Zwei Verkehrsschilder an einer Landstraße: Ein Tempo-70-Schild unter einem "Achtung, Radfahrer"-Schild. Dahinter sind Strommasten zu sehen.

Temposchild abgesägt: 1.000 Blitzerfotos werden vernichtet

Stand: 15.05.2024, 16:40 Uhr

Der Kreis Kleve muss vermutlich rund 1.000 Blitzer-Fotos von Temposündern vernichten. Auf einer Bundesstraße bei Rheurdt hat ein Unbekannter offenbar ein Tempolimit-Schild abgesägt.

Von Thomas KalusThomas Kalus

Die Bundesstraße B 510 bei Rheurdt ist ein Unfallschwerpunkt. Erst im Januar wurden dort wieder zwei Menschen bei einem Unfall schwer verletzt. Deshalb gilt zwischen Rheurdt und Aldekerk seit Anfang April ein Tempolimit von bei 70 km/h. Dafür wurden zwei Schilder aufgestellt: Das Tempolimit und ein Warnschild vor Auffahrunfällen. Um zu überprüfen, dass sich die Autofahrer an das Tempolimit halten, hat der Kreis Kleve am 10. Mai einen mobilen Blitzer aufgestellt.

Täter sägt Schild kurzerhand ab

Zwei Tage später meldeten Mitarbeiter des Landesbetriebes Straßen.NRW der Kreispolizei Kleve, dass die beiden Schilder nicht mehr da sind. "Entweder hat jemand das Schild mit einer starken Säge oder sogar mit einer Flex abgesägt", sagte Polizeisprecher Stefan Sparberg. "Da steckte jede Menge kriminelle Energie dahinter."

1.000 Temposünder müssen kein Bußgeld bezahlen

Die Polizei ermittelt nun wegen Verkehrsgefährdung. Und: keiner der Autofahrer, die dort im fraglichen Zeitraum geblitzt wurden, bekommt einen Bußgeldbescheid: "Das betrifft die rund 1.000 Leute, die zwischen Freitag und Montag geblitzt wurden", erklärte Kreissprecher Benedikt Gesbers. "Wir können ja nicht beweisen, wann das Schild abgesägt wurde, deshalb kann keiner der Autofahrer belangt werden." Deshalb werden die Bilder wohl vernichtet.

Ob der Täter oder die Täterin durch diese Aktion selbst einer Strafe wegen zu hoher Geschwindigkeit entgehen wollte, ist Spekulation.

Polizeisprecher: Tat ist Respektlosigkeit gegenüber Unfallopfern

Polizeisprecher Stefan Sparberg verurteilte das Absägen des Temposchildes. "Das ist eine ungeheure Respektlosigkeit gegenüber Angehörigen von Unfallopfern. Ich kann nur hoffen, dass die Täter nicht auch mal einen Unfall haben, wo dann deren Angehörige getröstet werden müssen."

SEMI!: Temposchilder abgesägt

WDR Studios NRW 15.05.2024 00:22 Min. Verfügbar bis 15.05.2026 WDR Online


Nirgendwo in Nordrhein-Westfalen ist das Risiko höher, bei einem Verkehrsunfall getötet zu werden, als im Kreis Kleve. In dieser unrühmlichen Statistik rangiert der Kreis seit Jahren auf Platz eins. Im vergangenen Jahr sind dort auf den Straßen 21 Menschen ums Leben gekommen. Die Polizei im Kreis Kleve hofft jetzt auf Zeugenhinweise.

Unsere Quellen:

  • Kreis Kleve
  • Kreispolizeibehörde Kleve
  • Verkehrsunfallbilanz 2023 Kreis Kleve

Über dieses Thema berichten wir auch auf WDR 2 am 15.5.