Römischer Wachturm in Neuss mit Eingangstor

Römischer Wachturm in Neuss erstrahlt in neuem Glanz

Stand: 06.12.2023, 19:24 Uhr

Im Neusser Süden können Besucher jetzt den frisch restaurierten Nachbau eines römischen Wachturms besichtigen. Am Mittwoch wurde er nach aufwändigen Arbeiten vorgestellt. Der Turm ist Teil des UNESCO-Weltkulterbes "Niedergermanischer Limes“.

Von Thomas Kalus

Der Limes bildete die riesige Grenzbefestigung zwischen zwei römischen Provinzen. Der über 2.000 Jahre alte Grenzwall wurde 2021 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhoben. Das Kleinkastell am Reckberg ist Teil des Limes. Die ehemalige römische Befestigungsanlage ist heute ein Bodendenkmal. Es befindet sich in einem Waldstück östlich des Neusser Stadtteils Grimlinghausen unweit des Rheins.

Wachturm diente den Römern als Aussichtsstation

Weithin sichtbares Zeichen war schon damals ein Wachturm. Auf einem fünf mal fünf Meter großen Grundriss diente er zu Römerzeiten als Aussichtsstation und als Grenzpunkt. Von hier aus hatten die Soldaten einen freien Blick auf den Rhein, der schon zu diesen Zeiten ein wichtiger Verkehrsweg war. Aber auch Feinde konnten über den Fluss kommen. Umso wichtiger war es für die Römer, sie schon von weitem zu sehen.

Turm sollte die Wehrhaftigkeit der Römer zeigen

Bei dem jetzt restaurierten Wachturm handelt es sich um eine 1991 fertiggestellte Rekonstruktion der in der Nähe entdeckten Originalfundamente. Die Überreste wurden um 1900 bei Ausgrabungen gefunden.

Ein Schild mit der Aufschrift "Römischer Wachturm". Hinter dem Schild stehen mehrere Personen inklusive eines Kamera-Teams

Der römische Wachturm kann kostenlos besichtigt werden

Die Bauwerke bestanden Experten zufolge aus Steinmauern oder Palisaden aus Holz. Dazu gehörten etliche Kastelle und Wachtürme. Die Türme standen immer zueinander in Sichtweite, um einander Signale zu geben.

Der Wachturm sieht nach Restaurierung originalgetreuer aus

Der Neusser Wachturm wurde nun mit Hilfe von Fördermitteln des Landes instandgesetzt und nach aktuellem Forschungsstand dem Erscheinungsbild der historischen römischen Wachtürme angepasst. Ziel war es, das Bauwerk durch die Restaurierung originalgetreuer aussehen zu lassen - und das ist gelungen.

Erscheinungsbild sollte Angreifer abschrecken

"Das 12 Meter hohe Bauwerk wurde komplett neu verputzt", erzählte Erich Claßen, der Leiter des Amtes für Bodendenkmalpflege beim Landschaftsverband Rheinland: "Wobei der neue Putz den Anschein erweckt, als seien dort große Stein-Quader verbaut worden", so der Archäologe, "eben genau so, wie die Römer tatsächlich gebaut haben. Dieses Erscheinungsbild sollte die Feinde damals abschrecken.“ Die Römer wollten zeigen, dass sie wehrhaft sind.

LVR- Landesarchäologe Erich Claßen vor dem römischen Wachturm

Archäologe Erich Claßen

Einziges Eingangstor liegt drei Meter hoch

Für die römischen Legionäre war es gar nicht so einfach, in den Turm hinein zu gelangen. Denn die einzige Toröffnung lag rund drei Meter über der Erde. Umso schwieriger war es aber auch für mögliche Eindringlinge, den Turm einzunehmen. 

Der Römische Wachturm liegt zwischen den beiden Neusser Stadtteilen Uedesheim und Grimlinghausen an der Straße am Reckberg. Das Bauwerk kann jederzeit kostenlos besichtigt werden.

Über dieses Thema berichtet der WDR am 6.12.2023 im WDR Fernsehen in der Lokalzeit aus Düsseldorf und im Hörfunk auf WDR2.

Unsere Quellen: Recherche WDR-Reporter Studio Düsseldorf, Ortstermin mit dem Amt für Bodendenkmalpflege beim Landschaftsverband Rheinland in Neuss.