Regiotram für Aachen

Stand: 21.09.2022, 11:29 Uhr

Auf einer Bürgerveranstaltung haben Stadt Aachen und Fachleute über den aktuellen Stand der geplanten Regiobahn informiert. Sie könnte vom Aachener Hauptbahnhof über Würselen und Alsdorf bis nach Baesweiler fahren.

Von Ulrike Zimmermann

Rund 200 Interessierte haben die Veranstaltung in der Tannhäuser-Halle des Traditionsunternehmens Talbot besucht. Ein passender Ort, denn dort werden seit 180 Jahren Schienenfahrzeuge hergestellt.

Machbarkeitsstudie in Kürze abgeschlossen

Derzeit untersuchen Fachleute aus Karlsruhe im Auftrag von Stadt und Städteregion Aachen sowie dem Aachener Verkehrsverbund AVV, ob die geplante Tram technisch, betrieblich und wirtschaftlich machbar ist. Ende des Jahres sollen die abschließenden Ergebnisse vorliegen.

AVV-Projektleiter Stefan von der Ruhren sagt: „Ein zentraler Punkt ist die Wirtschaftlichkeit. Es wird geprüft, ob der verkehrliche Nutzen letztendlich die Kosten des Projekts überwiegt.“ Dabei geht es zum Beispiel um kürzere Reisezeiten, Fahrgastpotenziale und CO2-Einsparungen.

70.000 Pendler aus dem Nordkreis

Rund 70.000 Menschen pendeln täglich mit Auto oder Bus zwischen den Kommunen im Nordkreis und der Stadt Aachen. Das Bussystem ist überlastet, es gibt Staus und Verspätungen. AVV-Projektleiter von der Ruhren sagt: „Mit einer Regiotram hätten wir ein weitestgehend separat geführtes Verkehrsmittel, was wirklich dann schnell und direkt diese Gemeinden mit dem Oberzentrum Aachen verbinden könnte.“ Der genaue Trassenverlauf steht noch nicht fest.

1895: Mit der Straßenbahn nach Vaals 

Straßenbahn, Stadtbahn, Campusbahn und jetzt die Regiotram – Aachen ist kein unbeschriebenes Blatt. 1895 wurde in Aachen die erste elektrische Straßenbahn in Betrieb genommen. Anfang des 20. Jahrhunderts betrieb die Stadt bereits das viertgrößte Straßenbahnnetz in Deutschland, mit Strecken nach Belgien und in die Niederlande nach Vaals. Doch das Auto verdrängte die Straßenbahn. 1974 wurde die letzte Linie stillgelegt.

Wiederbelebungsversuche

Ende der 90er Jahre dann der Versuch von SPD und Grünen in Aachen, eine neue Stadtbahn auf die Schiene zu setzen. Das Land hatte bereits eine halbe Milliarde DM Fördermittel bewilligt. Doch die Mehrheiten im Aachener Rathaus wechselten. CDU und FDP stoppten das Projekt.

1974 wurde die letzte Straßenbahn in Aachen stillgelegt. | Bildquelle: WDR/Ulrike Zimmermann

2013 ein erneuter Versuch – dieses Mal unter dem Namen Campusbahn. Eine breite Mehrheit aus Politik, Einzelhandel, IHK, Handwerkskammer und Wissenschaft befürworteten das Projekt. Aber die Aachener entschieden sich in einem Bürgerentscheid gegen den Bau.

Gute Chancen für Regiotram

AVV-Projektleiter von der Ruhren ist zuversichtlich, dass das Regiotram-Projekt nicht auf dem Abstellgleis landet. Man sei auf einem guten Weg, aber man müsse die endgültigen Ergebnisse abwarten. Sie sollen diesen Winter in den politischen Gremien beraten werden. Dann muss ein Grundsatzbeschluss her: Regiotram – ja oder nein. Bei einer positiven Entscheidung könnte die moderne Stadtbahn in rund zehn Jahren rollen.