Ein gelbes Schild mit der Aufschrift "Kuckum", welches auf einer Straße in Keyenberg steht

Nach Lützerath-Protesten: Bündnis bietet Schadensersatz an

Stand: 02.02.2023, 11:37 Uhr

Das Bündnis "Alle Dörfer bleiben" will für Schäden in den Garzweiler-II-Altdörfern bei Erkelenz aufkommen. Den Vorwurf der Bedrohung weist das Bündnis zurück.

Der Streit zwischen den Bewohnern in den Garzweiler II-Altdörfern und den Umweltaktivisten geht in die nächste Runde. Das Bündnis "Alle Dörfer bleiben", das in den vergangenen Monaten mit den Klimaaktivisten in und um Lützerath kooperiert hat, weist nun Vorwürfe der Anwohner zurück, in den fünf geretteten Dörfern sei es zu massivem Vandalismus und auch Drohungen von Seiten der Klimaaktivisten gekommen.

Bündnis gibt Beschädigungen zu

Dennoch muss auch das Bündnis "Alle Dörfer bleiben" Schäden an Grundstücken und Häusern zugeben. "Außer ein paar wenigen Graffiti hat sich im Ort gar nichts verändert", sagt zwar Bündnis-Sprecher David Dresen. Die Bilanz spricht aber eine andere Sprache. So wurden in den Ortschaft zehn Graffiti gezählt, außerdem seien zwei Scheiben in unbewohnten Häusern eingeworfen worden. Das Bündnis gibt auch zu, dass einige Aktivisten in vier leerstehenden Häuser übernachtet hätten. Obwohl man wusste, dass die Spülung nicht funktioniere, sei die Toilette genutzt worden. Die Schuld dafür trägt nach Meinung des Bündnisses der RWE-Konzern: Er habe die Häuser von dem Abwassersystem gekappt.

Kritik an CDU-Kampagne

Während der Groß-Demo Mitte Januar für den Erhalt der Ortschaft Lützerath kam es ebenfalls zu mehreren Beschädigungen, vor allem betroffen sind Ackerflächen. Neun Landwirte sollen jetzt eine Entschädigung bekommen. In die Kritik gerät bei der Diskussion um die Zustände in den fünf Ortschaften Kuckum, Keyenberg, Ober- und Unterwestrich sowie Berverath vor allem die CDU. Das Bündnis spricht von einer Kampagne, um Klimaproteste zu kriminalisieren. "Die CDU in Nordrhein-Westfalen betreibt Desinformationen zur Lage der Dörfer am Tagebau Garzweiler II", heißt es in einer Pressemitteilung. Die Sicht des Bündnisses: Anwohner hätten seit Beginn der Umsiedlung immer wieder von Einbrüchen und Vandalismus berichtet, das habe aber weder die Stadt Erkelenz noch die ehemalige Landesregierung aus FDP und CDU interessiert. 

Stadt will für mehr Sicherheit sorgen

Derzeit leben noch rund 500 Menschen in den geretteten Dörfern, darunter 200 Flüchtlinge. Der Erkelenzer Bürgermeister Stephan Muckel (CDU) nimmt die Sorgen der Anwohner ernst. "Die Stadt wird für mehr Ordnung in den betroffenen Orten sorgen. Ich habe das Gefühl, dass die Stimmung in den Dörfern gerade kippt", schätzt der CDU-Politiker die Lage vor Ort ein. Offenbar lässt die Solidarität mit den Aktivisten nach. Unterdessen wird die Polizei weiterhin rund um den Braunkohletagebau Garzweiler II im Einsatz sein.