Auf der Sophienhöhe, einer künstlichen Halde mit Erde aus dem Tagebau Hambach, haben die Jülicher Pflanzenforscher rund sechs Hektar Fläche von RWE Power gepachtet. Hier wurde nach genauen Vorgaben der Wissenschaftler ein bis zu sechs Meter mächtiger Boden angeschüttet, der in unterschiedlich niedrigen Konzentrationen Nährstoffe enthält.
Landwirte würden hier von einem "Nullerboden" sprechen. Zum Vergleich: Die besten Ackerböden, wie sie auch in der Jülicher Börde vorkommen, haben einen Bodenwert von 100.
Wenig Wasser, kaum Nährstoffe
Auf diesem Nullerboden-Feldlabor wollen Forscher gemeinsam mit Landwirten beobachten, wie ein- oder mehrjährige Nutzpflanzen mit extrem wenig Wasser und Nährstoffen zurecht kommen. Wie entwickeln sich die Wurzeln? Wie hoch sind die Erträge unter diesen schwierigen Bedingungen? Welche Pflanzen eignen sich besser als andere?
Dr. Christina Kuchendorf steht in einer Messstation am Tagebau
Gerste ist eine sehr gut erforschte Getreideart, deshalb haben die Forscher sie als eine der Versuchspflanzen ausgewählt. Beim Blick auf die Anbaufläche hoch oben über dem Tagebau wird auch dem Laien sofort klar, was Nährstoffarmut für die Pflanze bedeutet. Dort, wo es gar keine Nährstoffe gibt, sind die Pflanzen mickrig und braun. Je nährstoffreicher der Boden ist, desto grüner und kräftiger ist die Gerste.
Dünger aus der Biogasanlage
Gedüngt werden die Pflanzen mit genau abgemessenen Konzentrationen. Dazu werden nur organische Substanzen verwendet, zum Beispiel Gärreste aus Biogasanlagen, die ein Landwirt aus Nörvenich im Kreis Düren liefert. Er hilft auch bei der Saat und der Ernte der Pflanzen.
In dem Feldlabor auf der Sophienhöhe werden nicht nur Getreidesorten angebaut. Auch die Färberdistel oder die schnell wachsende Silphie sind bereits im Fokus der Wissenschaftler. Ihre Fasern können fossile Rohstoffe ersetzen und für die Energieproduktion in Biogasanlagen verwendet werden.
Das Team des Forschungszentrums Jülich
In den nächsten Jahren wollen die Jülicher Wissenschaftler aber auch Pflanzen untersuchen, die für die Pharma- und Kosmetikindustrie interessant sind und fossile Rohstoffe ersetzen können.
Flächen am Tagebau Hambach nutzen
Landwirten in der Region soll das Feldlabor in den nächsten Jahren nicht nur Erkenntnisse über neue Anbau- und Düngemethoden liefern. Es geht auch um die Zwischennutzung von Böden rund um die Tagebaue Hambach, Inden und Garzweiler.
Nach Ende der Kohleförderung wird es Jahrzehnte dauern, bis aus den Tagebaulöchern Seen entstanden sind. Bis dahin könnten die Flächen am Tagebaurand und an den Böschungen beispielsweise für den Anbau von Energiepflanzen genutzt werden.
Unsere Quellen:
- Forschungszentrum Jülich
- Koordinierungsstelle BioökonomieRevier
- Landwirtschaftskammer NRW