Ein Waschbär auf der Suche nach Nahrung

Waschbären breiten sich im Rhein-Sieg-Kreis aus

Stand: 31.01.2024, 18:31 Uhr

Ursprünglich kommen sie aus Nordamerika, aber auch bei uns fühlen sich die invasiven Räuber immer wohler. Ihre Population hat sich wohl vervierfacht.

Von Christian von Stülpnagel

Wenn Anna Maria Müller durch ihr Jagdrevier in Winterscheid bei Hennef geht, sieht sie die Spuren ganz deutlich: Richtige Trampelpfade haben sich gebildet, wo die Waschbären besonders gern entlanglaufen: "Die kommen hier unter dem Zaun durch und kontrollieren dann, wo sie Futter finden.“

Die Wildkameras fotografieren die Tiere mittlerweile mehrmals die Woche, manchmal auch jede Nacht. Vor allem wenn in wenigen Tagen die Laichsaison der Kröten und Frösche beginnt, werden die Teiche dort für die Tiere zum wahren Festmahl.

Der Abdruck einer Waschbären-Pfote im Matsch.

Der Abdruck einer Waschbären-Pfote im Matsch.

"Der setzt sich dann hier hin und gräbt mit seinen Vorderpfoten, mit denen er recht behände ist, so lange, bis er vielleicht Erfolg hat. Und wenn er dann Erfolg hat, dann war es das für den Grasfrosch“, sagt Anna Maria Müller.

Todeszahlen verfierfacht

Wie stark sich der Waschbär mittlerweile in der Region ausgebreitet hat, ist gar nicht klar. Zahlen, wie groß seine Population ist, gibt es nicht. Allerdings hat sich die Zahl der pro Jagdsaison getöteten Waschbären im Rhein-Sieg-Kreis zwischen 2018 und 2023 fast vervierfacht: von 44 auf 157. Die Population dürfte sich ähnlich entwickelt haben.

Anna Maria Müller, Jägerin

Im Revier von Jägerin Anna Maria Müller macht sich der Waschbär breit.

Mit gravieren Folgen für die Ökosysteme: "Der Waschbär dezimiert die Bestände von Amphibien teilweise so stark, dass die gar nicht mehr vorkommen“, erklärt Jägerin Anna Maria Müller: "Und dann haben alle anderen Tiere auch nichts mehr zu fressen. Und die Nahrungskette ist dann aufgehoben.“

Auf Wildkameras tauchen die Waschbären häufig auf.

Auf Wildkameras tauchen die Waschbären häufig auf.

Aber nicht nur in ihren Jagdgebieten breitet sich der Waschbär aus – auch in privaten Gärten macht er sich breit. Eine Anwohnerin aus dem Rhein-Sieg-Kreis hat dem WDR Bilder einer privaten Wildkamera geschickt. Sie zeigen, wie Tiere einen Igelbau auf ihrem Grundstück plündern. Und andere Tiere hätten sie auch schon getötet.

Dem Rhein-Sieg-Kreis ist das Problem bewusst - und er will den Waschbären bekämpfen: "Der Waschbär darf gejagt werden, zumindest im Außenbereich. Und die Jäger sind sehr hilfreich und versuchen die Population dementsprechend zu begrenzen“, erklärt Jörg Bambeck, Leiter des Amtes für Umwelt- und Naturschutz des Rhein-Sieg-Kreises.

Eigenen Garten schützen

Aber auch jeder einzelne kann etwas gegen den Waschbären tun: "Man sollte keine Mülltonnen offen stehen lassen“, erklärt Bambeck: "Nichts Fressbares draußen liegen lassen. Bei Gebäuden sollte man versuchen, die auch sicher zu machen, dass Waschbären da nicht so eindringen können.“ In Siegburg ist mittlerweile das Füttern von Waschbären offiziell verboten.

Jägerin Anna Maria Müller will in ihrem Jagdrevier bald Fallen aufstellen. "Wenn nicht erfolgreich gejagt wird, dann werden es die Ökosysteme sehr schwer haben. Sodass die Amphibien verschwinden.“

Über dieses Thema berichtet der WDR am 01.02.2023 auch im Fernsehen in der WDR Lokalzeit aus Bonn.