bleibende Schäden davontrug.
Vor dem Spiel in Nizza gab es brutale Übergriffe auf FC-Fans vor dem Stadion. Eine Gruppe von 50 bis 80 Gewalttätern aus dem FC-Lager nahm daraufhin im Stadion Rache. Unterstützt wurden sie von Fußball-Chaoten aus Paris und Dortmund. Bisher hat die Kölner Staatsanwaltschaft mindestens 16 Tatverdächtige identifiziert.
Bereits in der kommenden Woche steht ein weiterer Prozess an. Am 31. Januar müssen sich zwei Männer vor dem Amtsgericht in Köln wegen der Randale in Nizza verantworten.
Über dieses Thema berichtet der WDR am 25.01.2023 auch im Hörfunk auf WDR2 und im Fernsehen in der Lokalzeit aus Köln.