Auf dem Bild sieht man die Eltern, Schüler und das Lehrerkollegium vom Gymnasium auf der Insel Nonnenwerth Abschied nehmen.

Schule auf Nonnenwerth jetzt endgültig geschlossen

Stand: 15.07.2022, 16:22 Uhr

Eine Schule macht dicht – nicht nur für die Zeit der Ferien: Das Gymnasium auf der Insel Nonnenwerth schließt für immer. Ein Investor hatte die Schule gekauft, wollte sie eigentlich erhalten. Und dann hieß es, der Brandschutz sei zu teuer. Schülerschaft, Eltern und Lehrer haben lange für den Erhalt gekämpft – und doch verloren. Am Freitag war dort der allerletzte Schultag.

Von Anette Flentge

Luftballons und Trauermarsch

Unter Tränen verließen die meisten der 463 Schülerinnen und Schüler die Insel. „Es ist eine Mischung aus Wut und Traurigkeit“, sagt die 11-Jährige Jona Shari Khazdouzian. Auch ihre Augen sind gerötet. Sie wünschte, Inseleigner Peter Soliman würde mal an seine eigene Kindheit denken, wie er das empfunden hätte, von allen Freunden getrennt zu werden.

Die Schulleiterin des Gymnasiums Nonnenwerth verabschiedet ihre Schüler alle einzeln mit Handschlag.

Schulleiterin Andrea Monreal klatschte jeden einzeln ab. Und auch sie konnte die Tränen nicht zurückhalten.

Zuvor hatte es auf der Insel einen Gottesdienst gegeben und schließlich ließen Schüler, Lehrer und Eltern schwarze Ballons steigen und gingen in einer Art Trauermarsch zur Fähre.

Und bei den meisten herrschte immer noch Fassungslosigkeit darüber, dass der Investor die Schule nicht weiter betreibt.

Eine besondere Schule

Das Franziskus-Gymnasium auf der Insel Nonnenwerth bei Remagen war mal eine Vorzeigeschule. Seit 1854 wurde es von den Franziskanerinnen geführt. Dort wehte also der Geist der Ordensschwestern viele Jahre. Ein Gymnasium, an dem man in nur acht Jahren das Abitur machen kann, davon gibt es in Rheinland-Pfalz nicht viele.

Wer zur Schule wollte, musste mit der Fähre fahren und das galt jeden Morgen für Schüler und Lehrpersonal: eine Fähre von Bad Honnef, eine von der Remagener Seite. Bei Nebel oder zu niedrigem Wasserstand musste die Schule auch schonmal ausfallen oder zuletzt digital stattfinden.

Der Notendurchschnitt des letzten Abi-Jahrgangs ist übrigens ausgesprochen gut mit 1, 9. Fünf mal hat es die 1,0 gegeben.

Brandschutz als Ursache für Schließung

Vor zwei Jahren haben die Franziskanerinnen die Insel an den privaten Investor Peter Soliman verkauft. Der betreibt private Schulen in Neuss und Düsseldorf. Und jetzt macht er die Schule auf Nonnenwerth zu. Peter Soliman hatte später geltend gemacht, wegen der hohen Brandschutzkosten, die nach eigenen Aussagen ein Gutachter auf 13,8 Millionen Euro beziffert habe, könne er die Schule nicht sanieren. Der Kreis Ahrweiler hatte die Nutzung des Schulgebäudes wegen Gefahren für Leib und Leben untersagt.

Verhandlungen gescheitert

Die Eltern berichten, sie hätten immer wieder Gespräche gesucht, auch die Kreisverwaltung wollte helfen, eine Lösung zu finden. Der Trägerverein „Rettet Nonnenwerth“ wollte einen eigenen Brandschutz-Gutachter schicken. Ein erster Termin kam nicht zustande. Der Eigentümer erklärte in einer Stellungnahme, ein Termin hätte eine Woche später stattfinden können. Die Verhandlungen scheiterten.

Der Schulbesitzer erklärt, er habe bereits im Juli 2021 ein Angebot zum Erhalt der Schule unterbreitet, das nicht angenommen worden sei. Er habe selbst mit einem möglichen neuen Träger verhandelt und nach weiteren potentiellen Interessenten gesucht. Zuletzt hatte Soliman in einer Stellungnahme seine Bereitschaft betont, auch mit der Stadt Remagen Gespräche über die Übergabe der Trägerschaft der Schule zu führen.

Zukunft der Insel unklar

Wie es auf der Insel weiter geht, ist völlig unklar.  Kurios ist aber, erzählen Eltern, dass zwischenzeitlich das Exposé einer Kölner Immobilienfirma aufgetaucht sein soll. Es soll um siebenundvierzig Luxuswohnungen gegangen sein, die auf der Insel entstehen sollten. Inselbesitzer Peter Soliman betont aber, er habe das nicht in Auftrag gegeben.

Schüler sind auf verschiedene Schulen verteilt

Im kommenden Schuljahr werden die Schülerinnen und Schüler in alle Himmelsrichtungen zerstreut. Viele werden in Bad Honnef aufs Siebengebirgs-Gymnasium gehen und andere Schulen in Königswinter und Bonn besuchen. Auch das Gymnasium in Remagen hat Nonnwerth-Schüler aufgenommen. Dieses Auseinanderbrechen ihrer Schülerschaft empfinden sie als besonders schlimm.

Von den 45 Lehrerinnen und Lehrern haben etwa die Hälfte bereits neue Stellen in anderen rheinland-pfälzischen Schulen. Die anderen wissen noch nicht, wie es weiter geht. Das gilt auch für Schulleiterin Andrea Monreal.

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