Urteil im Prozess um Thallium-Giftmorde

Lokalzeit aus Köln 03.07.2023 01:43 Min. Verfügbar bis 03.07.2024 WDR Von Markus Schmitz

Thallium-Prozess: Polizei Düsseldorf wehrt sich gegen Kritik von Richterin

Stand: 06.07.2023, 10:15 Uhr

Nachdem eine Kölner Richterin bei der Verurteilung eines Giftmörders die Düsseldorfer Polizei wegen Fehlern bei der Ermittlung kritisiert hat, will die Polizei nochmal mit ihr sprechen.

Es ist einer der spektakulärsten Gerichtsprozesse der vergangenen Zeit vor dem Kölner Landgericht gewesen. Nach neun Monaten Prozess dann das Urteil: Das Gericht verurteilt den 42-Jährigen wegen zweifachen Mordes, einem Mordversuch und einem versuchten Schwangerschaftsabbruch zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe.

Die vorsitzende Richterin nutzte in der Begründung Worte wie sadistisch, grausam, kaltblütig oder brandgefährlich. Diese Bezeichnungen richteten sich gegen den 42 Jahre alten Krankenpfleger. Das Gericht hat keinen Zweifel daran, dass er die Frauen mit Thallium vergiftet hat. Der Mann dagegen bestreitet nach wie vor die Taten. Auch ein Motiv konnte nicht klar herausgearbeitet werden.

Thallium-Prozess: Landgericht Köln spricht 42-Jährigen schuldig

00:35 Min. Verfügbar bis 03.07.2025


Die damalige Ehefrau des Mannes und später die Großmutter seiner Lebensgefährtin starben. Die schwangere Lebensgefährtin hatte ebenfalls Thallium im Blut, sie konnte allerdings gerettet werden. Das gemeinsame Kind starb. Einen klaren Zusammenhang mit dem Tod des Kindes und der Thallium-Vergiftung der Mutter konnten die Gutachter aber nicht feststellen.

Kritik an Düsseldorfer Polizei 

Die Frauen wurden jeweils zu verschiedenen Zeitpunkten im Universitätsklinikum in Düsseldorf behandelt. Dazu wurde auch die Düsseldorfer Polizei hinzugezogen. Die Richterin kritisierte dabei das Verhalten der Ermittler in Düsseldorf. Man sei den Fällen nicht richtig nachgegangen, sagte sie. Erst als später die Polizei in Hürth eingeschaltet wurde, kamen die Ermittlungen in Gang.

Die Düsseldorfer Polizei wehrt sich gegen die Kritik: Bei dem ersten Fall hat die Obduktion eine Vorerkrankung ergeben. Der hohe Thallium-Wert wurde mit ihrem Konsum von Nahrungsergänzungsmitteln erklärt, sodass die Rechtsmediziner keine Hinweise auf ein Tötungsdelikt gefunden haben. Als 2021 die zweite Frau mit gleichen Symptomen eingeliefert wurde, habe man aber umgehend Ermittlungen eingeleitet.

Suizid-Version des Angeklagten - Hinterbliebene fassungslos

Eine Flasche mit Rattengift aus Thallium. (Symbolfoto)

Der Mann habe für die Taten Thallium benutzt.

Im laufenden Prozess äußerte sich der Angeklagte doch noch. In einem langen Brief teilte er mit, dass sich seine damalige Frau mit Thallium das Leben genommen hat, im Fall der Großmutter und der Lebensgefährtin soll es ein Unfall gewesen sein. In dem Haus der alten Frau in Alt-Hürth sei das Rattengift gegen Ungeziefer eingesetzt worden.

Diese Darstellungen riefen bei den Hinterbliebenen, von denen einige als Nebenkläger in dem Prozess teilgenommen haben, Fassungslosigkeit hervor.

Nebenklägerin richtet Blick auf den Täter

Die Lebensgefährtin, die die Vergiftung mit Thallium überlebte, trat in dem Prozess als Nebenklägerin auf. Sie musste mehrere Wochen auf der Intensivstation behandelt werden. Während der Urteilsverkündung hielt sie die Hand ihrer Anwältin, während der Urteilsbegründung richtete sie pausenlos ihren Blick in Richtung des Täters, ihren ehemaligen Freund.

Die Anwältin sagte, dass der Krankenpfleger die höchste Strafe bekommen hat, die in Deutschland möglich ist. Eine lebenslange Freiheitsstrafe, die Feststellung der besonderen schwere der Schuld und die Sicherungsverwahrung.

Weitere Themen