Prozess um brutalen Überfall auf Seniorin in Hennef
WDR Aktuell. 29.01.2025. 00:27 Min.. Verfügbar bis 29.01.2027. WDR .
Prozess um brutalen Überfall auf Seniorin in Hennef
Stand: 29.01.2025, 14:37 Uhr
Vor dem Bonner Landgericht muss sich ein 30-Jähriger wegen eines brutalen Überfalls auf eine Seniorin in Hennef verantworten. Der Mann soll die Frau zu Hause gefesselt, geschlagen, ausgeraubt und später vergewaltigt haben.
Von Christoph Alexander Hensgen
Der Angeklagte war über eine Agentur für Pflegekräfte an die 81-Jährige vermittelt worden. Er sollte den bettlägerigen Mann der Seniorin pflegen.
Es geschah in der Nacht zum 02. August 2024. Das spätere Opfer hatte dem heutigen Angeklagten laut Staatsanwaltschaft einen Schlüssel unter die Fußmatte gelegt. Als der Mann um kurz nach Mitternacht das Haus des Ehepaares in Hennef betritt, so die Anklage, überrascht er das Ehepaar im Schlaf.
Seniorin im Schlaf überrascht und an Stuhl gefesselt
Er soll die Frau gepackt, mit Seilen und Klebeband an einen Stuhl gefesselt und ihr den Mund zugeklebt haben. Danach durchsucht er laut Staatsanwaltschaft das Haus nach Wertgegenständen.
Er findet 400 Euro in bar, Schmuck im Wert von 7.000 Euro und zwei EC-Karten der 81-Jährigen. Die dazugehörigen PIN verrät ihm die Seniorin, weil der Eindringling ihr mehrfach ins Gesicht geschlagen haben soll.
Mit den Geheimzahlen, so der Vorwurf, lässt er sein Opfer gefesselt zurück und fährt mit einem Taxi zu einem Geldautomaten. Dort hebt er 1.500 Euro ab. Anschließend, so die Staatsanwaltschaft, fährt er zurück zu seinem Opfer und vergewaltigt es.
Tat hat dramatische Folgen für das Ehepaar
"Die Tat hat das Leben meiner Mandantin zerstört", sagt Nebenklage-Anwältin Dagmar Schorn. "Sie war psychisch nicht mehr in der Lage, das Haus, in dem sie jahrelang mit ihrem Mann gelebt hat, zu betreten. Es wurde verkauft. Jetzt leben Mann und Frau in zwei getrennten Heimen."
Drei Stunden nachdem er das Haus des Ehepaares betreten hatte, flüchtet der Angeklagte. In einem Taxi, so steht es in der Anklage, lässt er sich nach Berlin fahren. Die Rechnung in Höhe von 1.700 Euro zahlt er vorab - mit einer der EC-Karten des Hennefer Paares.
Angeklagter tappt in Polizei-Falle
Als er Wochen später, mit gefärbten Haaren und anderer Frisur erneut einen Job als Pfleger bei Senioren antreten will, wird der jetzt Angeklagte festgenommen. Es ist ein fingiertes Job-Angebot. Die Polizei hatte dem 30-Jährigen zusammen mit der Agentur, die ihn im vergangenen August nach Hennef vermittelt hatte, eine Falle gestellt.
Der Angeklagte hat die Tat am Nachmittag umfassend gestanden und Reue gezeigt. Er behauptet, zum Tatzeitpunkt unter Alkohol- und Tabletteneinfluss gestanden zu haben. Zuvor äußerte er sich auch ausführlich zu seinem Lebenslauf. Der gelernte Koch ist mehrfach und massiv vorbestraft, saß bereits mehrere Jahre im Gefängnis.
Gericht prüft Voraussetzungen für Sicherungsverwahrung
Auch jetzt droht dem Mann wegen schweren Raubes, räuberischer Erpressung, Körperverletzung, besonders schwerer Vergewaltigung und Computerbetruges eine mehrjährige Haftstrafe.
Deshalb weist das Gericht alle Prozessbeteiligten darauf hin, dass es auch die Möglichkeit einer Sicherungsverwahrung prüfen wird. Käme die in Betracht, würde der Mann auch nach Ablauf einer erneuten Haftstrafe nicht mehr auf freien Fuß kommen. Ein Urteil wird Ende Februar erwartet.
Unsere Quellen:
- Landgericht Bonn
- WDR-Reporter vor Ort