Bonn hat jetzt eine Guido-Westerwelle-Brücke
Stand: 10.04.2024, 15:44 Uhr
Nach vielen Diskussionen ist die Victoriabrücke zwischen der Bonner Nord- und Weststadt jetzt nach dem ehemaligen Vizekanzler benannt. Fertig ist die Brücke allerdings noch immer nicht - und wird es wohl auch lange noch nicht sein.
Von Christian von Stülpnagel
Ein kurzer Zug an der Leine - und das weiße Tuch gibt den neuen Namen der Victoriabrücke preis: "Guido-Westerwelle-Brücke" steht da jetzt. Als Erinnerung an den ehemaligen Außenminister und Vizekanzler, der 2016 an Krebs gestorben ist.
"Westerwelle war ein herausragender Politiker, der eine ganz prägende Zeit hier verbracht hat", erinnerte die Bonner Oberbürgermeisterin Katja Dörner bei der Umbenennung: "Er hatte ein 'Bönnsche Hätz' und die Brücke trägt dazu bei, die Erinnerung an ihn aufrecht zu erhalten."
Bonn für Westerwelle "Heimat im besten Sinne"
Westerwelle wurde 1961 in Bad Honnef geboren und hat viele Jahre lang in der Bonner Nordstadt gelebt. Ganz in der Nähe der Brücke, die jetzt seinen Namen trägt. "Hier war Guido Mensch", erinnerte sich ein sichtlich bewegter Michael Mronz: Im Alten Rathaus am Marktplatz hatten er und Westerwelle 2010 ihre Lebenspartnerschaft eintragen lassen, eine "Ehe für alle" gab es damals noch nicht.
Die Victoriabrücke heißt jetzt Guido-Westerwelle-Brücke
"Bonn war für Guido Heimat im besten Sinne", sagte Mronz. Auch als es Westerwelle für die Politik nach Berlin zog, hat er sich weiter für die Stadt engagiert. Unter anderem für das August-Macke-Haus und das World Conference Center. Von 2009 bis 2013 war er im Kabinett von Angela Merkel Außenminister der Bundesrepublik, von 2009 bis 2011 war er außerdem Vizekanzler.
Dennoch hat es um die Umbenennung der Victoriabrücke viele Diskussionen gegeben. Lange wurde darum gerungen, ob man eine Straße im Regierungsviertel nach dem ehemaligen Außenminister benennen sollte, oder doch einen Park oder Platz. Kritiker sagen, die Victoriabrücke sei die einzige Brücke, die bisher nach einer Frau benannt war. Für Werner Hümmrich, FDP-Parteikollege und Freund Westerwelles, ist die Brücke aber genau der richtige Erinnerungsort. "Er war ein Brückenbauer, und er hat viel für Bonn geleistet."
Brücke auch nach acht Jahren Bauzeit nur halb fertig
Auch Jochen Reeh-Schall, Bezirksbürgermeister von Bonn, war für die Umbenennung der Victoriabrücke. "Jetzt muss sie nur noch fertig werden", sagte er. Denn bislang ist die Brücke ein halbes Provisorium. Zwischen 2016 und 2022 wurde sie altersbedingt abgerissen und neu gebaut - allerdings fehlt noch immer die Rampe zum Kreisverkehr am Alten Friedhof, die die Brücke in Richtung Oxfordstraße mit der Innenstadt verbinden soll.
An vielen Stellen gleich die Brücke noch einem Provisorium, etwa mit vorläufigen Radstreifen.
Die kann allerdings erst gebaut werden, wenn die Bornheimer Straße freigegeben ist, wo noch mindestens bis Ende des Jahres die Leitungen unter der Straße erneuert werden. Bis dahin bleiben auch die breiten Fahrradstreifen auf der Brücke provisorisch mit gelben Markierungen bestehen, die Ampelmasten an der Straße leer. Auch ein Lichtbaldachin, der die Brücke beleuchten soll, wird erst im Anschluss gebaut. Bis die Guido-Westerwelle-Brücke vollständig fertig ist, wird es wohl noch Jahre dauern.
Unsere Quellen:
- Reporter vor Ort